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Die rote Schleife

Die rote Schleife

Titel: Die rote Schleife
Autoren: edition zweihorn GmbH & Co. KG
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1.
    „Wasmeinst du, wann du endlich wieder nach Hause kannst?“ Leon warf die mitgebrachte DVD auf das Bett. „Ich könnte diesen miesen Geruch nicht den ganzen Tag ertragen.“
    „Was für einen Geruch?“ Maximilian legte die Stirn in Falten. Ihm war nichts aufgefallen. Dabei war er schon seit drei Tagen hier.
    „Eben nach Krankenhaus! Kennst du das nicht? Nach Medikamenten, Desinfektionsmittel und dergleichen. Allein dadurch wird man schon krank.“
    Maximilian atmete hörbar aus. Als er am Abend vor drei Tagen mit seinen Eltern ins Krankenhaus kam, hatte er andere Sorgen gehabt, als einen sonderbaren Geruch wahrzunehmen. Die Halsschmerzen waren so heftig gewesen, dass er nicht mehr schlucken konnte. Nicht mal seinen Speichel. Der Glibber war ihm die Mundwinkel hinabgeflossen. Das war eklig genug gewesen.
    „Jetzt geht es mir eigentlich schon wieder ganz gut. Vor einer halben Stunde erst war ein Arzt bei mir. Von ihm aus kann ich morgen wieder heim. Die Angina ist schon deutlich zurückgegangen, die Antibiotika muss ich dann noch als Tabletten schlucken.“
    „Kommst du dann auch wieder in die Schule?“
    „Seh’ ich so aus?“ Maximilian tippte mit einem Zeigefinger gegen die Schläfe. „Ne du, wenn ich schon mal krank bin,dann nutze ich das auch aus. Jedenfalls habe ich nicht vor, direkt vom Krankenhaus in die Schule zu hetzen. Für mich ist der Unterricht für diese Woche gelaufen.“
    Leon kramte ein paar Hefte aus seinem Rucksack und warf sie auf die DVD.
    „Was ist denn das?“ Maximilian ahnte bereits, was Leon antworten würde.
    „Hab’s deiner Ma versprochen. Hausaufgaben und so. Du weißt schon, wegen Abi. Deine Alten haben Angst, du könntest zu viel verpassen.“
    Maximilian stöhnte. „Und so was nennt sich auch noch bester Freund.“
    Leon zuckte unschuldig mit den Schultern. „Komm, wir gehen raus. Im Park können wir eine rauchen, da sieht dich niemand.“ Maximilian knuffte im Vorbeigehen seinem Freund in die Seite, ehe er die Tür öffnete. Leon musste sich fast bücken, damit er nicht gegen den Türrahmen lief. Sein drahtiger Körper bog sich, als er den Kopf automatisch senkte. Dabei hätte er auch aufrecht durchgepasst, aber nur eben so.
    Auf dem Weg zum Fahrstuhl wurden sie vom Stationsarzt abgefangen.
    „Hey Max, bevor du nach Hause gehst, möchte ich dir noch Blut abnehmen.“
    „Schon wieder?“, protestierte Maximilian, dem jedes Mal schlecht wurde, wenn die Nadel in seine Ellenbeuge sauste.
    „Nur noch ein Routinetest, du musst nicht mal das Ergebnis abwarten. Es hat auch Zeit bis nachher.“
    „Na gut.“ Was sollte erauch sagen, schließlich war nicht er der Arzt. „Ich bin in einer halben Stunde wieder da.“
    Der Arzt nickte und verschwand mit stampfenden Schritten und einem wehenden Kittel.
    Die beiden Freunde standen vor einer großen Eiche im Park des Klinikums. Die Sonne stand tief und leuchtete rot. Jeder hatte einen Fuß gegen den mächtigen Stamm gestützt. Abwechselnd zogen sie an einer Zigarette und versuchten mit gespitzten Mündern Kreise in die Luft zu hauchen.
    Leon schielte zu Maximilian rüber. „Dein Hals ist aber noch ganz schön dick. Das sehe ich erst jetzt!“
    Maximilian strich mit einer Hand über seine Haut. Unter seinen Fingern konnte er unförmige Schwellungen fühlen. Die wollten einfach nicht kleiner werden. „Lymphknoten!“, sagte er einfach.
    Leon schüttelte den Kopf. „Gehen die nicht wieder weg?“
    „Doch, weiß aber auch nicht, wie lange das dauert. Den Arzt hat das jedenfalls nicht beunruhigt.“
    Leon sog intensiv an seiner Zigarette. Die Spitze glühte rot auf und die Luft flimmerte ganz leicht. „Kennst du die Frau an der Pforte?“, fragte er dann. „Die ist ein ganz schön heißes Eisen! Als ich eben fragte, wo du genau liegst, habe ich meinen Mund kaum aufbekommen. Mir blieb echt die Spucke weg.“
    „Keine Ahnung, wen du meinst. Lass uns mal schauen.“ Maximilian nahm einen letzten Zug und warf den
    Rest der Zigarette auf den Boden.Eine kleine Ameise verglühte an der Spitze.
    Sie schlenderten zum Eingang und beobachteten, an eine Säule gelehnt, die junge Frau, die hinter dem Tresen saß. „Nicht übel“, kommentierte Maximilian. „Ist aber eher dein Geschmack. Du stehst auf Blonde.“
    Leon starrte unvermindert zu ihr, selbst als Maximilian keine Lust mehr hatte. Zu sehr war er von ihr angetan.
    „Dann sprich sie doch an!“, sagte Maximilian.
    „Hast du sie noch alle?“ Leon blitzte seinen Freund kurz mit
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