Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der magische Stein

und der magische Stein

Titel: und der magische Stein
Autoren: Sheridan Winn
Vom Netzwerk:
Wohnzimmertisch vor dem Sofa stand ein großes Holzkästchen, dessen Deckel mit kunstvollen Perlmuttintarsien verziert war. Verena hatte es noch nie zuvor gesehen.
    »Eindrucksvoll, nicht wahr?«, sagte Glenda. Sie öffnete den Deckel und hob einen Einsatz aus dem Kästchen.
    Verena riss die Augen weit auf, als sie den wunderschönen Schmuck sah, der in der mit Samt ausgeschlagenen Lade lag.
    »Ja«, antwortete sie und betrachtete die riesigen, tropfenförmigen Diamantohrringe, ein Paar Smaragdohrringe, eine Kette aus Saphiren, eine mit Rubinen besetzte, mehrreihige Goldkette und viele, viele weitere Schmuckstücke.
    »Eines Tages wird all das dir gehören«, sagte Glenda beiläufig.
    Verena starrte ihre Großmutter ungläubig an. Sie war zu überrascht, um etwas zu erwidern.
    »Probier doch mal ein Schmuckstück an«, sagte Glenda und nahm eine Perlenkette in die Hand. »Dreh dich Liebes, ich lege sie dir um.«
    Verena drehte sich wie verzaubert und hob das Haar an. Glenda legte ihr die Kette um den Hals.
    »Geh zum Spiegel hinüber, und sieh dich an«, forderte sie ihre Enkeltochter auf.
    Verena ging in den Hausflur und blickte in den großen, goldgerahmten Spiegel, der dort hing. Dann fasste sie ihre langen blonden Haare im Nacken zusammen und lächelte ihrem Spiegelbild zu.
    »Ich finde, eine Kette aus echten Perlen ist die Königin unter den Juwelen«, sagte Glenda, die hinter sie getreten war. »Siehst du, wie sie dein Gesicht strahlen lässt?«
    Verena nickte und strich behutsam über die Perlenkette. Die einzelnen Perlen waren unterschiedlich geformt und fühlten sich unter ihren Fingern warm und glatt an. »Sie ist wunderschön, Großmutter«, sagte sie schließlich.
    »Aus dir wird eine Schönheit werden, meine Liebe. Ach was, du bist schon jetzt eine«, sagte Glenda. »Und diese Kette ist sehr wertvoll.« Damit wandte sie sich ab und ging ins Wohnzimmer zurück. »Komm her, Verena, und setz dich. Ich möchte dir etwas erzählen.«
    Verena warf einen letzten Blick auf ihr Spiegelbild und folgte ihrer Großmutter. Ihr war, als würde sie schweben. Vor sich hin träumend erinnerte sie sich daran, wie sie als kleines Mädchen den Schmuck ihrer Mutter angelegt hatte, wenn diese sich für eine Party zurechtmachte. Mummy hatte sie jedes Mal gebeten, ihr bei der Auswahl des Schmucks zu helfen. Sie hatten herumgetollt und gelacht, und Verena war glücklich gewesen. Aber ihre Mutter war nicht mehr hier. Sie hatte ihr altes Leben und ihre Tochter hinter sich gelassen, um einem fremden Mann nach Buenos Aires zu folgen.
    Verena hatte immer gedacht, ihre Eltern seien glücklich miteinander, und es traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel, als sie sich trennten. Alles war so ungeheuer schnell gegangen. Ihre Mutter hatte sie mit nach Buenos Aires nehmen wollen, aber ihr Vater hatte es nicht zugelassen. Sie hatten einen großen Streit deswegen. Schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, dass Verena bei ihrem Vater bleiben und weiter auf die Drysdale gehen würde. Unter der Woche, während ihr Vater in London war, würde ihre Großmutter sich um sie kümmern. Und in den Schulferien sollte Verena ihre Mutter dann besuchen dürfen.
    Verena hatte Buenos Aires auf einer Weltkarte gesucht. Es war sehr weit weg.
    Ich vermisse Mummy ganz schrecklich, dachte sie. In zwei Wochen sehe ich sie endlich wieder. Daddy ist so selten hier. Ich wünschte, er müsste nicht ständig in London sein und arbeiten. Es wäre schön, wenn er öfter zu Hause wäre.
    »Hast du überhaupt ein Wort von dem mitbekommen, was ich gerade gesagt habe?«, fragte Glenda scharf. Verena blinzelte, als die Stimme ihrer Großmutter sie zurück in die Wirklichkeit katapultierte. Sie kannte sie gut genug, um zu wissen, dass man sie nicht belog. Sie war wie ein Falke: Ihr entging nichts.
    »Ich habe dir zu deinem ersten Platz beim Musikwettbewerb gratuliert«, sagte Glenda.
    Verena lächelte. »Dankeschön. Ich würde mich sehr freuen, wenn du am Samstag mit nach London kämst, um mich singen zu hören.«
    Glenda ließ den Deckel der Schmuckschatulle zuschnappen und sah ihre Enkelin prüfend an. »Wie wichtig ist dir der Sieg?«, fragte sie.
    Verena erwiderte ihren Blick erstaunt. »Ich hoffe natürlich, dass die Drysdale gewinnt!«
    »Das hoffe ich auch«, stimmte Glenda ihr zu.
    Einen Moment schwiegen beide. Dann sagte Verena enttäuscht: »Du wirst nicht kommen, ich wusste es.«
    Glenda sah ihre Enkelin an. »Ich fühle mich seit dem Konzert vor neun Tagen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher