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und der magische Stein

und der magische Stein

Titel: und der magische Stein
Autoren: Sheridan Winn
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nicht besonders gut.«
    »Ich dachte, dir ginge es besser! Du warst ständig unterwegs«, sagte Verena. Sie blickte auf ihre Hände und dachte daran, wie ihre Großmutter auf ihren Onkel und den Direktor gestützt aus dem Saal gebracht worden war. Später war der Arzt gekommen und hatte ihr strenge Bettruhe verordnet.
    Verena ahnte nicht, was sich in Wirklichkeit zugetragen hatte. Glendas Schmerzen hatten eine ganz einfache Ursache gehabt: sie hatte ihre Kräfte missbraucht, um die Cantrip-Schwestern anzugreifen, und diese hatten sich erfolgreich gegen sie zur Wehr gesetzt. Verena wusste nicht, dass ihre Großmutter magische Kräfte besaß; sie wusste nicht, dass es überhaupt Menschen gab, die magische Kräfte besaßen.
    »Dein Vater wird dabei sein«, sagte Glenda.
    »Aber ich werde in der
Royal Albert Hall
auftreten!«, protestierte Verena. »Willst du mich denn gar nicht singen hören?«
    Glenda zupfte eine Fluse von ihrem Kaschmirschal.
    »Die Cantrips werden alle mit nach London fahren«, fuhr Verena fort.
    »Das ist gut, dann können sie dich ja bei deinem Vater absetzen«, sagte Glenda ungerührt.
    Verena starrte ihre Großmutter schweigend an, sie war verletzt und traurig.
    Glenda lehnte sich auf dem Sofa zurück und betrachtete ihre Enkeltochter aufmerksam. »Verena, würdest du gerne auf Cantrip Towers leben?«
    »Das hast du mich schon mal gefragt, nach dem Softballspiel. Auf Cantrip Towers leben die Cantrips.«
    »Und wir haben darüber geredet, dass auch du eine Cantrip bist«, ergänzte Glenda.
    Verena nickte. Marina hatte es ihr als Erste erzählt, doch sie hatte ihr nicht geglaubt. Der Gedanke, dass auch sie eine Cantrip sein sollte, war zu absurd.
    »Wie du weißt, hat Oswald den Cantrips angeboten, Cantrip Towers zu kaufen«, sagte Glenda. »Am Haus müssten dringend ein paar Dinge instand gesetzt werden, und Colin Cantrip hat nicht genug Geld, um die nötigen Reparaturen zu zahlen. Dein Onkel meint, es sei eine günstige Gelegenheit, ihn zum Verkauf zu drängen – und ich bin da ganz seiner Meinung.«
    Verena sah ihre Großmutter abwartend an.
    »Oswald möchte ein Wellness-Hotel aus Cantrip Towers machen und weitere Häuser auf dem Grundstück bauen«, erzählte Glenda.
    Verena blieb stumm.
    »Ich bin die Direktorin von Oswalds Bauunternehmen.« Glenda hielt inne, als ließe sie sich diesen Gedanken durch den Kopf gehen, dann sagte sie: »Oswald weiß es noch nicht, aber ich plane, Cantrip Towers für uns zu erwerben. Wir werden die Cantrips sein, die auf Cantrip Towers leben. Ich habe genug Geld, um Haus und Anwesen zu kaufen und zu unterhalten.«
    Verena seufzte und wickelte abwesend eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. »Ich würde lieber hier zu Hause mit Mummy wohnen«, sagte sie und starrte vor sich auf den Teppich. Ich würde auch gerne wieder mit Daddy zusammenwohnen. Aber nicht in London, weil er da sowieso nie zu Hause ist, dachte sie.
    Glenda streckte ihre rechte Hand aus und studierte ihre langen, sorgfältig manikürten Nägel. »Es gibt da etwas, das du für mich tun kannst«, sagte sie. »Etwas, das uns vielleicht hilft, schneller an Cantrip Towers heranzukommen. Ich zweifle nicht daran, dass es mir irgendwann sowieso gehören wird, aber früher wäre mir lieber als später.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«, fragte Verena.
    »Weil ich immer bekomme, was ich will«, entgegnete Glenda scharf.
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Glenda hatte in ihrem Leben
fast
immer bekommen, was sie wollte. Sie hatte vier Ehemänner überlebt, von denen sie ein ungeheures Vermögen geerbt hatte. Sie hatte ein glamouröses Leben voller Luxus geführt und war eine berühmte Ballerina gewesen. Sie hatte einen Sohn, Verenas Vater Stephen, der ihr sehr viel bedeutete. Vor allem aber hatte sie ihre magischen Kräfte, die sie mehr liebte als alles andere auf der Welt.
    Zwei Dinge gab es jedoch, die ihr verwehrt geblieben waren. Vor über fünfundvierzig Jahren hätte sie alles dafür gegeben, die Primaballerina ihres Ballettensembles zu sein. Diese Ehre wurde stattdessen ihrer entfernten Cousine Marilyn zuteil. Viel schmerzvoller jedoch war für Glenda, dass auch das Herz und der Besitz von Sheldon Cantrip – ebenfalls ein entfernter Cousin und der Eigentümer von Cantrip Towers – Marilyn zufielen. Sheldon hatte sich in ihre Rivalin verliebt und sie geheiratet.
    Dass sie diese beiden Dinge nicht erreicht hatte, schmerzte Glenda sehr. Es schmerzte sie so sehr, dass sie begonnen
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