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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller
Autoren: Mark Allen Smith
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PROLOG
     
    Der Klient saß in einem quadratischen Raum von zweieinhalb Metern Kantenlänge und blickte durch einen großen Einwegspiegel in gleichförmige Dunkelheit. Aus den Lautsprechern in der Wand drang fortgesetztes nervöses Lachen, immer wieder unterbrochen von einem trockenen Husten, doch der Klient hörte nichts davon, weil er die Ohrstöpsel trug, die für ihn bereitgelegen hatten.
    Er blickte auf die Armbanduhr. Sie zeigte 23.20 Uhr. Seit drei Stunden war er hier. Er nippte an seinem zweiten Scotch, als er nun den Blick schweifen ließ. Der fensterlose Raum hatte Wände aus altem, in gedämpftem Grau gestrichenem Holz und war teuer eingerichtet: Der Sessel stammte von Arne Jacobsen, der Perserteppich war antik. Die Chrombar war mit teuren Spirituosen gefüllt; dazu gab es einen Spätburgunder und einen Sancerre, der in einem von Tau beperlten Sektkühler ruhte. Von der Decke hingen vier kegelförmige Pendellampen aus gebürstetem Nickel. Ihr Licht brach sich in den Gravuren des kristallenen Scotchglases zu sternförmigen Mustern. Im unteren Fach der Bar blinkte das winzige rote Auge eines DVD-Rekorders.
    Der Klient war Sicherheitschef eines großen US-amerikanischen Elektronikherstellers. In seiner Gehaltsklasse war er mit übermäßigem Luxus zwar nicht vertraut, doch bei den Personen, für die er arbeitete, sah es anders aus. Nun erwarteten sie seinen Anruf. Eine Woche lang hatte er Nachforschungen anstellen und Verbindungen spielen lassen, bis es in einem Restaurant in Little Italy zu einem Treffen mit einem elegant gekleideten, makellosgepflegten Mafiaboss namens Carmine Delanotte gekommen war. Bei einer Flasche Barolo und zwei doppelten Espressi hatte Delanotte den Klienten lange und gründlich ausgefragt, ehe er ihm einen Code fürs Internet sowie den Namen Geiger genannt hatte. Auch wenn es sich dabei offenkundig nicht um den richtigen Namen der Person handelte, war der Klient mit dem Code auf Geigers Website gelangt, DoYouMisterJones.com. Nachdem er dort »Delanotte« als Referenz angegeben hatte, waren die Dinge rasch in Gang gekommen. Heute hatte der Klient am frühen Abend die Zielperson – Matthew Gant von der Forschungs- und Entwicklungsabteilung seiner Firma – im Parkhaus entführt und, genau wie angewiesen, in das unauffällige zweistöckige Gebäude auf der Ludlow Street gebracht.
    An dem Mann, den der Klient in diesem Raum als »Geiger« kennenlernte, war ihm als Erstes aufgefallen, dass er so gut wie nie blinzelte. Der Klient war stolz auf seine Nervenstärke, doch Geiger machte ihn unruhig, was vor allem an der seidigen Stimme, der monotonen Sprechweise und der starren Körperhaltung dieses Mannes lag. Geiger hatte ellipsenförmige Augen in einem scharf geschnittenen, kantigen Gesicht. Er wirkte mager und hart wie ein Langläufer oder Kampfsportler. Und er hielt sich leicht geneigt, als würde sein Skelett den Gesetzen der Schwerkraft auf ganz eigene, skurrile Weise gehorchen.
    Geiger umgab eine Aura des Seltsamen – aber was sollte man von jemandem in seinem Gewerbe anderes erwarten? Der Klient hatte alle möglichen Geschichten über diesen Mann gehört: Geiger sei ein Irrer, der lange Zeit hinter Gittern gesessen habe; ein abtrünniger Agent der NSA; der verkorkste Sprössling einer stinkreichen Familie, der das Geld nicht nötig hatte und den Nervenkitzel suchte. Gemeinsam war diesen Gerüchten nur die Feststellung, dass niemand Geiger das Wasser reichen konnte.
    Als sie einander die Hand reichten, hatte der Klient gesagt: »Es heißt, Sie sind der Beste. Hoffen wir, dass es stimmt. DiePläne, die Matthew Gant vermutlich gestohlen hat, sind Millionen wert.«
    Geiger hatte ihn ausdruckslos gemustert.
    »Ich verkaufe hier keine Hoffnung«, hatte er gesagt und das Zimmer verlassen.
    Während der ersten Stunde war es in dem Raum auf der anderen Seite des Einwegspiegels schwarz geblieben. Die einzigen Geräusche stammten von Matthew Gant, der abwechselnd schimpfte und fluchte. Dann drangen aus den Lautsprechern Geigers leise Worte an die Ohren des Klienten – wie ein Gespenst, das in den Raum trieb.
    »Ab jetzt schweigst du, Matthew. Dir ist das Sprechen nicht mehr gestattet.«
    Es war eine Flüsterstimme, doch ein so lautes Flüstern hatte der Klient noch nie gehört. Dann flammten die Lichter auf, und durch den Einwegspiegel sah er Geiger: In einen schwarzen Pullover und eine weite schwarze Hose gekleidet, lehnte er in einem kahlen Raum an der Wand. Alles in diesem Raum war
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