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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
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werfe .
„Kann ich dir etwas anbieten, Kaffee, Tee?“, frage ich nervös .
„Ein Kaffee wäre schön“, erklärt er und unterdrückt mit aller Macht ein Gähnen .
„Gern“, ich bewege mich Richtung Küche und frage ihn: „Wann seid ihr
angekommen?“
„Wir sind gegen elf Uhr abends in Berlin gelandet, haben dann eine Ewigkeit
gewartet, um durch die Kontrollen zu kommen und im Bett war ich gegen vier,
glaube ich. Um zehn Uhr heute früh hat sich Großvater dann mit Klara getroffen,
zum Frühstück. Ich bin kurz bei ihnen geblieben und als ich merkte, dass sie
gut ohne mich zurechtkommen, bin ich zum Flughafen gefahren“, erzählt er und
folgt mir .
„Setz dich doch.“ Alex nimmt an meinem kleinen Esstisch Platz, während ich
Wasser in die Maschine gebe und Kaffee in die Filtertüte schütte.
„Wie lange bleibt ihr in Berlin? Weiß Großvater Lou, dass du hier bist?“
„Auf unbestimmte Zeit und ja, er weiß, dass ich hier bin.“
„Unbestimmte Zeit?“, frage ich nach.
„Es hängt alles davon ab, wie es ihm hier gefällt und wie es mit Klara so
läuft.“
„Verstehe und du stehst auf Abruf bereit?“
„Ab morgen wieder.“
„Ok“, antworte ich enttäuscht.
„Was genau ist das für ein Fest, das deine Eltern heute feiern?“
„Der 40. Hochzeitstag. Meine Mutter ist der Meinung, sie muss das groß feiern
und alle dazu einladen, wer weiß, wie viele Jubiläen sie noch erleben wird. Ein
klarer Fall von leichter Paranoia“, erkläre ich und verdrehe genervt die Augen.
„Also eine förmliche Feier?“
„Ja, wieso?“
„Anzugspflicht?“
„Für mich und die anderen schon.“
„Nicht für mich?“
„Nein, du wirst Aufregung genug sein, da kannst du auch in Jeans und T-Shirt
dort erscheinen.“ Ich grinse erfreut, denn es wird meine Mutter rasend machen,
bei ihrem hochoffiziellen Jubiläum plötzlich Alex wieder gegenüberzustehen und
noch dazu ohne Anzug und Krawatte. „Ich verstehe. Aber wenn ich nun einen Anzug
dabei hätte?“
„Du kannst ihn natürlich anziehen, wenn du magst.“
„Deine Mutter und du, ihr habt wohl kein gutes Verhältnis, richtig?“
„Als sie mich damals zurück nach Deutschland geschleppt hat, ist irgendwas
zwischen uns kaputt gegangen. Wir teilen nur selten die gleichen Ansichten und
streiten oft. In ihren Augen bin ich eine Versagerin und kriege nichts
Ordentliches zustande.“
„Das ist sehr traurig.“ Alex sieht mich mitleidig an.
„Ich habe ja Claire, mehr brauche ich nicht.“
„Sie ist toll, da hast du recht. Wann beginnt die Party?“, Alex nimmt einen
Schluck Kaffee, den ich ihm eingeschenkt und vor ihm auf den Tisch gestellt
habe .
„Heute Abend, 20 Uhr unserer Zeit. Möchtest du dich noch ein wenig ausruhen?“,
frage ich, als ich erneut ein unterdrücktes Gähnen bei ihm sehen.
„Das würde ich gern. Der Jetlag ist heftiger als ich gedacht hatte.“
„Ok, dann leg dich doch in mein Schlafzimmer. Ich mach mich indes fertig?“,
schlage ich vor .
„In dein Schlafzimmer?“, fragt er und sieht mich erwartungsvoll an .
„Mein Gästezimmer ist so spontan nicht für die Blicke anderer freigegeben“,
antworte ich schnell, gehe aus der Küche und denke oh Gott warum ist er nur
so toll .
    Mein Bett ist natürlich nicht ordentlich gemacht, so
wie ich es bei ihm zu Hause vorgefunden hatte und ich laufe augenblicklich rot
an. Ich ziehe meine Bettdecke, mein Kissen und mein Laken mit einem Handgriff
herunter um schnell neue Bettwäsche aufzuziehen. Alex hilft mir und gemeinsam
beziehen wir das Bett.
„Dann schlaf gut“, sage ich schüchtern, als ich rückwärts aus dem Zimmer gehe.
„Ich weck dich dann nachher?“
„Ja, danke“, antwortet er und steht neben dem Bett, als ich die Tür schließe.
Mein Kleid , denke ich und klopfe leise an meine Schlafzimmertür .
„Ja?“
„Entschuldige, ich brauche noch etwas“, flüstere ich, als ich die Tür einen
kleinen Spalt geöffnet habe.
„Komm nur rein“, fordert er mich auf. Ich betrete mein Schlafzimmer und sehe
aus dem Augenwinkel, wie Alex sein Hemd aufknöpft. Der Spiegel des Schrankes
zeigt mir, wie er sein Hemd auszieht. Ich schlucke und schiebe die Schranktür
auf, um das Kleid, das er mir in L.A. gekauft hatte, herauszuholen. Mit einem
schnellen Griff in die Schublade hole ich noch Unterwäsche und eine Strumpfhose
hervor. Als ich die Schranktür wieder schließe und mich zu Alex drehe, öffnet
er seinen Gürtel und sieht mich dabei musternd an.
„Schlaf gut“, sage ich noch einmal, werfe
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