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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst
Autoren: Julia Arden
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Vanessa fragend an. »Wie meinst du das?«
    »Ich an deiner Stelle würde mir die Tochter schnappen, statt auf die Almosen des Vaters zu warten«, grinste Vanessa.
    »Das meinst du nicht im Ernst!«
    Vanessa winkte ab. »Vergiss es. Na, immerhin kann die Gute ab und zu auch mal die Rechnung für den Abend übernehmen. Das hält deine Spesen im Rahmen. Kannst du die eigentlich bei dem Vater abrechnen, falls der Plan fehlschlägt?«
    Michaela schaute Vanessa perplex an. »Keine Ahnung. Darüber haben wir nicht gesprochen.« Nicht mal, als sie sich noch an den Plan zu halten gedachte, hatte sie sich darüber Gedanken gemacht. Manchmal jagte ihr Vanessas Art einen Schrecken ein. Aber sie selbst bekleckerte sich in der Sache ja auch nicht gerade mit Ruhm.
    Michaela wartete vor dem Restaurant auf Tanja. Die kam mit dem Taxi, verhedderte sich beim Aussteigen irgendwie im Sicherheitsgurt, stolperte beinah.
    Michaela sprang schnell hinzu, hielt sie. »Hoppla!«
    Tanja lächelte ihr verlegen zu. »Hallo.« Sie hatte das Haar hinten zusammengebunden, was ihrem Gesicht einen strengen Ausdruck verlieh und sie außerdem älter erschienen ließ. Tanjas Outfit bildete ein eng anliegendes, grünes Top mit einer Vielzahl von Schnüren, das genau am Bund der weißen Jeanshose abschloss, den ein Nietengürtel zierte.
    Im stillen gab Michaela dem Top eine glatte Sechs, der Hose eine Drei minus. Und die Frisur, na ja, wer den strengen Lehrerinnentyp mag . . . Ein wenig Beratung hätte hier wirklich gutgetan. Aber woher sollte Tanja auch wissen, wie daneben sie mit der Wahl ihrer Klamotten lag, wenn die einzige Kritikerin, die sie hatte, sie selbst war und ihr Modeverstand offensichtlich ihrem Wissen in Wirtschaftsrecht weit hinterherhinkte. Vielleicht interessierte Tanja sich aber auch einfach nicht für Äußerlichkeiten.
    Michaela ließ sich ihre Gedanken nicht anmerken, erwiderte Tanjas Lächeln ungezwungen. »Hallo.«
    Sie gingen ins Restaurant. Tanja sah sich scheu um. Michaela, die hinter ihr das Lokal betrat, hielt Ausschau nach der Bedienung, die ihnen einen Tisch zuweisen würde.
    »Zwei Personen«, sagte Michaela, als der junge Mann sie nach ihrem Wunsch fragte, und sie wurden zu einem Tisch am Fenster geführt. Tanja und Michaela setzten sich. Zwei Speisekarten wurden gebracht. Michaela bestellte eine Flasche Rotwein und Wasser.
    »Ich habe bereits bei meiner Versicherung angerufen. Das Schadensformular dürfte spätestens übermorgen bei dir sein. Du weißt, du kannst kostenlos einen Leihwagen gleicher Leistungsklasse nehmen, bis der Schaden behoben ist.« Natürlich wusste Michaela, dass Tanja keine finanziellen Sorgen quälten, und sie sich jeden Wagen hätte leihen können, der ihr gefiel. Aber sie durfte nicht zeigen, dass sie das wusste, egal, ob sie sich nun an Kanters Plan hielt oder ihren Gegenplan spielte. Tanja musste an eine Zufallsbekanntschaft glauben. Und als diese wusste sie von Tanja bisher nur, dass sie bei einem Autounfall ihre Mutter verlor, dass es ihr leichtfiel, Bestnoten in Prüfungen zu bekommen und dass ihr Vater Tanjas Geburtstag mit einem Geschenkgutschein abtat. »Und wenn es Probleme mit der Werkstatt geben sollte, ruf mich einfach an. Ich möchte nicht, dass dir irgendwelche Nachteile aus der Sache erwachsen.«
    Tanja lächelte sanft. »Ich komme schon klar.«
    »Wirklich? Du wirkst auf mich irgendwie . . . etwas hilflos.«
    »Warum? Weil ich ein krankes Bein habe? Mein Kopf funktioniert fehlerfrei. Ich bin fünfundzwanzig und durchaus in der Lage, mich im Alltag zurechtzufinden. Ich stand gestern morgen vielleicht etwas unter Schock. Aber mir geht es wieder gut.«
    »Das freut mich.«
    »Allerdings«, Tanja zögerte. »Ich fühle mich trotzdem unwohl in meiner Haut.« Sie blinzelte unsicher. »Diese Einladung hier ist doch nur zustandegekommen, weil ich . . . na ja mit meiner Bemerkung . . . da warst du sozusagen moralisch verpflichtet, mir dieses Angebot zu machen.«
    Michaela schüttelte lächelnd den Kopf. »Glaub mir«, versicherte sie, »egal wie sehr du mich genötigt hättest, hätte ich nicht gewollt, säßen wir jetzt nicht hier.«
    »Du bist also nicht genervt?«
    »Wie bitte?« fragte Michaels verblüfft. »Mache ich etwa den Eindruck, genervt zu sein?«
    »Das nicht. Aber ich nehme an, du hast genug Selbstbeherrschung, so etwas zu verbergen. Du machtest auch gestern nach dem Crash einen sehr gefassten Eindruck auf mich. Du hattest alles unter Kontrolle.«
    Michaela verbarg
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