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und der verrueckte Maler

und der verrueckte Maler

Titel: und der verrueckte Maler
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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zu stoßen, der in Windungen durch die Felsen hinaufführte. In ihren immer noch feuchten Turnschuhen spürten die drei jedes Steinchen auf dem Boden. Nach dreihundert Metern fielen die ersten großen Regentropfen. Gleichzeitig begann das laue Lüftchen, das eben noch geweht hatte, heftiger zu werden.
    Also werden wir wieder nass bis auf die Knochen, dachte Bob.Er fing an zu überlegen, wie hoch die statistische Wahrscheinlichkeit für drei Bewohner dieser Gegend war, an zwei Sommertagen hintereinander in ein Unwetter zu geraten. Aber er gab bald auf. Die Steigung war so groß, dass er außer Atem geriet. Er ging als Letzter.
    Wenigstens fanden sie bald das, was als der Pfad von der Landkarte gelten konnte. An einigen Stellen säumten ihn hohe Bäume, sonst führte er nur durch Fels und Geröll. Meist war er nicht einmal einen Meter breit. Aber man konnte erkennen, dass Menschenhand ihn angelegt hatte.
    »Nicht so schnell!«, hörte Bob sich rufen. Schweiß- und Regentropfen rannen ihm von der Stirn. Peter blieb einen Moment lang stehen und wartete, lief dann aber weiter. Auch Justus konnte kaum noch mit ihm Schritt halten.
    Als Peter um einen Felsen bog, der sie ein gutes Stück bergab gezwungen hatte, traf ihn eine Sturmbö voll von vorn. Der Regen peitschte ihm einen Ast ins Gesicht. Er taumelte.
    »Was ist passiert?«, schrie Justus, aber Peter hob beschwichtigend den Arm und zog sich hinter den Felsen zurück, bis die beiden anderen nachkamen. Er sah auf die Uhr. Sie waren fast eine halbe Stunde unterwegs und hatten kaum mehr als eine halbe Meile zurückgelegt. Er versuchte, die Straße zu finden, die irgendwo über ihren Köpfen sein musste. Aber sie blieb unsichtbar.
    Justus und Bob schnauften gewaltig. Ihre Jeans und Jacken, sogar die T-Shirts darunter waren genauso pitschnass wie Tags zuvor. Justus stellte sich vor, wie er das nächste Mal mit Lys in der Küche stehen und ein Festessen anrichten würde. Das gab Kraft. Und Bob mobilisierte letzte Energien dadurch, dass er sich ausmalte, wie er sich bald in Mortons Rolls-Royce fallen lassen würde.
    »Fünf Minuten Pause!«, schlug Justus vor. Die beiden anderen nickten nur. Ein paar Meter oberhalb des Weges hing das Gestein über und bot ein Schutzdach vor dem Regen. Er prasselte jetzt gleichmäßig herunter. Immer wieder fegten starke Windstöße von der Bucht herauf.
    Über nackten, glatten Fels kraxelten sie zu dem Unterschlupf und setzten sich nebeneinander auf den Boden. Von hier bot sich ein fantastischer Blick auf die Küste und die Felsen. Tief unter ihnen lag das Meer, auf dem weiße Schaumkronen tanzten und Welle auf Welle zum Ufer rollte. William Ashleys Haus war deutlich zu erkennen.
    »Sollte in dieser Gegend wider Erwarten noch mal die Sonne scheinen«, witzelte Peter, »kann man von hier aus bestimmt bis Japan sehen.« Justus und Bob lächelten matt.
    Justus spürte, wie die Kälte in ihm hochkroch. »Wir müssen uns bewegen«, rief er und fing an, die Arme übereinander zu schlagen. Bob machte es ihm nach. Peter saß da und rührte sich nicht.
    »Hey, du erkältest dich!« Justus versetzte dem Freund einen sanften Rippenstoß. Aber der reagierte nicht. Gebannt starrte er nach unten. Justus folgte seinem Blick.
    Zwei kleine Punkte bewegten sich zum Haus hin. Sie schienen die letzten Meter des Abhangs herunterzurutschen. Bei der Entfernung mussten sie schon sehr scharf hinsehen, um Genaueres zu erkennen. Die eine Gestalt erschien von oben bis unten hellbraun. Hellbraun, schoss es Justus durch den Kopf. Die Farbe eines Kamelhaarmantels.
    »Silberhaar ist das nicht«, murmelte Peter. Tatsächlich war bei der zweiten Gestalt nichts zu sehen von dem schlohweißen Haarkranz, der William Ashley zu einer so imponierenden Erscheinung machte. Peter erwachte aus seiner Erstarrung. Die beiden Punkte waren nicht mehr weit von der Haustür entfernt und hoben sich jetzt vor dem Hintergrund der leuchtend weißen Mauern ab. Justus stieß Bob in die Rippen und zeigte nach unten. Es dauerte etwas, bis Bob die beiden Punkte erspäht hatte. Sie schienen ihn nicht sonderlich zu interessieren. »So, so«, murmelte er apathisch. »Ich glaube«, sagte Justus langsam, »wir müssen unsere Pläne ändern.«
    »Das Gefühl habe ich auch«, stimmte Peter zu.
    Die Entscheidung war schnell getroffen. Peter und Bob mussten zurück zur Bucht. Justus würde allein weitergehen, hinauf zu Morton. Wenigstens hatte der Wettergott ein Einsehen. An einigen Stellen riss der Himmel
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