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und der verrueckte Maler

und der verrueckte Maler

Titel: und der verrueckte Maler
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Peter ins Orange County Center geschleppt, eine gemeinnützige Galerie, die sich der zeitgenössischen Kunst verschrieben hatte und junge Künstler bekannt machte. Eigentlich war Bobs Metier die Musik, aber er interessierte sich auch für Maler, Bildhauer und Fotografen. Vor einem Jahr, bei einem Besuch in New York, hatte er fast einen ganzen Tag in der Fotoabteilung des MOMA, des Museum of Modern Art, zugebracht und seine Freunde mit Kunstdruck-T-Shirts versorgt.
    Anders als im MOMA war die Ausstellung, die sie im Untergeschoss des Hauses von William Ashley zu sehen bekamen, gratis. Es waren auch bloß sechzig Quadratmeter, auf denen sich die Exponate drängten. Sie hingen an den Wänden, lagen auf Tischen, füllten die Schubladen, lehnten in Ecken. Es mussten hunderte von Bildern sein. Aquarelle, Grafiken, Radierungen, abstrakte Farbgemälde und sparsamste Tuschezeichnungen wechselten sich in buntem Reigen ab. Bob und Peter waren sprachlos. Sie wanderten zwischen den Werken hin und her und hätten dabei fast vergessen, warum sie hier waren.
    »Das ist ein Meister und nicht nur in einem Fach«, flüsterte Bob.
    Peter nickte. »Ein verkanntes Genie«, sagte er leise. Dann zeigte er mit der Hand stumm nach oben.
    Undeutlich waren Stimmen zu hören. Peter zog Bob mit sich zu der Treppe, die am Ende des Raums hinaufführte ins Parterre. Oben angekommen, drückte Peter sachte die Türklinke der Kellertür herunter. Durch einen kleinen Spalt sah er nach draußen. Hinter der Tür kam ein enger Gang. Weiter hinten war ein Ausschnitt des Wohnzimmers zu sehen, mit dem Ofen und einem Teil der Fensterfront mit dem Blick aufs Meer. Sie hörten Schritte und Geräusche, aber sie klangen so weit entfernt, dass sie nur aus dem ersten Stock kommen konnten.
    »Und wenn ich das ganze Haus auf den Kopf stellen muss«, rief eine Stimme, »ich finde es.« Sie klang hart und unangenehm und Bob fiel sogleich ein, was Lys über den Anrufer gesagt hatte: »Wie so ein Fiesling im Kino.« Dann war wieder Stille, bis auf die Schritte und Geräusche. Einmal hörte es sich an, als ob eine volle Schublade zu Boden krachte.
    »Und dafür haben wir so pedantisch aufgeräumt«, flüsterte Peter.
    »Ich weiß nicht«, sagte in diesem Augenblick jemand. »Eine solche Unordnung schätzt Mr Ashley meines Wissens nicht sehr.«
    »Der Mann im Kamelhaarmantel«, raunte Bob. Allmählich wurde ihm unbehaglich. Was hier stattfand, war unzweifelhaft eine Hausdurchsuchung – und zwar von Leuten, die offensichtlich viel weniger Skrupel hatten als die drei ???. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auf das Untergeschoss ausgedehnt würde.
    »Mr Ashley, Mr Ashley!«, fauchte die erste Stimme. »Sie müssen sich endlich einmal klar werden, was sie eigentlich wollen, Mann! Wenn Sie weiter den Kammerdiener spielen wollen, bitte sehr. Aber dann sind Sie hier falsch. Oder wollen Sie sich endlich holen, was Ihnen zusteht?«
    Der Kamelhaarmann blieb die Antwort schuldig.
    »Hier oben ist nichts«, sagte wieder die erste Stimme.
    Jetzt waren Schritte auf Holz zu hören. Offensichtlich kamen die beiden die Wendeltreppe zum Wohnzimmer herunter.
    »Nehmen wir uns den Keller gleich vor? Ach was, ich mache uns einen Kaffee.« Das war dieselbe Stimme, die gleich darauf in ein hässliches Lachen ausbrach. »Ich bin ja hier zu Hause, gewissermaßen. Und Sie sind mein Gast, Mann.«
    Das Knarren eines Korbsessels, dann kamen Geräusche aus der Küche. Bob und Peter sahen sich erleichtert an. In ihrem Versteck hinter der Kellertür hatten sie noch eine Schonfrist. Aus der Küche drang das Klappern einer Espressomaschine.
    »Sie müssen endlich aufhören, immer an Mr Ashley zu denken. Mr Ashley ist auch nur ein Mensch.« Wieder das hässliche kurze Lachen. »Ich kenne ihn. Ich kenne ihn seit über fünfzig Jahren.«
    Der Kamelhaarmann blieb stumm. Aber Peter glaubte, ein leises Seufzen wahrzunehmen.
    »Und im Übrigen gehört Ihr Mr Ashley ins Gefängnis«, tönte es aus der Küche. »Nicht wahr, das wissen Sie doch?«
    »Ich auch«, erwiderte der Kamelhaarmann. »Wir alle.«
    »Na, na, wir wollen doch nicht sentimental werden. Wir verschaffen uns nur unser Recht.«
    Jetzt hörten die beiden Detektive, wie Schritte näher kamen und Tassen auf dem Wohnzimmertisch abgesetzt wurden. »Im Übrigen, Mann, ist Ihnen doch wohl eines klar: Sollte ich hier nichts finden, dann heißt das für mich gar nichts. Dann sage ich ihm seine Einbrüche auf den Kopf zu.«
    »Dafür brauchen Sie
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