Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
Vom Netzwerk:
gesessen hat .
„Ok“, beginne ich, „Großvater Lou ist also bei Klara.“
„Ja, ich habe ihm ein Zimmer in einem schicken Hotel gebucht und sie haben sich
im Restaurant getroffen.“
„Das ist großartig.“
„Ja, das ist es.“ Alex lächelt mich an und sein Duft schwebt zu mir herüber. Gott
riecht er wieder gut , denke ich und verspüre das unbändige Verlangen ihn zu
umarmen.
„Hat er sich sehr gefreut? Warst du dabei?“
„Er war sehr aufgeregt. Ich habe ihn noch nie so gesehen, er strahlte wie ein
kleiner Junge.“
„Wie lange bist du hier in Hamburg?“, frage ich und sitze verkrampft auf meinem
Stuhl. Alex lehnt sich zurück und schlägt lässig die Beine übereinander .
„Das hängt von dir ab“, erklärt er .
„Wieso von mir?“
„Wenn du heute Zeit für mich hättest, würde ich gern über Nacht bleiben.“
„Über Nacht?“
„Ich meine im Hotel übernachten und nicht heute Abend wieder zurück nach Berlin
fahren.“ Alex wirkt plötzlich nervös. Offensichtlich hatte er es so gemeint,
wie er es sagte, nur wollte er es wohl nicht laut aussprechen .
„Heute Abend ist es ganz schlecht, ich muss zu einer wichtigen Familienfeier.“
„Oh“, Alex klingt enttäuscht, ein Unterton, den ich bisher nur selten zu hören
bekommen habe.
„Du könntest mich begleiten“ sprudelt es aus mir hervor, bevor ich es recht
bedenken konnte.
„Gern“, antwortet er schnell und ebenfalls ohne Bedenkzeit .
„Gut, dann werde ich mal Feierabend machen. In welchem Hotel hast du gebucht?“
„In keinem.“
„Ok.“ Ich könnte im Gästezimmer schlafen und er in meinem Bett. Wir könnten
von mir aus zusammen zum Restaurant fahren , überlege ich mir. „Du könntest
auch bei mir übernachten und ich muss nicht durch die ganze Stadt fahren, um
dich abzuholen“, biete ich ihm an .
„Sehr gern, danke.“
„Gut.“ Ich stehe auf und räume unter den Augen von Alex meinen Schreibtisch
auf. Ein wenig hektisch und unkontrolliert laufe ich vom Schreibtisch zum
Schrank und wieder zurück, um Unterlagen hinein zu räumen. Dann fahre ich
meinen PC herunter und schließe meine Schränke ab. Ich drehe mich zu Alex und
will gerade sagen, dass wir gehen können, da sehe ich ihn mit seinem gerahmten
Bild in der Hand. Er dreht es zu mir und sagt: „Wann ist das denn entstanden?“
„Als du geduldig im Beverly Center im Geschäft gewartet hattest, als ich das
Kleid für dein Geschäftsessen anprobiert hatte.“
„Aha, das erklärt, warum es so lange gedauert hat“, er grinst mich schelmisch
an .
„Ja, genau“, ich lächle ebenso und fordere ihn auf: „Lass uns gehen.“
Er stellt das Foto wieder auf den Schreibtisch, sodass ich es ansehen kann,
wenn ich mich das nächste Mal an den Computer setze. Dann nimmt er seinen
Koffer, der hinter der Trennwand steht und folgt mir.
Während wir durch die Abteilung gehen und ich mich von allen ins Wochenende
verabschiede, begleiten uns die neugierigen Blicke meiner Mitarbeiter. Vor
allem die von Margitta Koller. „Du gehst schon?“, ruft sie mir nach, um mich
aufzuhalten und zu provozieren.
„Ja, ich habe etwas Besseres vor“, sage ich und deute auf Alex, der neben mir
steht und plötzlich grinst. Er zwinkert Margitta Koller zu. Und weil sie nichts
erwidert und uns nur mit offenem Mund anstarrt, gehen wir weiter. Am Fahrstuhl
mustere ich Alex und frage ihn: „Hast du sie verstanden?“
„Das war doch offensichtlich, was sie wollte.“
„Und was?“
„Einen Blick auf deine Begleitung werfen“, er grinst wieder schelmisch und ich
muss lachen.
    Gemeinsam fahren wir in meinem weißen Dodge Caliber
von der Innenstadt nach Wellingsbüttel. Alex sitzt schweigend neben mir und
lässt die Stadt auf sich wirken, während ich mit schweißnassen Händen den Wagen
steuere. Sein Duft erfüllt meinen Wagen zur Gänze und ich habe Mühe, mich auf
das Fahren zu konzentrieren.
Ich überlege dazu krampfhaft, wie ich am Morgen meine Wohnung verlassen habe,
ob noch Klamotten herumliegen oder Geschirr herumsteht. Im Gegensatz zu Alex
bin ich leider weniger ordentlich.
Er folgt mir mit seinem Koffer in den dritten Stock meines Wohnhauses und ich
öffne die Wohnungstür. Mein Herz rast und ich bete, dass er mir nicht ansieht,
wie nervös ich bin.
Mein erster Blick fällt auf ein T-Shirt und eine Hose, die auf meinem Sessel im
Wohnzimmer liegen. Ich bitte Alex herein, gehe schnell ins Wohnzimmer und
sammle meine Kleider ein, die ich dann in die kleine Abstellkammer neben der
Wohnungstür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher