Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht der Hajeps - Unglaubliches (German Edition)

Das Licht der Hajeps - Unglaubliches (German Edition)

Titel: Das Licht der Hajeps - Unglaubliches (German Edition)
Autoren: Doska Palifin
Vom Netzwerk:
RUNA V. TEIL
     
    Natürlich kam keine Antwort und Gabamon wollte weiter. Wieder zur Tür hinaus oder erst durch das nächste angrenzende Zimmer? Die Neugierde beantwortete seine Fragen, denn der nächste Raum erschien ihm wesentlich größer und schien ein kleiner Speisesaal gewesen zu sein. Links war eine gemütliche Theke und an der rechten Wandseite über einem der Tische befand sich ein großes Bild. Es schmückte mittig die bunte Wand.
    Er schob sich an den Stühlen vorbei. Wieder machte er dabei Krach, aber er fühlte sich von dem alten Gemälde in sonderbarer Weise angezogen. Das Wenige, was von der Bildfläche zu sehen war, faszinierte ihn dermaßen, dass er den dicken Staub von der Bildfläche streichen musste. Je mehr er freilegte desto stärker zitterten ihm die Hände. Tränen schossen ihm in die Augen, als er erkannt hatte, was dort mit großer Zärtlichkeit in Öl gemalt worden war.
     Irgendetwas würgte ihn tief im Hals und er sah das Gemälde schließlich nur noch verschwommen. „Cheche?” stieß er zu seiner eigenen Überraschung gepresst hervor. Erschrocken hielt er sich die Hand vor den Mund. Verdammt, was konnte dieses Wort nur bedeuten, dass es ihn dermaßen aufregte? Was mochte heißen? Ein Gegenstand, ein Name?
    Angst vor diesem Bild, fast Panik umklammerte ihn, dennoch konnte er nicht dagegen an, es immer wieder anzustarren. Gabamon hatte keine Spucke mehr im Mund, versuchte völlig ruhig zu sein - vergebens. Er schloss die Augen, trommelte schließlich wild gegen die Brust, dort, wo sein Herz saß, dort, wo nun ein großes Feuer emporzüngelte, und presste beide Hände gegen den Schädel, um sich endlich seines Verstandes zu bemächtigen!
    Doch dann wisperte er: „Miko!“ und war wieder völlig von sich überrascht und plötzlich war ihm so, als hätten seine ungelenken Lippen gerade diese beiden Worte dereinst sehr häufig gebraucht, zuletzt sogar hinausgeschrien!
    Und da geschah es, wenngleich er sich immer noch heftig zur Wehr setzte, die dunklen Bilder stiegen in ihm auf.
    Er sah sich selbst, entdeckte sich als kleines Kind, in Lumpen gehüllt, in irgendeiner Straße eines verkommenen Wohnviertels. Mit weit aufgerissenen Augen schaute der Junge umher, unsicher vorwärtsstolpernd. Mesobitschkas Soldaten waren also wieder hier gewesen, und diesmal hatten sie viel schlimmer gewütet als bisher. Überall reckten sich die primitiven Behausungen dachlos, ähnlich leerer Mäuler, anklagend zum grauen Himmel. Schnee rieselte dennoch sanft hinab, legte sich, als wolle er das zerstörte Ghetto damit trösten, darüber wie ein dünnes, weißes Tuch.
    Doch Gabamons Welt war nicht weiß, sie blieb grau und trostlos und es war ihm kalt und der Schutt äußerst glitschig! Gabamon musste über Trümmern klettern und dabei aufpassen, dass sein kleiner Fuß nicht abrutschte, sich nicht verhakte, dass er nicht einen seiner warmen und deshalb kostbaren Stiefel verlor.
     Er hatte wieder mal die kratzige und daher unliebsame Mütze auf dem Kopf, den viel zu langen Schal um den mageren Hals gewickelt, welchen er über die Schulter zurück werfen musste, damit er nicht darüber stolperte und in die Steine stürzte. Es half kaum, dass die kurzen Finger sich mühten, die Augen trocken zu halten, um besser zu sehen und nach ihnen zu suchen zwischen all diesem Geröll.
    Gabamon suchte schon seit mehreren Stunden in den Straßen des Bukighettos - unermüdlich, unerschrocken! Aber er hatte bisher nur Lumpen und fort gewirbelte Möbelteile zwischen den Trümmern und hohen Mauerresten entdecken können.
    Warum nur war er vorhin in seinem Zorn heimlich fortgeschlichen? Er war weit fort gelaufen, zum ersten Male in seinem Leben aus dem Ghetto hinaus und das alles nur wegen eines dummen kleinen Streites. Gewiss hatten sie später nach ihm gesucht, bei Freunden und Verwandten nach ihm gefragt. Nun war er zwar zurück, ganz von alleine wiedergekommen und machte sich trotzdem heftige Vorwürfe, nicht Zuhause, nicht bei ihnen gewesen zu sein in diesem schrecklichen Moment. Er hatte sie im Stich gelassen und darum schob er mit der ganzen Macht seines kleinen Körpers selbst schwerstes Gestein beiseite, denn vielleicht lagen sie ja darunter?
    Wohin konnten sie nur gelaufen sein? Der Rücken tat ihm schon lange weh, auch dass die Hände brannten, störte ihn nicht, aber schließlich suchten seine Lippen doch nach Worten, an denen seine Seele Halt finden konnte.
    Er wisperte sie zunächst vorsichtig hinaus, gerade als er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher