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und der verrueckte Maler

und der verrueckte Maler

Titel: und der verrueckte Maler
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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dachte Justus. »Wohin fahren wir?«
    »Ins Atelier. Oder haben Sie Angst?« Silberhaar sah ihn spöttisch an.
    Aber Justus hielt dem Blick stand. Nicht nur das, er holte zum Konter aus. »Nicht die Spur. Meine beiden Kollegen sind schon dort.« Diesmal blieb Ashley richtig ein wenig der Mund offen stehen. Aber er sagte nichts.
    Draußen hatte Justus Mühe, mit Ashley Schritt zu halten und zugleich Morton unauffällig zu signalisieren, dass er ihn nicht mehr brauchte. Der Chauffeur kannte Justus gut genug und verstand sofort. In einer Ecke stand ein ziemlich betagter Chevrolet. Er erwies sich als ähnlich gepflegt wie der Buick, mit dem der Kamelhaarmann vor einer Woche auf Onkel Titus’ Schrottplatz erschienen war, um das gelbe Gemälde zu kaufen. Ashley startete und fuhr im schwungvollen Bogen über den Hof und durch die Einfahrt.
    »Das letzte Stück fahren wir mit meinem Motorboot. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.«
    »Nein«, sagte Justus. »Seit gestern nicht mehr.«
    Silberhaar sah ihn überrascht von der Seite an, fragte aber nichts.
    Als sie die Stadtgrenze von Los Angeles hinter sich gelassen hatten, wollte Ashley noch einmal den Namen des Schrotthändlers hören, bei dem sein gelbes Gemälde vorübergehend gelandet war.
    »Titus Jonas«, sagte Justus.
    »Und wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Justus Jonas.«
    Einen Augenblick lang fürchtete Justus, Silberhaar würde anhalten und ihn aus dem Auto komplimentieren. Aber Silberhaar, der schon sehr schnell fuhr, drückte das Gaspedal noch etwas tiefer durch und schwieg wieder.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Ihre Familiengeschichten sind für mich nicht wichtig. Und jetzt den Rest, bitte.«
    Justus sah weit draußen auf dem Meer einem Küstendampfer, der sich schon seit geraumer Zeit nicht zu bewegen schien. »Sie haben recht«, sagte er. »Ihre Familie ist im Moment viel interessanter.«
    Auf dem einsamen Weg durch das Gebirge hatte Justus Zeit genug gehabt, um zu überlegen, wie er es Ashley beibringen sollte. Es würde vielleicht arrogant klingen, so als wollte er mit seiner Highschool-Bildung angeben. Aber er schob seine Bedenken beiseite. »Der Anrufer, der uns gedroht hat, war, wie gesagt, anonym. Aber viel Mühe hat er sich nicht gegeben, seine Identität zu verbergen. Den Auftrag zum Überfall auf unser Büro hat er unter dem Namen Arthur Hayles erteilt.« Justus machte eine kleine Pause. Der Küstendampfer draußen auf dem Pazifik schien jetzt endlich wieder vom Fleck zukommen. »Das Stichwort heißt Voltaire.«
    Silberhaar riss den Kopf herum. Diesmal wurde er bleich und brauchte ein bisschen Zeit, um seine Fassung wiederzugewinnen. »Sie wissen sehr viel, junger Mann.« Er nahm den Fuß vom Gaspedal und fragte nichts mehr.
    Justus war es lieber so. Irgendwie wäre es ihm doch peinlich gewesen, Silberhaar zu beichten, wie er gestern Abend vor dem Schlafengehen noch in dessen Bibliothek gestöbert und ein Buch über jenen berühmten französischen Schriftsteller in die Hand bekommen hatte, der eigentlich François Arouet hieß und sich in Voltaire verwandelte, indem er die Buchstaben seines Familiennamens durcheinanderschüttelte und noch zwei hinzufügte. Und wie es ihm, Justus, dann plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen war. »Ihr Bruder brauchte nichts dazuzuerfinden«, sagte er. »Ashley und Hayles, das geht genau auf.«
    »Ist ja schon gut«, brummte Silberhaar.
    Links der Straße kam ein kleiner Yachthafen ins Blickfeld. Der Highway verlief hier ganz nah am Pazifik. Silberhaar bremste und stieg aus. Zu seinem Motorboot waren es nur ein paar Schritte. Justus kletterte hinein und warf einen Blick zum Himmel. Über ihm spannte sich ein leuchtendes Blau, so weit das Auge reichte.
    Bob und Peter ließen sich täuschen. Der Mann mit der hässlichen Stimme redete und redete und es fiel ihnen gar nicht auf, dass er plötzlich versöhnlicher, aber seine Stimme nervös geworden war.
    »Hände hoch!«, sagte eine Stimme hinter ihnen sehr laut. Sie fuhren herum. Vor ihnen stand der Kamelhaarmann, von dem sie geglaubt hatten, er säße stumm im Wohnzimmer und hörte den Tiraden seines sonderbaren Partners zu. Er sahmürrisch und entschlossen aus und hielt in der Hand ein Ding, das verdammt viel Ähnlichkeit mit einer Browning hatte. Die beiden Detektive streckten gehorsam die Arme zur Decke.
    Drinnen verstummte der Wortschwall des anderen. Die Türklinke wurde Bob in den Rücken gerammt. »Hey«, protestierte er und wäre fast
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