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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt
Autoren: Keith Laumer
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folgten mir, als ich durch den Saal schlenderte. Ein hochgewachsener Typ mit glatt zurückgestrichenem grauen Haar kam auf mich zu. Ich lächelte ihn unschuldig an. »Ich bin nicht hier, um ein paar Drinks zu schnorren«, kam ich ihm zuvor. »Ich gestehe auch, daß ich nicht zu Ihrer Gesellschaft gehöre, aber ich interessiere mich für Münzen und hätte gern einen fachmännischen Rat ...« Ich fischte die Goldmünze des Seemanns heraus und drehte sie in meinen Fingern. »Sie ist vermutlich ohnehin nicht echt«, sagte ich leichthin. »Aber ich möchte es eben gern genau wissen.« Ich hielt sie ihm unter die Nase. Er nahm sie nicht, sah sie aber an. Sein übertrieben höfliches Lächeln, mit dem er mich bisher bedacht hatte, war plötzlich verschwunden.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte ich schnell. »Ich will den Rat nicht umsonst. Ich dachte nur, hier ...«
    »Wenn Sie bitte mitkommen würden, Sir? Ich werde Sie zu Mr. Zablun bringen. Er wird Ihren Fund begutachten.« Er hatte eine winzige Spur von Akzent, eine eigenartige Betonung. Ich folgte ihm den Gang entlang zu einem kleinen Raum, der wie ein Wartezimmer aussah.
    »Wenn ich Sie noch um einen Augenblick Geduld bitten darf, Sir?« Er deutete auf einen weichen Sessel und verschwand durch eine Nebentür. Ich hielt die Münze immer noch in der Hand. In einer Minute oder so würde man mir sicher sagen, daß ich auf einen Schwindler hereingefallen war. Ich machte die Zahnprobe und biß darauf. Tatsächlich, mein Zahn hatte einen Abdruck hinterlassen. Vielleicht war sie doch echt? Echt Gold, zumindest.
    Die Nebentür öffnete sich, und mein höflicher Begleiter kam mit einem untersetzten Mann mit falsch aussehendem schwarzen Haar und unruhigen Augen zurück.
    »Darf ich Sie mit Mr. Zablun bekanntmachen?« sagte der Überhöfliche. »Er wird sich Ihre Münze gern ansehen, Mister ...?«
    »Jimmy Philbert aus Butte, Montana«, sagte ich.
    Mr. Zablun streckte die Hand aus, und ich gab ihm die Münze. Er betrachtete sie eingehend. Dann tauschte er einen kurzen Blick mit dem Grauhaarigen. Ich wollte nach meiner Münze greifen, aber Mr. Zablun schritt damit bereits zur Nebentür.
    »Bitte, kommen Sie mit, Mr. Philbert«, sagte der Grauhaarige. Wir betraten ein Zimmer mit einem Schreibtisch, auf dem eine eingeschaltete Lampe stand. Zablun trat hinter den Schreibtisch und holte aus der Lade ein schwarzes Tuch und ein elektronisches Instrument mit zwei Linsen. Damit begann er an meiner Münze herumzufummeln.
    »Sie ist echt«, erklärte er schließlich. »Reines Münzgold.«
    »Ist Ihnen das Stück bekannt?« erkundigte ich mich gespannt.
    »Es ist keine Rarität«, erwiderte er. »In den letzten Jahren wurde bei Kreta eine größere Zahl gefunden. Nicht so neu aussehend wie Ihre allerdings.«
    »Eine griechische Münze also?«
    »Ihre Herkunft ist unbekannt. Wo haben Sie Ihre bekommen?« Seine Stimme klang nicht einmal interessiert.
    »In Potosi, vor etwa zwei Wochen«, behauptete ich. »Ich habe sie beim Pokern gewonnen. Ich hatte schon befürchtet, ich hätte darauf bezahlt. Ach ja, was ist sie eigentlich wert?«
    »Ich könnte Ihnen fünfhundert Dollar dafür bieten«, warf der Grauhaarige ein.
    »Ich möchte sie im Augenblick eigentlich nicht verkaufen.« Ich griff nach meiner Münze, die auf dem Schreibtisch lag.
    »Vielleicht für tausend ...«
    »Es geht mir nicht um den Preis«, erklärte ich großspurig. »Ich habe sie für einen Hundert-Dollar-Einsatz bekommen. Ich werde sie als Talisman behalten.« Ich griff nach meiner Brieftasche. »Was schulde ich Ihnen?«
    Der Grauhaarige wehrte ab. »Aber, wenn Sie vielleicht doch Ihre Meinung ändern, Mr. Philbert ...«
    »Sind Sie der erste, dem ich Sie anbieten werde«, versicherte ich ihm. Ich verbeugte mich vor dem schweigsamen Mr. Zablun und verließ von dem Grauhaarigen begleitet das Zimmer. Als ich mein eigenes erreichte, warf ich einen Blick auf mein wertvolles Goldstück. Es sah immer noch aus wie frisch geprägt – aber mein Zahnabdruck fehlte.
    Zablun hatte die Münze ausgetauscht!
     

 
4.
     
    Für Geld stellte Anzio keine Fragen. Ich schob ihm einen Fünfziger zu, und er sorgte dafür, daß ich mich ungestört in einer leeren Suite im neunundzwanzigsten Stock aufhalten konnte, von wo aus sich mit einem guten Fernglas die ganze Länge des Ostwestblocks beobachten ließ. Ein Zehner verschaffte mir die Hilfe eines Pagen, der für mich in der Nähe des Seiteneingangs Posten bezog. Er sollte mir sofort
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