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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt
Autoren: Keith Laumer
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1.
     
    Ich fuhr den Turbo gleichmäßig mit zweihundertfünfundzwanzig Sachen über das, was einmal die Interstate 10 gewesen war. Meine Augen klebten an der aufgebrochenen Straße, um durch den Staub und vulkanischen Smog nur ja keine Spalten zu übersehen, die zu breit zum Überspringen waren. Ich hatte Glück gehabt in Dallas, als ich ihn fand. Er war so gut wie neu und brauste sanft auf seinem 70-Zentimeter-Luftkissen dahin. Der einzige Schönheitsfehler war das aufgebrochene Türschloß, aber es war mir keine Zeit geblieben, nach dem Eigentümer zu suchen. Die selbsternannte Schutzwache, die sich Nationalgarde nannte, hatte die unangenehme Angewohnheit, erst zu schießen und dann Fragen zu stellen. Sicher, ich hatte mich auf nicht ganz legale Weise in einem Waffengeschäft eingedeckt – aber dem Besitzer wäre es ohnehin gleichgültig gewesen. Er und fast alle anderen Bürger hatten die Stadt vor meiner Ankunft bereits verlassen, und ich brauchte unbedingt eine Schußwaffe. Ich wählte mir eine .38er Smith und Wesson aus, die gut in der Hand lag.
    Zu meiner Rechten dampften niedrige Vulkankegel und schienen sich auf die nächste Runde vorzubereiten. Ich hielt mich, so nahe die Straßen es erlaubten, an der Linie des tektonischen Aufruhrs, der entlang der Golfküste verlief, von der Stelle, wo New Orleans gestanden hatte, bis zur seichten See, die Nordflorida gewesen war. Ehe ich Atlanta erreichte, mußte ich mich entschieden haben, ob ich mich entweder in die relative geologische Sicherheit der Appalachen – die allerdings von Flüchtlingen überlaufen und wo Nahrung und Wasser bereits knapp waren – zurückziehen oder südwärts weiterfahren sollte, quer über die Floridasee zu der großen Insel, Südflorida genannt, die Tampa, Miami, Key West und eine Menge stinkigen Sandes umfaßte, der bis vor ein paar Monaten noch Meeresgrund gewesen war.
    Ich war schon jetzt ziemlich sicher, daß ich mich für den Süden entscheiden würde, wo ein noch einigermaßen unbeschwertes Leben herrschte und wo von Palm Beach sogar noch Tanzmusik zu empfangen war. Wenn der Planet schon auseinanderbrach – ich konnte doch nichts dagegen tun, also wollte ich das Leben noch bis zur Neige auskosten.
    Ein Städtchen kam in Sicht. Ich mußte den Ruinen eines Farmhauses ausweichen, die der Wind mitten auf der Straße abgeladen hatte. Kurz danach ließ ich meinen Turbo über einen gut einen Meter breiten Spalt springen, der sich in Schlangenlinien bis zur Stadt hinzog.
    Es war Spätnachmittag. Kein einziges Gebäude über zwei Stockwerk stand mehr, und die Straßen waren mit allem möglichen bedeckt – von Stühlen, Tischen und Betten angefangen bis zu Säcken mit verfaulten Kartoffeln. Es sah aus, als hätte eine der Flutwellen zu Ende gebracht, was Erdbeben und Feuer angefangen hatten.
    Drei Blocks östlich von der Hauptstraße fand ich, was ich suchte – einen Supermarkt. Ich senkte den Wagen auf ein einigermaßen freies Fleckchen herab und wartete, bis der Staub sich gesetzt hatte. Ich schob mir die Atemmaske über das Gesicht, kletterte heraus und streckte meine steifen Beine aus.
    Als ich den Bürgersteig erreichte, hob sich der Boden unter mir und – sosehr ich auch mein Gleichgewicht zu halten versuchte – ich fiel auf die Nase. Ein Krach wie von einem Artilleriebeschuß, und das Stück Straße unter mir hüpfte einfach davon. Ich stützte mich auf Hände und Knie, aber schon lag ich wieder ausgestreckt auf dem Boden, der schwabbelte wie der Hüftspeck einer Negermama.
    Endlich erstarb das Rumpeln und Grollen, obgleich immer noch ein paar Häuser hinter mir wie im Zeitlupentempo zusammenfielen.
    Meine erste Sorge war der Wagen. Er stand auf der anderen Seite eines etwa zwei Meter breiten Spalts. Die Entfernung hätte ich durch einen Sprung schaffen können, wenn meine Knie nicht weich wie Gummi gewesen wären. Ich brauchte ein Brett, das ich als Steg verwenden konnte. Durch den wirbelnden Staub kämpfte ich mich in ein Textilgeschäft, wo ich ein breites Holzregal noch mehr zerlegte, als es das Beben bereits getan hatte. Das Brett, das ich so gewann, war gerade richtig.
    Ich schleifte es über den Bürgersteig, da hörte ich aus der glaslosen Tür eines Lebensmittelgeschäfts ein Stöhnen. Ich stellte das Brett ab und griff nach meiner .38er. Vorsichtig steckte ich den Kopf durch die Tür. Viel mehr als zerbrochene Regale, zersplitterte Flaschen und volle Dosen konnte ich von hier aus jedoch nicht sehen.
    »Wer ist
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