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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen
Autoren: Max Kruse
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Wer ist der Dieb?

    Seltsame Dinge geschahen in der kleinen Stadt Irgendwo.
    In der Nacht von Donnerstag auf Freitag verschwand von Herrn Dreipfennigs Nachttisch ein Pappkarton mit drei Pfennigen, die er sich gespart hatte. »Ach, hätte ich sie doch nur auf die Bank getragen«, seufzte er. Aber nun war es zu spät.
    Der Polizist Poch besah sich den Tatort.
    In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde aus Frau Wißtihrschons Kleiderschrank eine wertvolle Kette gestohlen.
    Frau Wißtihrschon war sehr aufgeregt, und der Polizist Poch besah sich den Tatort.
    In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die kleine Bank der kleinen Stadt Irgendwo ausgeraubt — alle Leute verloren dabei Geld, nur Herr Dreipfennig nicht. Seins war ja schon vorher weg gewesen. Jetzt konnte er lachen.
    Der Polizist Poch fuhr schon am frühen Morgen mit seinem alten grünen Auto hin und besah sich den Tatort.
    In der Nacht von Sonntag auf Montag verschwand Pips’ silbernes Armband, obwohl es doch ganz gewiß im Koffer auf dem Schrank gut aufgehoben gewesen war.
    In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde im Kaufhaus der kleinen Stadt Irgendwo ein ganzer Koffer voller Ringe, Ketten, Armbänder und silberner Löffel gestohlen und dazu noch die Ladenkasse ausgeräumt.
    Der Polizist Poch kam in seinem alten grünen Auto und besah sich den Tatort. Die Bürger der kleinen Stadt Irgendwo waren aber schon lange vor ihm aufgestanden und wollten von ihm wissen, wer der Dieb sei.
    Der Polizist Poch runzelte die Stirn und schaute in den Himmel. Da sah er aber nur den Raben Ra vorüberfliegen, und der war es wohl sicher nicht gewesen.
    In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde aus Doks, des Tierarztes, Jacke, die über dem Stuhl neben dem Bett hing, die Brieftasche gestohlen. Glücklicherweise war darin nicht alles Geld, was er besaß.
    Nicht nur in der kleinen Stadt Irgendwo — überall im Umkreis, selbst in der großen Stadt, in der man alljährlich den Rundum-Rummel auf der Festwiese feierte, wurde gestohlen.
    Der Polizist Poch vermerkte es in seinem dicken Notizbuch, es stand in jeder Zeitung zu lesen, und alle Leute redeten davon, wenn sie auf der Straße beieinanderstanden: Es war sicher überall der gleiche Dieb mit dem gleichen Gehilfen.
    Man stand vor einem Rätsel, und der Polizist Poch vermerkte auch dies in seinem dicken Notizbuch. Der Dieb brach spielend jedes Schloß auf, er zertrümmerte die dicksten Türen, er schlüpfte durch die engsten Kellerfensterschächte und glitt durch meterlange Rohre. Er kletterte in die Hauskamine hinein und wieder heraus. Er erklomm die steilsten Wände. Er balancierte anscheinend mit der Geschicklichkeit eines Seiltänzers über Dachfirste. Es war erstaunlich. Und man hätte ihn sicher sehr bewundert, wenn er nicht so frech gestohlen hätte.
    Niemand wußte, wer er war. Niemand hatte ihn gesehen.
    Frau Wißtihrschon wollte schlurfende Geräusche in ihrer Stube gehört haben, so, wie wenn ein schwerer Sack über den Teppich gezogen wird.
    Fierr Dreipfennig schwor, in seinem Kamin hätte es unheimlich geraschelt.
    Jemand wollte den langen schwarzen Schatten eines Wesens, das auf vier Füßen lief, auf dem Dach des Kaufhauses der kleinen Stadt Irgendwo gesehen haben.
    Winzige Fußtapfen, wie von Kinderfüßen mit Vogelkrallen, waren im Garten von Dok gesehen worden. Aber Ra war es bestimmt nicht gewesen.
    Um die eiserne Tür im Keller der Bank der kleinen Stadt Irgendwo zu zerschlagen, mußte man die Kräfte von sieben Männern haben. Das unbekannte, schlanke Wesen mit den kleinen Füßen hatte sie auf unerklärliche Weise zerschmettert. Dicht über dem Fußboden. Das Loch, das dabei entstand, war nicht viel größer als der Durchmesser eines Suppentopfes für eine vierköpfige Familie. Und ringsum schartig ausgesplittert. Der Dieb war trotzdem hindurchgeschlüpft.
    Der Polizist Poch schrieb einen langen Bericht hierüber und machte genaue Angaben über die vermutliche Tatzeit und den Tatort. Wer der Täter war, konnte er aber nicht sagen.
    Alle Straßen und Eisenbahnhöfe wurden streng überwacht. Jedoch wurde nichts Verdächtiges bemerkt. Selbst wenn Spuren gefunden wurden, irgendwo endeten sie so plötzlich, daß man meinen konnte. Der Dieb sei unter die Erde geschlüpft.
    Und eines schönen Tages hörten die Einbrüche und Diebstähle genauso plötzlich auf, wie sie begonnen hatten; der Dieb war und blieb verschwunden. Weg! Es fehlte von ihm jede Spur. Vielleicht hatte er sich in Luft aufgelöst?
    »Es war
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