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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
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Bauch
lenkt mich ab, mich zu konzentrieren. „Warte!“, ich halte ihn mit meinen Händen
auf Abstand. „Was genau heißt das jetzt?“
„Du hattest recht, es gibt immer einen Kompromiss, wenn man es nur will. Ich
lag so falsch. Als du weg warst, war es die Hölle. Ich weiß nicht, wie ich dir
diesen Vorschlag machen konnte, dass ich noch mal ohne dich leben kann. Jetzt
liegt alles bei dir.“
Ich überlege. Natürlich will ich es auch , denke ich. „Zu welchem Preis?“
„Zu keinem. Ich werde mich auf alles einlassen, was du möchtest, Hauptsache,
wir sind zusammen.“
„Anna!“, ruft meine Schwester äußerst ungeduldig.
„Ja, nun warte doch mal eine Sekunde“, schreie ich ihr zu .
„Was sagst du?“, fragt Alex und scheint durch die schwesterlichen Störungen ein
wenig nervös zu werden .
„Du lässt dich auf alles ein?“
„Ja, alles.“
„Du machst nicht wieder dicht oder verschwindest?“
„Nein, es sei denn, du schickst mich weg .
„Ok.“
„Ok?“
„Ja.“
Alex reißt mich an sich und küsst mich.
„Anna!“, schreit Carola .
„Sofort“, schrei ich zu meiner Schwester und frage dann in sanftem Ton: „Dann
gehen wir da gemeinsam hinein?“
„Sehr gern.“ Er reicht mir die Hand.
    „Hallo Schwesterherz, hallo Fred“, begrüße ich sie und
umarme sie ohne Alex loszulassen. „Das ist Alex“, stelle ich sie einander vor.
„Alex, das ist meine Schwester Carola und ihr Mann Fred.“
Sie begrüßen sich und Carola fragt: „Ist das Alex aus Amerika?“
„Ja“, sage ich stolz.
„Ein Überraschungsgast, da wird sich unsere Mutter aber freuen“, wir grinsen
uns an und gehen zu viert ins Restaurant.
Aufgeregt und voller Spannung auf die Reaktion meiner Mutter geben wir unsere
Jacken an der Garderobe ab. Dann sehe ich meine Eltern mit den Nachbarn reden
und gehe zielstrebig auf sie zu. Sie drehen sich zu mir, als die Nachbarn sich
ihrer Aufmerksamkeit entziehen, um Alex und mich anzustarren. Meine Mutter
mustert Alex und mich von Kopf bis Fuß .
„Kind“, begrüßt sie mich aufgesetzt freundlich, „Du siehst hübsch aus.“
„Herzlichen Glückwunsch, Mom“, sage ich und lächle ebenfalls freundlich.
„Guten Abend“, sagt Alex auf Deutsch zu meiner Mutter und schüttelt ihr kräftig
die Hand.
„Guten Abend, Herr ...?“, antwortet sie irritiert .
„Walker, Frau Wallenstein, mein Name ist Alex Walker, wir trafen uns vor Jahren
in Carmel, falls Sie sich erinnern.“
Ich stehe staunend neben ihm und lausche seiner fast perfekten deutschen
Aussprache.
Meine Mutter ist mehr als verblüfft und beginnt zu stottern: „Ja, Alex … Walker
… ja … ich erinnere mich. Sie sprechen Deutsch?“
„Ja, fließend“, erklärt er überlegen.
„Seit wann?“, frage ich überrascht.
„Seit zwölf Jahren, besser gesagt, ich lerne es seit zwölf Jahren.“
Ich strahle ihn überwältigt an.
„Hallo Alex“, mischt sich mein Vater ein .
„Hallo Herr Wallenstein“, begrüßt ihn Alex mit einem festen Händedruck. „Ich
wünsche Ihnen beiden alles Gute zu Ihrem 40. Hochzeitstag.“
„Vielen Dank“, erwidern meine Eltern.
Mein Onkel Klaus und meine Tante Mathilde begrüßen meine Eltern und
unterbrechen unser Gespräch. Meine Mutter stellt ihnen dann Alex als einen
früheren Freund von mir vor .
„Woher kommen Sie?“, fragt meine Tante ihn neugierig, nachdem sie meine
Schwester, ihren Mann und mich begrüßt hat .
„Kalifornien.“
„Kalifornien in Amerika?“, fragt sie nach.
„Ja, genau das Kalifornien.“
„Und was machen Sie da genau?“, will mein Onkel wissen .
„Ich habe ein Architektenbüro.“
„Sie arbeiten in einem oder haben ein Architektenbüro?“
„Ich habe eines, mit meinem Partner zusammen.“
Meine Cousinen treffen ein und mischen sich ins Gespräch ein, nachdem meine
Mutter Alex auch ihnen vorgestellt hat.
„Was entwerfen Sie?“, fragte Cousine Peggy, während sie Alex von oben bis unten
beäugt.
Meiner Mutter scheint es zu missfallen, dass sich alle um Alex scharen und sie
ihren großen Auftritt nicht genießen kann. Sie drängelt sich zwischen die Cousinen
Peggy und Martha .
„Alles, was man mit Stahl, Holz und Beton bauen kann. Aber vor allem Häuser“,
beantwortet Alex die Frage.
„Haben Sie sich auch ein Haus gebaut?“, fragt Martha .
„Ja, in Los Angeles.“
Meine Schwester steht neben mir und wir grinsen uns erfreut an. „Sie flippt
gleich aus“, flüstert Carola mir ins Ohr.
„Ja, wenn sie könnte, würde sie Alex hinauswerfen.“
Gläser
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