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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
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Scott, aber das heißt meiner
Meinung nach nicht, dass ich mit dir reden muss.“
„Und doch bist du unhöflich und gemein?“
„Nicht in meinen Augen.“
„Nein? Weil ich nur eine Deutsche mit begrenztem Aufenthalt hier in den Staaten
bin?“
Alex starrte mich fragend an. Er zog seine Augenbrauen zusammen und seine sonst
so weichen, vollen Lippen presste er aufeinander . „Oh mein Gott, du bist einfach nur ausländerfeindlich.“
„Nein, absolut nicht.“
„Was ist es dann? Was hält dich davon ab, einmal nett zu sein?“
„Wieso sollte ich, wir sind nicht befreundet oder verwandt.“
„Den Zustand der Freundschaft könntest du leicht ändern.“ Ich war über meine
eigenen Worte überrascht. Ich sah ihm provokant in seine dunklen Augen . „Ich hab genug Freunde“, sagte er ruhig und bestimmt.
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. So fühlte es sich
jedenfalls für mich an. Ich drehte mich ohne ein weiteres Wort um und rannte
los. Nach wenigen Sekunden war ich am Steg, ich überlegte kurz und entschied
mich für den Weg, der neben dem Steg, am Haus vorbei und auf die Straße führte.
Alex Worte hallten wieder und wieder in meinem Kopf nach. ’Ich habe genug
Freunde.’ Was bildet der sich ein, dieser Blödmann. Ich habe ihm nichts
getan. Wie kann man sich nur so benehmen? Soll er sich zum Teufel scheren, der
ist mir so was von egal ... Das hab ich gar nicht nötig, pah, ich hab auch
genug Freunde, so was wie den braucht ja nun wirklich keiner ...
In meinen gedanklichen Protest versunken, lief ich immer noch barfüßig die
Teerstraße entlang, ohne ein genaues Ziel vor Augen. Meine Wut leitete mich und
der Mond leuchtete mir den Weg. Ich ging nah an den Felsen entlang, als ich ein
Auto näher kommen hörte. Als dieses auf meiner Höhe fuhr und jemand sagte:
„Anna, steig ein!“, erschrak ich und bleib stehen. Alex saß in Ricks Wagen. Ich
sah ihn im ersten Moment böse an. Dann drehte ich mich weg und ging unbeirrt
weiter . „Hau ab!“, rief ich auf Deutsch, als Alex weiter neben mir fuhr . „Du darfst hier nicht alleine auf der Straße rum laufen, steig schon
ein“, forderte er unbeeindruckt von meiner Bockigkeit. Störrisch und
unnachgiebig stapfte ich weiter. Alex gab Gas, der Motor heulte auf und er
bremste nur wenige Meter vor mir mit quietschenden Reifen wieder ab. Er stieg
hektisch aus, die Tür ließ er offen. Er stellte sich mir in den Weg.
„Steig schon ein, es ist nicht ungefährlich hier draußen“, forderte er
entschieden. Ich setzte einen Schritt zu Seite an, um an ihm vorbei zu gehen,
da packte er mich am Arm und hielt ihn fest.
„Ich werde nicht wegfahren, also steig jetzt in den Wagen“, befahl er und sah
mich eindringlich an.
„Ich will aber nicht“, protestierte ich fast kindisch. Ich wollte auf keinen
Fall nachgeben . „Es ist gefährlich allein auf der Straße und du kennst dich hier nicht
aus.“
“Mir passiert schon nichts.“
„Du hast keine Ahnung und ich hab jetzt keine Lust auf lange Diskussionen.“
Alex zog mich unsanft am Arm und zerrte mich zum Auto. Mit einem schnellen
Griff öffnete er die Tür und schob mich auf den Beifahrersitz. Schwungvoll
knallte er die Tür ins Schloss und ich zuckte eingeschüchtert zusammen. Alex
setzte sich hinters Lenkrad und knallte seine Tür ebenso geräuschvoll und
einschüchternd zu. Mit durchdrehenden Reifen wendete er auf der breiten Straße
und fuhr zurück zum Haus. Kurz vor der Einfahrt hielt er an . „Es tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein, das ist nicht meine
Art“, vernahm ich unerwartet seine entschuldigenden Worte . „Warum tust du es dann?“, fragte ich.
Mit zusammengekniffenen Lippen stöhnte er leise und antwortete: „Ich hab mich
entschuldigt, reicht das nicht?“
„Eigentlich nicht.“
Alex stöhnte erneut. „Ich werd’s nicht wieder tun,
ok?“

4.       Kapitel
     
    Meine Geschichte von damals passt so gar nicht zu der von
Rita-Sue. Vielleicht deshalb, weil Alex keine Achtzehn mehr ist, sondern
Dreißig. Ich bin sehr gespannt drauf, ihn wieder zu sehen. Meine Aufregung
steigert sich sekündlich als Vicky, Amy, Rita-Sue nach der Brautkleid-Anprobe
wieder ins Auto steigen.
Ich schreibe Claire eine SMS: Wir sind auf dem Weg zur Kirche.
Claire: Mit wem? Ist heute die Hochzeit?
Ich: Nein, die Hochzeit ist Samstag. Ich bin noch bei Rita-Sue. Ihr
Hochzeitkleid ist ein Traum.
Claire: Du hast das Kleid aber nicht an oder?
Ich: Nein, wir sind doch im Auto.
Claire: Ja und? Hast du
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