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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
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mich liebt. Er liebt mich einfach nicht. Ich bin selbst schuld, ich
hab’s drauf angelegt, er wollte nur eine Woche Spaß und das war’s. Ich bin so
eine blöde Kuh. Ich weine, sehe dabei aus dem Fenster und hoffe, dass es
niemand bemerkt.

 
18. 
Kapitel
     
    In Hamburg nimmt mich Claire in Empfang und sie
braucht nichts zu fragen, sie sieht es in meinem Gesicht, dass ich vor Kummer
des Denkens und des Redens kaum mächtig bin.
Ich breche in ihren Armen wieder in Tränen aus und sie hält mich fest und
tröstet mich. Ohne ein Wort zu reden, fährt sie mich nach Hause. Ich gehe
sofort unter die Dusche und danach will ich nur noch in mein Bett.
Claire packt meine Sachen aus und bereitet sich ihr Nachtlager auf meiner
Wohnzimmercouch. Zwei Tage liege ich in totaler Lethargie in meinem Bett und
starre ins Leere. Claire war und ist meine Seelenverwandte und sie ist die
ganze Zeit bei mir und erträgt meine nächtliche Heulerei und umsorgt mich,
damit ich esse und trinke.
Am Montagmorgen scheucht sie mich aus dem Bett und erklärt, dass ich zur Arbeit
gehen muss.
Ich versuche sie mit kindlicher Quengelei davon zu überzeugen, dass ich nie
wieder arbeiten gehe, aber sie lässt sich nicht erweichen.
Wir fahren gemeinsam in die Firma, sie schubst mich auf meinem Stockwerk raus
und den restlichen Weg bis zu meiner Box im Großraumbüro muss ich alleine
gehen.
Ich atme tief durch und zwinge mich freundlich zu gucken und Alex aus meinem
Kopf zu verbannen. Die einzelnen Arbeitsschritte mache ich mechanisch. Es ist
immer der gleiche Ablauf: Laptop anschalten, währenddessen Kaffee holen,
Kollegen anlächeln, freundlich begrüßen, zurück an den Arbeitsplatz gehen,
einen Schluck Kaffee schlürfen und Outlook öffnen. Mehr als 200 E-Mails haben
sich angesammelt und ich arbeite sie kategorisch ab.
Meine Mitarbeiterin Margitta kommt um die Ecke und spricht mich in einem
gespielt freundlichen Ton an: „Ich hoffe, du hattest einen schönen Urlaub.“
„Den hatte ich, danke“, sage ich und grinse, damit meine Mimik auch zu meiner
Aussage passt. Was willst du? Frage ich mich, denn Margitta ist alles
andere als eine nette Kollegin .
„Das freut mich. Hier ist das alles nicht so gut gelaufen, Jana hat das mit dem
Monatsabschluss nicht allein hinbekommen, ich musste länger bleiben und ihr
helfen.“
Allein wenn ich ihre Stimme schon höre, würde ich ihr am liebsten den Mund
mit Tesafilm zu kleben.
„Ich werde es mir ansehen Margitta, danke für die Info“, sage ich freundlich,
meine aber, hau bloß ab, bevor ich dir einen Stapel Papier in den Mund
stopfe .
„Ok“, verärgert dreht sich Margitta um und stampft davon. Augenblicklich
schreibe ich Claire eine E-Mail: Die Königin war gerade hier, sie will wieder
an die Macht und hofft,  wenn sie Jana anschwärzt.
Antwort von Claire: Miststück. Aber wir wissen ja beide, dass das nie passieren
wird. Apropos, checkst Du noch Deine Autoreifen?
Meine Antwort: Jeden Tag.
Als ich vor mehr als fünf Jahren in der der Firma Reder Versicherungen auf der
untersten Ebene begann, war Margitta Koller meine Teamleiterin. Sie hat es bis
heute nicht verwunden, dass ich nach dem Aufstieg unserer Abteilungsleiterin
Frau Gruber, den Posten der Abteilungsleitung angeboten bekam. Nun bin ich
Margittas Vorgesetzte und sie neidet es mir jeden Tag. Auch, dass sich
Christopher Scharp aus der IT für mich interessiert, obwohl sie sich so um ihn
bemüht hatte, nimmt sie mir übel. Ihr Hass auf mich und ihre Unberechenbarkeit
lassen mich jeden Abend, bevor ich nach Hause fahre, meinen Wagen einmal umrunden
und prüfen, ob alle Räder fest und funktionstüchtig sind.
Der Streit mit Margitta bringt mich in Rage, aber er lenkt mich auch von Alex
ab. Einen kleinen Moment denke ich, ich könnte ja noch ein bis zwei
Konfrontationen mit ihr provozieren …
Aber anstatt eines lustigen Streits starre ich auf meinen Bildschirm und sehe
zu, wie meine Finger den Namen Alex Walker in die Google Suche eingeben.
Ungefähr 122.000.000 Einträge sagt Google. Verdammt , denke ich, so
viele Alex Walkers gibt es auf dieser Welt?
Dann krame ich in meiner Tasche und hole die Speicherkarte mit den Fotos
hervor, die ich am Morgen noch aus der Kamera genommen habe. Ich schiebe sie in
meinen Laptop und sehe mir die Fotos an. Eins der Bilder sehe ich mir länger
an, es ist von Alex und ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen.
Trotz des Gegensatzes zwischen Gefühl und Verstand drucke ich das Foto aus und
tausche es
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