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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes
Autoren: Brandon Sanderson
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stand auf und hievte meinen Rucksack auf die Schulter. Dann schlängelte ich mich durch die Menge und verließ das Gate, wobei ich die Hand ans Gesicht hob, um die Botenlinsen abzusetzen.
    Aber… was, wenn Grandpa Smedry mich erreichen wollte? In dem überfüllten Flughafengebäude würde er mich niemals finden. Ich musste die Linsen also aufbehalten.
    Ich denke, an dieser Stelle sollte ich euch warnen, dass ich regelmäßig die Handlung unterbreche, um irgendwelche Belanglosigkeiten von mir zu geben. Das ist eine meiner schlechten Angewohnheiten, die, genau wie das Tragen nicht zusammenpassender Socken, dafür sorgen, dass die Leute des Öfteren etwas ungehalten auf mich reagieren. Aber ehrlich, es ist nicht meine Schuld. Ich denke, die Gesellschaft ist dafür verantwortlich. (Also, für das mit den Socken. Die Unterbrechungen sind vollkommen und ausnahmslos meine Schuld.)
    Ich beschleunigte meine Schritte, hielt den Kopf unten und die Linsen auf der Nase. Ich war noch nicht sehr weit gekommen, als ich auf einem Fahrsteig in der Nähe eine Gruppe von Männern in schwarzen Anzügen und mit pinkfarbenen Fliegen bemerkte. Sie waren in Begleitung einiger uniformierter Securityleute.
    Ich erstarrte. So viel also zu dem Thema ›D ie Polizei kannst du außer Acht lassen‹ … Ich versuchte, mir meine Panik nicht anmerken zu lassen, drehte mich so unauffällig wie möglich um und eilte in die entgegengesetzte Richtung.
    Mir hätte klar sein müssen, dass die Spielregeln sich irgendwann ändern würden. Die Bibliothekare waren jetzt seit drei Monaten hinter mir und Grandpa Smedry her. Der Gedanke, die örtlichen Gesetzesvertreter mit einzubeziehen, mochte ihnen zuwider sein, aber die Vorstellung, uns zu verlieren, war ihnen natürlich noch mehr verhasst.
    Aus der anderen Richtung kamen jetzt ebenfalls bibliothekarische Agenten auf mich zu. Ein gutes Dutzend Krieger mit Linsen, wahrscheinlich bewaffnet mit Glasschwertern und anderen fortschrittlichen Waffen. Es gab nur eines, was ich tun konnte.
    Ich ging in die Toilettenräume.
    Drinnen waren einige Leute, alle mit ihren persönlichen Angelegenheiten beschäftigt. Ich hetzte zur Rückwand des Raums. Dort ließ ich meinen Rucksack fallen und legte beide Hände an die Wandfliesen.
    Einige der Männer in der Toilette warfen mir seltsame Blicke zu, aber an so etwas war ich inzwischen gewöhnt. Schon mein ganzes Leben lang hatten mir die Leute seltsame Blicke zugeworfen– was sollte man auch anderes erwarten bei einem Kind, das regelmäßig Dinge kaputt machte, die eigentlich nur schwer kaputt zu kriegen waren? (Einmal, als ich sieben war, hatte mein Talent beschlossen, die Gehwegplatten zu zerbrechen, auf denen ich lief. Ich zog also eine Spur gesprungener Betonplatten hinter mir her wie die Fußspuren eines riesigen Killerroboters– mit Schuhgröße zweiunddreißig.)
    Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Früher hatte ich mein Talent mein Leben bestimmen lassen. Ich hatte nicht gewusst, dass ich es kontrollieren konnte– ich war ja nicht einmal davon überzeugt gewesen, dass es real war.
    Als vor drei Monaten dann Grandpa Smedry aufgetaucht war, hatte sich das alles geändert. Während er mich auf eine Infiltrationsmission in eine Bibliothek mitgeschleift hatte, um den Sand von Rashid zurückzuerobern, hatte er mir beigebracht, dass ich mein Talent nutzen konnte, anstatt mich von ihm benutzen zu lassen.
    Ich konzentrierte mich also, und zwei kurze Energieschübe pulsierten durch meine Brust in meine Arme. Die Fliesen vor mir lösten sich von der Wand und zerbrachen, als sie auf den Boden fielen wie Eiszapfen, die man von einem Geländer abschlägt. Ich machte weiter. Hinter mir schrien einige Leute auf. Die Bibliothekare konnten jeden Moment auftauchen.
    Die gesamte Wand zerbrach und fiel in sich zusammen. Eine Wasserleitung platzte und versprühte ihren Inhalt durch den Raum. Ich verschwendete keine Zeit damit, mir die brüllenden Männer in meinem Rücken anzusehen, sondern griff stattdessen hinter mich und schnappte mir meinen Rucksack.
    Der Schulterriemen riss ab. Ich fluchte leise und packte den verbliebenen Riemen. Der riss ebenfalls.
    Das Talent. Fluch und Segen zugleich. Ich ließ nicht mehr zu, dass es mich beherrschte– aber ich hatte es auch nicht vollkommen unter Kontrolle. Es war eher so, dass das Talent und ich die Obhut über mein Leben zwischen uns aufgeteilt hatten; ich bekam sie immer mal wieder am Wochenende und in den Ferien.
    Ich ließ den
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