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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt
Autoren: Keith Laumer
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da?« rief ich. Etwas rührte sich in der Dunkelheit des hinteren Raumes. Selbst durch meine Atemmaske schlug mir der Gestank verfaulter Lebensmittel entgegen.
    »Komm heraus!« brüllte ich, aber es tat sich nichts. Ich hörte keuchendes Atmen und stieß mit dem Fuß die ohnehin schon zerstörte Tür zum Hinterzimmer auf. Ein Mann saß auf dem Boden, mit dem Rücken zur Wand. Sein Schoß war mit Stücken von der Decke und mit Glasscherben bedeckt. Ein schweres Spülbecken lag auf seinen Beinen unterhalb der Knie. Sein Gesicht wirkte ölig-bleich, seine Augen waren weit aufgerissen und die Bartstoppeln bestimmt schon einen halben Zentimeter lang. Einige Glieder fehlten von mehreren Fingern seiner klauenähnlichen Linken, die eine .45er genau auf mein Knie gerichtet hielt. Ich stieß sie ihm mit dem Fuß aus der Hand.
    »War nicht notwendig«, murmelte er kaum verständlich.
    Ich packte das Spülbecken und zerrte es mit größter Mühe hoch. Wasser sickerte heraus. Der Mann wimmerte, und sein Kopf rutschte zur Seite. Ich brauchte gut fünf Minuten, bis ich ihn frei hatte. Er stank, als sei er schon seit einer Woche tot.
    Mit meinem Pfadfinderdolch schnitt ich ihm die Hose auf, um seine Beine zu untersuchen. Sie waren beide mehrfach gebrochen, aber die Wunden waren auf jeden Fall bereits ein paar Tage alt. Es war also nicht erst das letzte Beben gewesen, das ihn erwischt hatte.
    »Wie lange haben Sie schon hier gelegen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht eine Woche.«
    »Ich hole Ihnen Wasser.«
    »Hatte genug – Wasser. Dosen auch – nur keinen Öffner. Die Ratten waren das Schlimmste.«
    »Das ist jetzt vorbei. Wie wär's mit etwas Eßbarem?«
    »Sorgen Sie sich nicht um mich. Sehen Sie zu, daß Sie fortkommen. Es ist arg hier. Alle paar Stunden ein Beben. Das letzte weckte mich auf ...«
    »Sie brauchen etwas zu essen.«
    »Sinnlos, Mister. Ich habe auch innere Verletzungen. Schmerzt zu sehr, wenn ich mich bewege. Verschwinden Sie, solange Sie es noch können.«
    Ich öffnete die nächstbeste Dose – Bohneneintopf. Er schüttelte abwehrend den Kopf. »Gehen Sie jetzt. Aber lassen Sie mir meine Pistole da.«
    »Sie werden sie nicht brauchen ...«
    »Ich werde es doch.« Seine Stimme klang nun schneidend. »Ich hätte sie schon für mich benutzt – aber ich hoffte, sie würden mich finden. Dann hätte ich ein paar von ihnen mitnehmen können.«
    »Vergessen Sie es, Alter. Sie ...«
    »Keine Zeit zur langen Unterhaltung. Sie sind hier – hier in Greenleaf. Ich habe sie kurz zuvor noch gesehen.« Seine Augen wirkten besorgt. »Haben Sie einen Wagen?«
    Ich nickte.
    »Sie werden ihn sehen. Haben es vielleicht schon. Schnell! Fahren Sie weg!«
    Ich nahm die Messerklinge, um ihm Eintopf einzuflößen. Er wandte das Gesicht ab.
    »Essen Sie, Seemann, es wird Ihnen gut tun.«
    »Woher wissen Sie ...«
    Ich deutete auf den Wappenring der Marineakademie.
    »Ich hätte ihn abnehmen und wegwerfen sollen«, murmelte er, »aber ...« Wieder wandte er schnell das Gesicht ab, als ich ihn füttern wollte. »Ich kann nicht essen«, protestierte er. »O Gott, der Schmerz ...«
    Ich warf die Dose zur Seite. »Ich schaue nach dem Wagen«, brummte ich. »Dann komme ich zurück und hole Sie.«
    »Hören Sie«, krächzte er. »Sie glauben vielleicht, ich plappere im Fieberwahn, aber ich weiß genau, was ich sage. Sehen Sie zu, daß Sie weiterkommen – sofort! Es ist keine Zeit, es Ihnen zu erklären. Verschwinden Sie!«
    Ich achtete nicht mehr auf ihn, sondern trat auf die Straße hinaus und schob mein Regalbrett über den Spalt. Es war eine wacklige Brücke, und ich wagte mich nur auf allen vieren darüber. Als ich mich gerade aufrichten und auf festeren Boden steigen wollte, sah ich eine Bewegung geradeaus. Mein Wagen stand etwa zehn Meter weiter und war dick mit Schutt und Staub bedeckt. Ein Mann schlich vorsichtig darum herum, dann wischte er ein Stück der Windschutzscheibe frei und spähte ins Innere. Er fand den Öffnungsmechanismus und drückte darauf.
    In diesem Augenblick entdeckte er mich. Er zog einen Revolver aus der Tasche und feuerte auf mich. Die Kugel schlug irgendwo hinter mir ein. Zwei weitere Schüsse knallten, noch ehe das Echo des ersten Schusses verklungen war – und das alles in nicht ganz einer Sekunde. Ich umarmte das Brett hinter mir mit der Linken und holte mit der Rechten meine .38er heraus, als ein vierter Schuß Zentimeter vor meiner Nase einschlug. Ich blinzelte durch den Staub, nahm mir die schwarze
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