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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
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mit seinen witzigen Erzählungen
zu unterhalten.
Drei Gläser Sekt, eine langweilige Ansprache des Chefs und ein paar leckere
Fingerfoods später tanzen Claire und ich ausgelassen auf der kleinen
Tanzfläche. Der Sekt beruhigt meinen Magen und hilft mir, Alex ab und zu für
einige Minuten zu vergessen.
Auch Chris ist hilfreich. Es stellt sich heraus, dass er ein begnadeter Disco
Fox-Tänzer ist und so tanzen wir fast den ganzen Abend miteinander. Als die
Songs nach Mitternacht langsamer werden, wird auch der Abstand zwischen Chris
und mir weniger. Ich lasse es zu, denn es ist schön, von jemandem gehalten zu
werden.
Neben uns schwoft Gerd Bebel, ein Manager aus dem Vertrieb, mit Margitta. Sie
scheint zu viel getrunken zu haben, denn sie protestiert nicht, als Gerd sich
an ihrem Po festhält.
Ich sehe ein Blitzlicht und schaue zu Claire, die triumphierend ihre Kamera
hochhält. „Beweisfotos“, lese ich von ihren Lippen ab. Begeistert halte ich
meinen Daumen hoch.
Chris und ich setzen uns wieder, als Simon mit neuen Getränken an den Tisch
kommt. Wir prosten einander zu und Claire knipst mit einer Hand weitere Fotos
von Margitta und Gerd .
„Hast du Lust auf einen Spaziergang?“, fragt mich Chris.
Ich sehe ihm in seine dunklen Augen und ringe nach Worten. „Ok“, sage ich
schließlich, weil mir nicht die richtigen Worte einfallen.
„Wir sind gleich wieder da“, flüstere ich Claire zu, die mich zustimmend
angrinst.
Während wir auf den Ausgang zum Park zusteuern, sehe ich ein weiteres
Blitzlicht und weiß, dass Claire uns fotografiert hat. Ich schüttle nur mit dem
Kopf. Aus dem Blickfeld der anderen Kollegen verschwunden, fühle ich, wie Chris
meine Hand nimmt. Alex , denke ich. Aber wenn ich ihn ansehe, sehe ich
Chris und das gibt mir kein gutes Gefühl.
Wir bleiben am Wasser stehen. Die Luft ist mild, der Halbmond strahlt,
eigentlich ein perfekter Moment, für zwei die im Begriff sind sich aufeinander
einzulassen. Aber für mich?
Chris stellt sich vor mich und ich schaue zu ihm auf. Jetzt wäre der Moment,
wo du ihn ausbremsen solltest , denke ich, doch bevor ich etwas sagen kann,
küsst er mich. Oh Mann, er kann auch noch gut küssen, verdammt .
„Chris“, sage ich und halte seine Hände fest, die mein Gesicht umschließen .
„Ja?“
„Das Timing ist äußerst schlecht.“
„Findest du?“
„Ja. Entschuldige, ich hätte früher etwas sagen sollen. Mir war nicht bewusst,
dass das hier grad richtig an Fahrt aufnimmt.“
„Anna“, beginnt er, „Seit einem Jahr versuche ich nun schon deine
Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen und jetzt, gerade jetzt, wo ich mich endlich
getraut habe dich zu küssen, sagst du, das Timing ist falsch?“
Verdammt , denke ich, das hab ich verbockt. Wie erkläre ich ihm das
jetzt? „In meinem Urlaub, da ist etwas passiert und …“
„Ist Etwas oder Jemand passiert?“
„Jemand.“
„Ok, verstehe. Ist das der Grund, warum du so traurig bist?“
„Ja.“
„Dann vertagen wir das hier?“
„Das wäre schön.“
Chris nimmt mich in den Arm und drückt mich fest an sich. Umarmungen sind
nicht gut , denke ich noch und dann kullert sie, die erste Träne.

19. 
Kapitel
     
    Die nächsten vier Wochen vergehen ebenso
langsam, wie die Erste. Der Ablauf ist der Gleiche, aber die Zeit scheint zu
schleichen.
Ich bin überrascht, wie verständnisvoll Chris sich verhält. Anstatt sich
beleidigt zurück zu ziehen, zeigt er Mut und setzt sich beim Mittagessen mit
Simon immer an unseren Tisch. Dazu schreibt er mir mindestens einmal am Tag
eine E-Mail und teilt mir mit, wie hübsch ich wieder aussehe oder dass er an
mich gedacht hat.
Ich genieße seine Aufmerksamkeit und nutze sie schamlos aus, als mein Rechner
wieder einmal abgestürzt ist. Claire holt mich gerade zum Essen ab, als ich
fluchend vor dem Bildschirm sitze.
„Soll ich den Support anrufen?“, fragt sie .
„Nein, ich frage Chris gleich beim Essen.“
„Der ist Entwickler, kein Support.“
„Seit wann hältst du dich an die Regeln?“
„Ich? Immer“, scherzt sie.
Wir gehen in die Kantine und ich bitte Chris, sich meinen Rechner mal
anzuschauen. Er lächelt süß und verspricht, gleich nach dem Essen mit zu mir zu
kommen.
Als wir dort ankommen und er sich an meinem Laptop zu schaffen macht, fragt er
plötzlich: „Ist er das?“
„Wer?“, frage ich und schaue Chris ahnungslos an.
Er zeigt auf das Bild von Alex und ich werde augenblicklich rot .
„Ja, das ist er.“ Claire hat es nicht weggestellt , denke ich,
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