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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
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Vicky füllt Champagner nach, das macht es
erträglicher und stoppt die Übelkeit.
Als ich in Vickys Badezimmer bin, sitze ich auf dem Klo und stütze meinen Kopf
auf meine Hände. Ich muss ein großer Masochist sein, sonst würde ich mir das
hier nicht antun , denke ich. Warum bin ich nur hergekommen? Wegen Alex,
nur allein wegen Alex. Ich denke an unsere erste Begegnung, an den Moment,
an dem er mich tatsächlich bemerkt und angesehen hatte. Es war in der
Highschool, in der Cafeteria. Amy und ich hatten uns gerade ein Sandwich und
eine Flasche Orangensaft gekauft und gingen auf die Terrasse. Mir gefiel der
Gedanke, im Freien zu essen. Leider hatte ich meine Sonnenbrille vergessen und
so blendete mich die Sonne ungemein. Blinzelnd folgte ich Amy an einen Tisch
und setze mich mit der Sonne im Rücken. Beim Absetzen des Tabletts rollte mir
die Flasche Orangensaft hinunter und fiel auf den Boden. Ich bückte mich, um
nach dem Getränk zu tasten. Mit dem Kopf unter dem Tisch hörte ich jemanden
sagen: „Was soll der Aufstand wegen der Neuen?“
„Sie heißt Anna. Hast du sie heute Morgen nicht gesehen?“
„Nein. Mit Sicherheit ein Mädchen wie jedes andere. Dass sie eine andere
Sprache spricht und ihr Aufenthalt in den Staaten auf ein Jahr begrenzt ist,
kann sie nicht attraktiver machen.“
„Aber sie sieht toll aus.“
Ich setzte mich wieder aufrecht hin. Scott, Marc, Peter und Alex machten sich
gerade am Nachbartisch breit und alle um uns herum konnten ihr Gespräch mitverfolgen.
„Es gibt hier viele hübsche Mädchen“, sagte Alex, als ich meine
Orangensaftflasche wieder auf das Tablett stellte. Ungewollt schaute er mich
das erste Mal an. Er zeigte sich unbeeindruckt von mir und meinem entsetzten
Gesichtsausdruck und widmete sich seinem Sandwich. Ich wandte mich zu Amy und
schüttelte ratlos den Kopf. „Was soll das denn?“
„Keine Ahnung. Sonst ist er nicht so“, erklärte Amy ebenfalls ratlos.
Das hatte gesessen. Hinter dem Rücken tuscheln, das kannte ich, aber mir fast
ins Gesicht sagen, dass er mich so gar nicht leiden konnte, das war neu und das
konnte ich nicht ertragen. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in mir aus und
es begleitete mich von da an eine ganze Weile.
Es steigerte sich noch, als ich Alex zwei Wochen später am Strand begegnete.
Sie hatten das Basketballspiel verloren, Alex wurde gefoult und im Strandhaus
herrschte trübe Stimmung. Ich hatte mich für einen Moment bei Amy entschuldigt
und war hinunter ans Meer gegangen. Ich lief barfuß durch das Wasser, es war
angenehm kühl und half mir, die Hitze, die ich durch das Biertrinken empfand,
zu lindern. Alex kam mir entgegen, ebenfalls im Wasser watend. Der Halbmond
erhellte die dunkle Nacht und ich lief unbeirrt direkt auf ihn zu. Ich war
gespannt, ob er was sagen oder stumm an mir vorbei gehen würde.
„Hey“, sagte ich mutig, als er vor mir stand.
„Hey“, antwortete Alex.
Ich schluckte. Er antwortet mir . Dann hörte ich wie die Worte: „Ganz
alleine hier?“, aus meinem Mund kamen. Oh Mann, was für ein blöder Satz.
Ganz alleine hier? Natürlich ist er allein hier, denn hier ist niemand außer
uns.
„Ja, mir ist weder nach Feiern noch nach Trauerstimmung.“
„Aber ihr habt doch nur knapp verloren.“ Er redet wirklich mit mir, Yippie.
„Das nützt ja nichts.“
„Die Saison hat doch gerade erst begonnen und …“, plapperte ich die Sportphrasen
nach, die ich zuvor im Strandhaus aufgeschnappten hatte, um unser erstes
Gespräch am Laufen zu halten.
„… ich weiß, ich weiß, es ist noch alles offen, und wenn wir das nächste Spiel
gewinnen …etc. etc.“, nörgelte Alex. Oh, wir sind missgelaunt. Oder liegt es
wieder an mir?
„Entschuldige, ich wollte dich nicht nerven“, antwortete ich, obwohl ich gerne
etwas anderes gesagt hätte. So etwas wie: Was ist nur los mit dir? Warum bist
du immer so schlecht drauf?
Alex sah mir direkt in die Augen und sagte dann: „Geschenkt. Geh wieder zu
Scott, er schätzt offensichtlich deine Anwesenheit.“
Wow, das hatte mich hart getroffen. Geschockt und sprachlos wollte ich gerade
beleidigt kehrt machen, da überkam mich die Wut und ich fragte ihn mit fester
Stimme: „Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir?“
„Gar keins.“
„Ich denke doch.“
„Nein, hab ich nicht.“
„Gibt es dann eine Erklärung für dein abweisendes Verhalten?“
„Abweisendes Verhalten? Ich kenne dich gar nicht und es gibt keinerlei
Verbindung zwischen dir und mir, mal abgesehen von
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