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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
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sie
lässt nach. Ich nehme das Bild und lege es in den Schrank .
„Das Update, das heute Morgen durchgelaufen ist, hat den Fehler ausgelöst“,
sagt er und ich höre einen bisher nicht gehörten Ton in seiner Stimme. Er
ist sauer , denke ich, und das zu Recht .
Er repariert meinen Laptop und vermeidet es mit mir zu reden. Als er fertig
ist, sagt er: „Alles wieder in Ordnung.“
„Danke“, sage ich.
„Dann bis morgen.“
„Ja, bis morgen. Ach ja, der Typ auf dem Bild ist ein Idiot.“
„Das ist er.“
Chris grinst und geht.
 
    Am Freitag bin ich früh im Büro, weil zu den üblichen
Schlafstörungen noch die Tatsache kommt, dass ich heute zum vierzigsten
Hochzeitstag meiner Eltern muss und mich das mehr als stresst.
Es fällt mir heute noch schwerer, mich zu konzentrieren und ich muss mich dazu
zwingen. Jedes Mal, wenn ich auf das Foto von Alex schaue, dass ich wieder auf
meinen Schreibtisch gestellt hatte, als Chris gegangen war, sind meine Gedanken
bei ihm und nicht bei der bevorstehenden Feier oder bei der Arbeit.
Das Telefon klingelt und ich sehe die interne Nummer von Claire auf meinem
Display .
„Was gibt’s?“, frage ich .
„Ich wollte nur gucken, ob du da bist, hast du kurz Zeit?“
„Sicher. Ich muss hier nur eine Kalkulation zu Ende machen, aber du kannst gern
schon herkommen.“
„Ok bin gleich da.“
Claire legt auf und ich ebenfalls. Mein Blick wandert zu Alex’ Foto und ich
lächle ihn an. Dann zwinge ich mich, mich wieder auf meine Excel-Tabelle zu
konzentrieren, um die einzelnen Tabellenblätter zu verformeln .
„Na? Wie geht’s?“, steht Chris plötzlich neben mir .
„Gut“, sage ich überrascht .
„Ich hab dir ein tolles Album mitgebracht, das musst du dir anhören. Darf
ich?“, fragt er und deutet auf meinen Rechner .
„Klar“, sage ich und rolle mit meinem Bürostuhl zur Seite. Er zieht einen Stuhl
von der Vorderseite herum und setzt sich. Dann klickt er sich durch das
Firmen-Netzwerk.
„Hi“, höre ich nach wenigen Minuten wie erwartet Claires Stimme. Ich schaue auf
und sie lugt über die Trennwand, die meinen Arbeitsplatz von all den anderen
abgrenzt und mir ein wenig Privatsphäre gibt. Ich grinse sie an. „Na, was ist
los?“
„Wie soll ich es sagen …“, beginnt sie und plötzlich erscheint neben ihr ein
zweites Gesicht. „Alex“, sage ich überrascht.
„Hi Anna. Wie geht’s dir?“, redet er in englischer Sprache .
„Gut. Es geht mir gut.“ Ich sitze wie versteinert auf meinem Platz und starre
ihn an.
Chris schaut ebenfalls auf und ich sehe, wie er Alex mit dem Bild auf meinem
Schreibtisch vergleicht.
Claire und Alex kommen um die Trennwand herum und betreten meine Box. Ich
fühle, wie sich die erste Versteinerung langsam löst und stehe auf .
„Hallo, Alex Walker“, stellt er sich bei Chris vor.
„Christopher Scharp“, antwortet er, steht ebenfalls auf und gibt Alex die Hand.
Mein Herz rast und ich bin mit der Situation völlig überfordert. Claire stellt
sich zu mir und hält unterstützend meine Hand .
„Ich gehe besser“, sagt Chris und quetscht sich zwischen Claire und mir
hindurch. „Bis dann, Anna.“
„Ja, danke Chris“, sage ich und starre nur Alex an. „Was machst du hier?“
„Ich habe meinen Großvater nach Berlin gebracht“, erklärt er mir und lächelt
mich freundlich an .
„Grandpa Lou ist bei Klara?“, frage ich nach. Ganz nebenbei kippe ich Alex‘
Foto um, damit er es nicht sehen kann .
„Ja. Der Brief, den du von Klara mitgebracht hattest, hat ihn überzeugt und er
bat mich, mit ihm hierher zu fliegen.“
„Kommt, setzt euch“, biete ich Alex und Claire an .
„Ich kann nicht, ich muss wieder los. Schön, dass es geklappt hat, Alex“, sagt
Claire und gibt ihm die Hand .
„Was hat geklappt?“, frage ich .
„Alex hat mich bei Facebook gefunden und mich gefragt, wo du arbeitest und wie
er hierher findet.“
„Ihr beide habt Kontakt über Facebook? Aber Alex ist nicht bei Facebook“,
erkläre ich rechthaberisch .
„Doch, als A.L. Walker“, gibt Alex zu.
„So findet dich doch kein Mensch.“
„Du hast nach mir gesucht?“, Alex grinst .
„Äh …“, beginne ich zu stottern, „nur ein Mal.“
Claire grinst mich frech an. „Ich bin dann weg“, sagt sie und wendet sich Alex
zu: „Ich hoffe, wir sehen uns noch mal, bevor du wieder fliegst.“
„Das hoffe ich auch.“
Claire zwinkert mir zu, kurz bevor sie sich umdreht und geht.
Alex setzt sich auf den Stuhl neben mir, auf dem Chris gerade noch
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