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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache
Autoren: Jason Dark
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und offenere Verbindungen zwischen der normalen Welt und auch Aibon gegeben. Nicht alles auf unserem Planeten war schon erforscht worden. So gab es auch heute in den dichten Regenwäldern Asiens und Südamerikas noch Orte, die nie vom Fuß eines Weißen betreten worden waren, und wo die Einheimischen noch lebten wie vor Tausenden von Jahren. Nur war es für uns schwer begreiflich, so etwas in Irland zu finden, einem sogenannten zivilisierten Land.
    Bill hatte sich ebenfalls gehockt. Er strich über seine Wangen. Selbst ich hörte das Kratzen der Stoppeln. »Was machen wir denn jetzt? Holen wir sie raus?«
    »Wäre am besten.«
    »Und dann geben wir sie wieder ihrem Element zurück und warten darauf, daß jemand erscheint, um die Beute abzuholen.«
    »Das habe ich mir auch so vorgestellt.«
    Bill lächelte schmal. »Wobei ich von dir noch gern gewußt hätte, was man mit einer Nixe wie dieser anfangen kann? Hast du da vielleicht eine Idee?«
    Ich hob die Schultern. »So gut wie nicht. Ich glaube kaum, daß sie in einem Zoo ausgestellt wird.«
    »Eben. Was dann?«
    »Darüber zerbreche ich mir jetzt nicht den Kopf. Das ist Theorie, wir sollten schon bei der Praxis bleiben und die Falle öffnen.«
    »Zuerst möchte ich sie anfassen.«
    »Bitte.«
    Die Meerjungfrau lag relativ günstig. Ziemlich dicht an unserer Seite. Bill schob einen Finger durch ein bestimmtes Gitterloch und machte ihn so lang, daß er mit der Kuppe über die Hüfte der Gefangenen hinwegstreichen konnte. Er drückte leicht in das Fleisch hinein und flüsterte: »Es fühlt sich an wie Samt.«
    »Eine Undine.«
    »Aber nicht die Undine.«
    »Wie meinst du das?«
    Bill ließ seinen Finger noch tieferwandern, und zwar dorthin, wo die etwas schuppige Haut begann. »Ich glaube, daß die Undine, also die Führerin der Nixen, wenn ich das mal so sagen darf, einfach anders aussieht. Mächtiger, größer. Sie ist nur ein Winzling, ein Wassergeist vielleicht, ich weiß es nicht…«
    »Kann alles sein.«
    »Hier ist die Haut härter«, kommentierte Bill. »Das sind richtige kleine Schuppen.«
    Ich hielt das Gesicht des Wesens unter Kontrolle. »Achtung, Bill, sie öffnet die Augen.«
    Er blickte nach rechts.
    Tatsächlich erwachte das Wesen aus seiner Starre. Die kleinen Augenlider begannen zu flattern. Auch der schmale Mund klaffte etwas auf. Ich hörte keinen Atem und fragte mich auf einmal, wie sie ohne Kiemen im Wasser leben konnte, aber das war jetzt uninteressant, denn zwei Augen schauten uns an.
    Wunderschöne Augen. Sehr klein, mit ebenso kleinen Pupillen, die jedoch unwahrscheinlich klar waren, wenn sich in ihnen das dunkle Grün des Wassers spiegelte.
    Ich versuchte darin zu lesen. Zeigte dieses Wesen Gefühle? Stand es der Begegnung mit einem Menschen ängstlich gegenüber, oder siegte die Neugierde?
    Das hier waren neue Erfahrungen für mich. Trotz meiner internen Aibon-Kenntnisse hatte ich mit den Wasserwesen nie so direkt zu tun gehabt. Es gibt etwas, das international ist. Dazu gehört ein Lächeln. Deshalb lächelte ich.
    Der kleine Mund zuckte. Lächelte sie zurück? Ich glaubte daran und machte mir Gedanken darüber, wie ich mit diesem Wesen in Kontakt treten konnte.
    Schließlich nicht durch unsere Sprache, aber Gesten konnten oft mehr aussagen. Vielleicht war es sogar die Kleine, die uns überholt hatte. Im Wasser war sie für mich ein Fisch gewesen.
    Mein Lächeln wurde erwidert, was mich wiederum froh machte. Ich war gespannt, ob sie nach mir faßte, wenn auch ich meine Hand durch die Lücke im Draht steckte.
    Als sich mein Finger ihrem Gesicht näherte, zuckte sie etwas zurück. Auch der Körper bewegte sich. Der Schwanz schabte über den feuchten Boden, wieder rollte eine Welle heran und näßte sie vom Kopf bis zum Schwanzende durch. Dabei bewegte sich ihr Mund schnappend, denn sie trank einen der Tropfen.
    Das Wasser glitt wieder zurück, nichts hatte sich verändert. Die Nixe winkelte ihren rechten Arm an, um ihn einen Moment später meinem Finger entgegenzustrecken. Plötzlich wurde er von einer kleinen Hand umfaßt, ich persönlich empfand die Berührung als wunderbar. Sie war so weich, zart und angenehm, einfach herrlich, denn so etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt.
    »Und?« flüsterte Bill.
    »Phantastisch.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    Die Nixe benutzte meinen Finger als Halt. Wie eine Turnerin zog sie sich daran hoch. Sie verließ ihre liegende Stellung und geriet in eine Schräglage, wobei sie sich mit der freien Hand
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