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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst
Autoren: Julia Arden
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geschäftlich.«
    »Geschäftlich? Und warum motzt du dich dann so auf?« fragte Vanessa skeptisch.
    Michaela schaute an sich herunter. Sie hatte eine türkisfarbene Seidenbluse gewählt, die locker über den Bund ihrer eng geschnittenen, schwarzen Hose fiel. »Findest du?«
    Vanessa näherte sich Michaela, schnupperte an ihr. »Und du riechst . . . wie bei unserem ersten Date.«
    »Ich nehme immer CK , das weißt du doch.«
    »Mann oder Frau?« wollte Vanessa wissen.
    »Frau«, gab Michaela zu. Es gab schließlich keinen Grund, Vanessa etwas anderes zu erzählen.
    »Du hast nicht zufällig beschlossen, mich eifersüchtig zu machen?« fragte Vanessa leichthin. Ihr Ton verriet: Sie fürchtete keine Konkurrenz.
    »Würde es denn funktionieren?« fragte Michaela mit dem Bewusstsein, dass es das nicht würde.
    Vanessa bestätigte dann auch: »Nein. Ich stehe nicht auf Theatralik.«
    »Eben. Glaubst du, das weiß ich nicht?« Michaela sah Vanessa lächelnd an. »Aber ich glaube zu wissen, dass du nichts gegen einen Aufenthalt auf den Kanaren einzuwenden hättest. Und genau daran arbeite ich.« Sie strich Vanessas Wange, küsste sie.
    »Kanaren?« Vanessas Interesse war geweckt.
    »Ich habe dort eine Stelle als Hotelmanagerin in Aussicht gestellt bekommen«, verkündete Michaela. Dass sie diese Stelle aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bekam, weil die dazugehörige Absprache, was sie betraf, schon wieder hinfällig war, stand auf einem anderen Blatt. Andererseits, wer sagte denn, dass Tanja nicht doch, ohne fremden Zuspruch, ihre Meinung änderte und in die Firma einstieg? Walter Kanter würde dann ihr, Michaela, diesen Sinneswandel zuschreiben. Michaela hielt in ihrer Überlegung inne. Richtig. An diese Variante hatte sie noch gar nicht gedacht. »Wenn es klappt, kannst du deinem Schalter in der Bank den Rücken kehren, dann ziehen wir in den Süden«, sagte sie. Die Hoffnung stirbt schließlich immer zuletzt , dachte sie ironisch.
    »Hört sich wirklich sehr verlockend an«, gab Vanessa zu. »Wann ist es denn soweit?«
    »Ja, da kommen wir wieder zum heutigen Abend«, sagte Michaela. »Ich treffe mich mit der Tochter meines Chefs. Du wirst es nicht glauben, aber sie hat ihrem Vater auf den Kopf zugesagt, dass sie das Familienunternehmen nicht übernehmen will. Der ist darüber natürlich außer sich und hat, nachdem er selbst keinen Erfolg damit hatte, mich engagiert, die Kleine umzustimmen. Wenn es mir gelingt, bekomme ich die Stelle als Hoteldirektorin auf Gomera.« Michaela hoffte, alles überzeugend rübergebracht zu haben.
    »Na toll. Und wie willst du das machen? Denn wenn es leicht wäre, hätte er wohl kaum eine solche Belohnung geboten«, erkannte Vanessa messerscharf die Problematik.
    »Schon richtig. Ich kann nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen. Es wird ein paar Wochen in Anspruch nehmen, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen.« Obwohl Michaela nicht mehr die Absicht hatte, Tanja wirklich derart zu hintergehen, zuckte sie bei diesen Worten zusammen. Sie klangen so – gemein. Sie waren gemein. Dass du überhaupt jemals die Beteiligung an so etwas in Erwägung gezogen hast!
    »Heißt das, du wirst in der nächsten Zeit öfter mit besagter Tochter ausgehen?« wollte Vanessa wissen.
    »Ja, es wird sich nicht vermeiden lassen, dass ich viel Zeit mit ihr verbringe.« Wohl wissend, dass auch diese Worte zu ihrer Rolle gehörten, auch zu ihrer neuen, fühlte Michaela sich dennoch unwohl in ihrer Haut. Egal wie sie es drehte und wendete, irgendwen musste sie in jedem Fall belügen. In diesem Moment war es Vanessa, der sie etwas vormachte. Um sich von ihrem schlechten Gewissen abzulenken, gab Michaela dem Gespräch eine andere Richtung. Sie grinste Vanessa an. »Wirst du nun doch eifersüchtig?«
    »Man kann ja nie wissen«, meinte Vanessa, legte ihren Arm um Michaelas Hals, zog sie zu sich heran und küsste sie fordernd.
    Michaela beruhigte ihre Geliebte. »Wenn du sie gesehen hättest, würdest du dir keine Sorgen machen.« Kaum ausgesprochen, meldete sich ihr schlechtes Gewissen erneut, diesmal noch lauter als zuvor. Sie tat ja gerade so, als wäre Tanja grottenhässlich. Erstens war das gemein gegenüber Tanja, und zweitens stimmte es auch gar nicht. Tanja passte nur nicht in die Schablone, die man vor Augen hatte, wenn man allgemein von hübsch redete. Sie war – eben Tanja.
    »Immerhin ist sie sehr betucht«, meinte Vanessa. »Das macht so manchen Nachteil wett, oder nicht?«
    Michaela schaute
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