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und der verrueckte Maler

und der verrueckte Maler

Titel: und der verrueckte Maler
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Notizblock herauszuziehen und abzulesen. Das wirkte professionell. Aber er hatte das deutliche Gefühl, dass bei einem Mann wie Silberhaar solche Tricks nicht wirkten. Er ließ den Notizblock, wo er war. »Undzwar bei einer Versicherung namens –«
    »California Life Insurance«, fiel ihm Ashley ins Wort.
    »Ganz recht«, sagte Justus. Ashley, den er von Sekunde zu Sekunde mehr mochte, tat ihm leid. Aber das Kräftemessen mit ihm machte Justus auch Spaß. Obwohl, dachte er im selben Augenblick, es eigentlich kein richtiges Kräftemessen ist. Eher ein Katz-und-Maus-Spiel. Ich bin die Katze, du bist die Maus. Und die Frage ist nicht, ob ich dich fange, sondern wann.
    »Keiner dieser Einbrüche wurde je aufgeklärt. Die Beute blieb verschwunden.« Justus sah Ashley voll ins Gesicht. »Es besteht der Verdacht, dass die Einbrecher Personen waren, die mit Ihrer Firma in Verbindung stehen.«
    Ashley saß in seinem Sessel und rührte sich nicht. Der Erste Detektiv ließ ihn nicht aus den Augen. Und zugleich kam ihm die Erkenntnis, dass dieser würdevolle Gentleman bestimmt noch nie einen Safe geknackt oder auch nur Schmiere gestanden hatte. Du bist jemand, dachte Justus, der einbrechen lässt. Vielleicht den Kamelhaarmann? Silberhaar verzog keine Miene. »Wer hat diesen Verdacht?«, wollte er wissen.
    »Ich. Das heißt, wir.«
    »Wer ist das: Wir?«
    »Unsere Detektei.«
    Wortlos griff Ashley noch einmal nach der Visitenkarte, die auf seinem Schreibtisch lag. Er betrachtete sie, drehte sie um, schüttelte leise den Kopf – und schwieg wieder. Offenbar verspürte er keine Lust, Einzelheiten über die drei ??? in Erfahrung zu bringen. Stattdessen stützte er das Kinn in die Hand und schien zu überlegen, ob er Justus hinauswerfen oder diese merkwürdige Unterhaltung fortsetzen sollte.
    Bei Verbrechern in Kriminalfilmen war Justus schon oft ein Fehler aufgefallen. Wenn der Kommissar behauptete, sie hätten gemordet, betrogen oder sonst etwas Verbotenes getan, dann reagierten diese Film-Bösewichte häufig nicht so, wie sie es tun würden, wenn sie unschuldig wären. Stattdessen sagten sie: »Das müssen Sie mir beweisen!« – und lieferten damit der Polizei allen Grund, umso hartnäckiger zu bohren.
    Silberhaar machte denselben Fehler. Justus wunderte sich darüber. »Wo sind Ihre Beweise?«, fragte Ashley.
    »Beweise?«, fragte Justus zurück. »Beweise haben wir leider keine.«
    Ashley nahm dieses Zugeständnis ohne eine Geste des Triumphs zur Kenntnis.
    Er ist wirklich klug, dachte Justus, er ahnt, dass ich andere Dinge in der Hand habe. Er begann aufzuzählen. »Wir haben einen versuchten Einbruch in den Schuppen eines gewissen Titus Jonas in Rocky Beach. In diesem Schuppen befand sich ein Gemälde von der Art, wie Sie sie zu malen pflegen.« Justus wies knapp auf das gelbe Bild mit Wiese und Kälberherde, das über dem Haupt von Silberhaar die Wand des Büros zierte. »Wir haben einen anonymen Anrufer, der unsere Detektei dazu auffordert, sich nicht um dieses Gemälde zu kümmern, und der so weit geht, unser Büro in Brand stecken zu lassen, weil wir dieser Aufforderung nicht nachgekommen sind.«
    Silberhaar zog eine Augenbraue hoch. Offensichtlich missbilligte er derartige Methoden.
    »Wir haben außerdem«, fuhr Justus fort, »einen Angestellten Ihrer Firma, der dieses Gemälde gekauft und wieder hierher zurückgebracht hat. Vermutlich in Ihrem Auftrag.« Der Erste Detektiv richtete sich in seinem Sessel ein wenig auf. »Und wir haben den Umstand, dass dieser Angestellte sich zurzeit in Ihrem Atelier in El Capitano befindet.«
    Zum ersten Mal zeigte Silberhaar eine wirkliche Reaktion. Ein rötlicher Schimmer überflog sein Gesicht. Justus nahm esmit Genugtuung zur Kenntnis. »Und zwar in Begleitung eines zweiten Mannes. Offenbar wollen die beiden Ihre Abwesenheit ausnutzen, wozu auch immer.«
    Miss Clayburn wollte in diesem Augenblick ein Telefongespräch durchstellen, aber Ashley verbat sich jede Störung, denn er sei in einer wichtigen Besprechung.
    Da hat er recht, sagte Justus zu sich selbst. Er sah Ashley gespannt an. Würde das, was er bisher vorgetragen hatte, ausreichen, um ihn zum Einlenken zu bewegen? Oder wollte er noch mehr hören?
    »Ist das alles?«, fragte Silberhaar.
    »Nein.«
    »Den Rest können Sie mir im Wagen erzählen.« Silberhaar drückte im Aufstehen die Ruftaste. Er habe Dringendes zu erledigen, sagte er zu Miss Clayburn, er könne nicht sagen, wann er wiederkomme. Da hat er auch recht,
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