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Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Titel: Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
Autoren: India Grey
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1. KAPITEL
    „Ladies und Gentlemen, willkommen an Bord des Zuges von King’s Cross nach Edinburgh. Nächster planmäßiger Halt ist Stevenage.“
    Das Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust von dem fiebrigen Sprint den Bahnsteig entlang. Sophie Greenham presste ihre aus allen Nähten platzende Reisetasche fest an die Brust und lehnte sich an die Wand des anfahrenden Zuges. Erleichtert atmete sie auf.
    Sie hatte es geschafft.
    Gut, für Erleichterung war es vielleicht zu früh, schließlich kam sie direkt von einem Casting für einen Vampirfilm und trug noch das schwarze Korsagenkleid, das nur knapp ihre Rückseite bedeckte, dazu schwindelerregende schwarze High Heels, die mehr nach Vamp, als nach Vampir aussahen. Hauptsache war und blieb jedoch, sie hatte den Zug erwischt und würde Jasper nicht im Stich lassen. Sie brauchte bloß ihren Mantel anzubehalten, dann würde sie auch nicht wegen unsittlichen Verhaltens verhaftet werden.
    Nicht, dass ich ihn ausziehen will, dachte sie grimmig und wickelte den schweren Stoff enger um ihren Leib. Seit Wochen schneite es aus einem bleigrauen Himmel, in den Zeitungen dominierte nur ein Thema: die große Kälte.
    Allmählich wurde es draußen dunkel. Das Licht aus den hell erleuchteten Fenstern der Bürogebäude entlang der Bahnstrecke ergoss sich auf den schmutzigen Schnee. Ruckelnd wechselte der Zug das Gleis. Sophie geriet auf ihren hohen Absätzen ins Schwanken und taumelte gegen einen erschrocken dreinblickenden Studenten. Sie sollte schleunigst die Toilette finden und in etwas Bequemeres schlüpfen. Aber nun, da sie nicht länger in Eile war, fühlte sie sich nur noch von Müdigkeit überwältigt. Erschöpft betrat sie den nächsten Waggon.
    Jeder Platz war besetzt, im Gang stapelten sich Einkaufstüten und Aktentaschen. Entschuldigungen murmelnd, stapfte sie zwischen der Sitzreihe hindurch.
    Im nächsten Waggon sah es nicht besser aus. Das Triumphgefühl, den Zug erwischt zu haben, verebbte, während sie von einem Abteil zum nächsten trottete. Endlich erreichte sie eines, das leerer war.
    Erleichtert ließ sie die schmerzenden Schultern sinken und zuckte gleich darauf zusammen, als sie den weichen Teppich bemerkte, die kleinen Lampen auf den Tischen und vor allem die vornehmen Bezüge auf den Kopfstützen, auf denen „Erste Klasse“ aufgestickt war.
    Mist.
    Fast der gesamte Waggon war mit Geschäftsleuten bevölkert, die sich nicht die Mühe machten, von ihren Laptops oder Zeitungen aufzuschauen, als sie vorbeiging. Bis ihr Handy klingelte. In Paris war ihr der Klingelton – „Je Ne Regrette Rien“ – noch auf originelle Art ironisch vorgekommen, aber in dem ansonsten stillen Waggon verlor er seinen Charme. Die Henkel der Reisetasche in einer Hand haltend, kramte sie mit der anderen in ihrer Manteltasche nach dem Telefon, wobei sie peinlich darauf achtete, nichts von der Garderobe darunter hervorblitzen zu lassen. Sophie spürte, wie unzählige Köpfe hinter Zeitungen auftauchten und Augenpaare über Brillenränder in ihre Richtung spähten. In ihrer Verzweiflung hievte sie ihr Gepäck auf das nächste Tischchen und fischte ihr Telefon gerade noch rechtzeitig aus der Tasche, um Jean-Claudes Namen im Display zu lesen.
    Wieder Mist.
    Vor ein paar Monaten wäre meine Reaktion ganz anders ausgefallen, schoss es ihr durch den Kopf, während sie hastig einen Knopf drückte und den Anruf unterbrach. Aber vor ein paar Monaten hatte sie Jean-Claude auch noch für einen freigeistigen Pariser Künstler gehalten. Er hatte so selbstsicher gewirkt, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte – am Set des Films, den sie gerade drehte. Selbstsicher und glamourös. Nicht wie jemand, der sich eifersüchtig und besitzergreifend verhielt.
    Nein, sie würde jetzt nicht über die Katastrophe nachdenken, in die sich ihr letztes romantisches Abenteuer verwandelt hatte.
    Zu müde, um weiterzugehen, ließ Sophie sich in den nächsten freien Sitz sinken. Man konnte nicht ewig fortlaufen, versicherte sie sich mit einem Anflug von schwarzem Humor. Ihr gegenüber saß ein weiterer Geschäftsmann hinter seiner Zeitung versteckt. Die Seiten waren so gefaltet, dass sie ihr Horoskop lesen konnte.
    Der Mann war nicht ganz verborgen, sie konnte seine Hände sehen. Er besaß lange, sonnengebräunte Finger, die sehr stark wirkten. Nicht die Hände eines Geschäftsmannes, dachte sie, wandte den Blick ab und suchte den Eintrag für Waage. „Seien Sie bereit, hart an sich zu arbeiten, um einen guten
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