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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes
Autoren: Brandon Sanderson
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Unwissenheit, sie lehren Lügen statt Geschichte, Geografie und Politik. Für sie ist das Ganze so eine Art Witz. Warum sonst sollten sie sich so nennen?
    Bibliothekare. Bib-lio-thekare. Bib-lügo-thekare.
    So ist es offensichtlich, nicht wahr? Falls ihr euch jetzt gegen die Stirn schlagen und laut fluchen wollt, tut euch keinen Zwang an. Ich kann warten.
    Ich aß noch einen Chip. Grandpa Smedry hätte mich schon vor mehr als zwei Stunden über die Botenlinsen kontaktieren sollen. Langsam wurde es spät, sogar für seine Verhältnisse. Ich sah mich um und versuchte herauszufinden, ob sich irgendwelche bibliothekarischen Agenten unter den Flughafenbesuchern befanden.
    Ich entdeckte keine, aber das musste nichts heißen. Inzwischen hatte ich genug Erfahrung, um zu wissen, dass man einen Bibliothekar nicht immer auf den ersten Blick erkennt. Während manche sich rollengerecht kleideten– die Frauen mit Hornbrille, die Männer mit Fliege und Weste–, sahen andere ganz normal aus und verschmolzen völlig mit den durchschnittlichen Mundtoten. Unsichtbar, aber gefährlich. (Ein bisschen so wie diese Störenfriede, die Fantasyromane lesen.)
    Ich musste eine schwierige Entscheidung treffen. Entweder konnte ich jetzt weiter die Botenlinsen tragen, anhand derer ich für die Agenten der Bibliothekare als Okulator zu erkennen war. Oder ich konnte sie abnehmen, würde dann aber die Botschaft von Grandpa Smedry verpassen, wenn er erst nah genug an mich herangekommen wäre, um Kontakt mit mir aufzunehmen.
    Falls er nah genug an mich herankäme, um Kontakt mit mir aufzunehmen.
    Eine kleine Gruppe Reisender spazierte in den Bereich, in dem ich saß. Sie verteilten ihr Gepäck über mehrere Sitzplätze und unterhielten sich dabei über den Nebel und die dadurch verursachten Verspätungen. Angespannt fragte ich mich, ob sie wohl bibliothekarische Agenten waren. Nach drei Monaten auf der Flucht war ich ein wenig verunsichert.
    Aber damit war es jetzt so gut wie vorbei, ich musste nicht mehr weglaufen. Bald würde ich aus den Ländern des Schweigens entkommen und endlich meine Heimat besuchen. Nalhalla, eines der Freien Königreiche. Ein Ort, von dem die Bewohner der Länder des Schweigens nicht einmal wussten, dass er existierte, obwohl es ein großer Kontinent war, der mitten im Pazifischen Ozean lag, zwischen Nordamerika und Asien.
    Ich war noch nie dortgewesen, aber ich hatte Geschichten darüber gehört, und ich hatte ein paar Beispiele für die Technologie der Freien Königreiche gesehen. Autos, die sich selbst steuerten, und Sanduhren, mit denen man die Zeit messen konnte, egal in welche Richtung man sie drehte. Ich sehnte mich danach, Nalhalla zu besuchen– vor allem jedoch wollte ich aus den von den Bibliothekaren kontrollierten Gebieten rauskommen.
    Grandpa Smedry hatte mir nicht erklärt, wie genau er mich rausbringen wollte, oder auch nur, warum wir uns am Flughafen treffen mussten. Es erschien mir unwahrscheinlich, dass es irgendwelche Flüge in die Freien Königreiche geben könnte. Aber egal, auf welche Art und Weise, mir war klar, dass unsere Flucht wohl kaum einfach werden würde.
    Glücklicherweise gab es ein paar Dinge, die ich für mich nutzen konnte. Zunächst einmal war ich ein Okulator, und ich hatte Zugriff auf ein paar ziemlich mächtige Linsen. Zweitens hatte ich meinen Großvater, der ein Experte darin war, bibliothekarischen Agenten aus dem Weg zu gehen. Drittens wusste ich, dass die Bibliothekare immer möglichst unauffällig vorgingen, auch wenn sie im Geheimen einen Großteil der Welt beherrschten. Ich musste mir also wahrscheinlich keine Gedanken um die Polizei oder die Flughafensecurity machen– die Bibliothekare würden sie möglichst nicht mit reinziehen, denn dadurch würden sie riskieren, ihre Verschwörung niedrigstehenden Personen gegenüber offensichtlich zu machen.
    Außerdem hatte ich mein Talent. Obwohl… na ja, ich war mir nicht so sicher, ob das ein Vorteil war oder nicht. Es war…
    Ich erstarrte. Im Wartebereich des Gates neben dem meinen stand ein Mann. Er trug einen Anzug und eine Sonnenbrille. Er starrte genau in meine Richtung. Sobald ich ihn bemerkt hatte, wandte er sich ab und bemühte sich, möglichst lässig zu wirken. Zu lässig.
    Sonnenbrille hieß wahrscheinlich Kriegerlinsen– eine der wenigen Linsen, die Nicht-Okulatoren einsetzen konnten. Ich versteifte mich; der Mann schien vor sich hin zu murmeln.
    Oder in ein Funkgerät zu sprechen.
    Zum Splitter noch mal!, dachte ich,
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