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Strawberry Summer

Strawberry Summer

Titel: Strawberry Summer
Autoren: Joanna Philbin
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Kapitel 1

    Sie hätte es wirklich jemandem erzählen sollen. Es so ganz nebenbei erwähnen am letzten Schultag, als alle über ihre Pläne für den Sommer gesprochen hatten. Echt? Du fährst ins Tenniscamp? Du verbringst einen Monat in Wildwood? Du hast das Praktikum in New York bekommen, für das du dich vor sechs Monaten beworben hast?
    Das ist echt toll.
    Ich bin übrigens den Sommer über in den Hamptons.
    Rory sah von ihrem Notizbuch auf und blickte aus dem Zugfenster. Sie hatte nicht so viele Kartoffelfelder erwartet. Braune Ackerfurchen, gesäumt von üppigen grünen Kartoffelpflanzen, flogen vorbei wie Farbklekse, und hier und dort standen einzelne Schindelhäuser aus Zedern und wachten über die Felder. Die Häuser waren keine alten, zerfallenen Farmhäuser, sondern nagelneue Villen. Auf den Hühner- und Milchfarmen in Stillwater, New Jersey, gab es definitiv keine Herrenhäuser. Dort gab es auch nicht diesen strahlenden Sonnenschein, dachte Rory, während sie in den kobaltblauen Himmel blickte. Vermutlich lag das daran, dass der Ozean zum Süden und die Bucht zum Norden lagen, aber sie hatte noch nie solches Licht gesehen. Sie wünschte, sie hätte gewusst, wie schön es hier war, als sie versuchte, ihre Mutter von ihrer Idee zu überzeugen. Aber vermutlich hätte es keinen Unterschied gemacht.
    »Mädchen für alles?«, hatte ihre Mutter gefragt, als Rory ihr endlich von dem Plan erzählte. »Was zum Teufel soll das sein?«
    Ihre Mutter hatte neben ihr gestanden und eine Flasche Wein geöffnet. Sobald Lana McShane zu Hause ankam, nahm sie eine Flasche billigen Chardonnay aus dem Kühlschrank und öffnete sie mit ihren perfekt manikürten Händen. Rory beobachtete ihre Mutter, wie sie den Korkenzieher drehte und dann daran zog, die Flasche zwischen ihren Knien. Plopp, kam der Korken raus. Selbst in klatschnassen Kleidern wog Lana kaum fünfundvierzig Kilo, aber eine Weinflasche war ihr noch nie unterlegen gewesen.
    »Ich schätze, dass bedeutet, dass ich Botengänge erledigen werde«, sagte Rory, während sie eine große Gemüsezwiebel schnitt. »Was auch immer sie brauchen. Sie haben das in der E-Mail nicht so genau erklärt.«
    »Bezahlen sie dich?«
    »Ich werde dort umsonst wohnen. In ihrer Villa am Strand. Sie brauchen mich nicht zu bezahlen.«
    Ihre Mutter schüttelte ihre roten Haare und nahm einen tiefen Schluck.
    »Ich verstehe nicht, warum du immer ein Glas Wein trinkst, kaum dass du zehn Minuten daheim bist«, sagte Rory.
    »Es entspannt mich. Versuch du mal neun Stunden lang Haare zu schneiden.« Lana stellte das Glas zurück auf die Arbeitsfläche. »Was ist mit Mario? Weiß er es schon?«
    »Es ist eine Pizzeria. Ich bin mir sicher, er findet Ersatz.« Rory ließ die Zwiebelstücke in die Pfanne gleiten und sah ihnen beim Brutzeln zu. »Außerdem habe ich ein bisschen gespart dieses Jahr. Du musst dir keine Sorgen machen.«
    »Es geht mir nicht ums Geld. Ich mache mir Sorgen um dich.« Rory konnte hören, wie ihre Mutter in der Handtasche nach Zigaretten kramte. »Wenn du im Ausland studieren willst, könnte ich das verstehen. Wenn du einen Job in der Stadt haben willst, okay. Aber einfach so weggehen und bei einer Familie leben, die du nicht einmal kennst? Nur damit du hinter ihnen herräumen kannst wie deine Tante?«
    »Fee arbeitet schon für sie, seit ich denken kann«, warf Rory ein. »Wenn sie so furchtbar wären, dann hätte sie schon vor langer Zeit gekündigt.«
    »Aber … was willst du dort tun?«, hakte ihre Mutter nach. »Das sind nicht deine Freunde. Denkst du, dass sie dich in ihre Clique aufnehmen? Dass sie dich mitnehmen in ihre Clubs und zu ihren Partys? Oh, da sind sie ja.«
    Rory wandte sich um. Ihre Mutter zog eine Zigarette aus der Packung und zündete sie mit ihrem Lieblingsfeuerzeug, das mit dem fröhlichen blauen Las-Vegas-Schriftzug, an.
    »Du wirst dort nur eine bessere Dienstmagd sein«, sagte ihre Mutter und zog an der Zigarette. »Ist es das, was du willst?« Sie blies Zigarettenrauch aus, und ihre grünen Augen, die Rory so gerne geerbt hätte, verengten sich.
    »Es ist mir egal, ob ich deren Dienstmagd bin. Ich will nur endlich hier rauskommen«, antwortete Rory. »Meinen Horizont erweitern. Willst du nicht, dass ich hier rauskomme? Niemals ?«
    »Spuck’s aus«, sagte ihre Mutter und nahm wieder ihr Glas. »Es geht dir doch nur darum, von mir wegzukommen.«
    Von dir und deinem Freund , dachte Rory, als sie sich wieder dem Herd zuwandte. Bryan, der immer zu
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