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Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Titel: Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
Autoren: India Grey
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interessieren würden. Stattdessen hielt sie sich an die Geschichte, die sie mit Jasper abgesprochen hatte.
    „Seit letztem Sommer“, erwiderte sie zuckersüß. „Wir haben uns während eines Drehs kennengelernt.“
    Wenigstens der letzte Teil stimmte. Sie waren sich am Set eines Films über den Schwarzen Tod begegnet, der glücklicherweise nie in die Kinos gekommen war. Die Visagistin hatte Stunden gebraucht, um Sophies Gesicht mit hässlichen Narben zu verunstalten … und das alles für einen Satz. Unmittelbar, bevor sie ihren Text aufsagen konnte, war ihr Blick auf Jasper gefallen, der als Regieassistent an dem Machwerk beteiligt war. Er hatte sich vor Lachen geschüttelt, woraufhin auch sie in hysterisches Gelächter ausgebrochen war. Die nächsten vier Stunden und zweiundzwanzig Takes wurden zu einer enormen Herausforderung, doch auch zum Beginn einer wundervollen Freundschaft.
    Endlich wandte Kit sich ihr zu. „Sie sind Schauspielerin?“
    „Ja.“
    Verdammt, warum klang sie nur so defensiv? Vielleicht, weil er das Wort „Schauspielerin“ mit derselben Missbilligung aussprach, wie andere Menschen „Stripteasetänzerin“ oder „Ladendieb“. Wie würde er erst reagieren, wenn er erfuhr, dass die Bezeichnung Schauspielerin für die wenigen kleinen Rollen, die sie ergatterte, reichlich hoch gegriffen war? Sophie biss die Zähne zusammen und blickte ihrerseits aus dem Fenster … und rang nach Luft.
    Vor ihr, hell erleuchtet und von Schneeflocken umwirbelt, lag Alnburgh Castle.
    Natürlich hatte sie es auf Bildern gesehen. Aber nichts hatte sie auf die Größe des Gemäuers vorbereiten können, auf die Imposanz, mit der es die Landschaft dominierte. Es erhob sich auf der Spitze einer Klippe, die grauen Wände wirkten, als würden sie direkt aus dem Stein wachsen. Diese Seite von Jaspers Leben kannte sie so gut wie gar nicht.
    „Mein lieber Schwan!“, entfuhr es ihr staunend.
    Das ist die erste echte Regung, die ich an ihr sehe, dachte Kit. Und sie spricht Bände.
    Mitleid war kein Gefühl, das er mit Jasper assoziierte, aber in diesem Moment empfand er etwas Vergleichbares. Sein Bruder musste ziemlich verrückt nach ihr sein, um sie zum siebzigsten Geburtstag ihres Vaters einzuladen. Doch nach allem, was Kit während der Zugfahrt über sie erfahren hatte, beruhten die Gefühle seines kleinen Bruders nicht auf Gegenseitigkeit.
    Man musste kein Genie sein, um zu erraten, worauf Miss Greenham es abgesehen hatte.
    „Beeindruckend, nicht wahr?“, sagte er.
    Ihre Augen funkelten, als sie sich zu ihm umwandte. Ihre Stimme klang atemlos, fast eingeschüchtert.
    „Es ist unglaublich. Ich hatte ja keine Ahnung …“
    „Wovon? Dass Ihr Freund zufällig der Sohn des Earls von Hawksworth ist?“, gab er spöttisch zurück. „Natürlich. Wahrscheinlich waren Sie zu sehr damit beschäftigt, über Art-House-Filme zu diskutieren, um zu so profanen Dingen wie die Familie vorzudringen.“
    „Machen Sie sich doch nicht lächerlich“, fuhr sie ihn an. „Selbstverständlich weiß ich über Jaspers Herkunft Bescheid … und über seine Familie.“
    Den letzten Teil sagte sie mit sehr giftigem Unterton, der ihm vermutlich signalisieren sollte, dass Jasper nicht gerade wohlwollend über ihn gesprochen hatte. Glaubte sie wirklich, ihn würde das auch nur eine Sekunde interessieren? Schließlich war es ein offenes Geheimnis, dass Jasper und er nicht viel füreinander übrig hatten. Jasper, der verwöhnte und verhätschelte Junge. Ralph Fitzroys zweiter Sohn, sein Liebling.
    Das Motorengeräusch des Bentleys hallte dumpf von den Steinen der Tordurchfahrt wider, als sie nun in den Innenhof des Schlosses einbogen. Kit spürte, wie sich ein unnachgiebiges Band um seine Brust legte, das sich mit jedem Meter enger zusammenzog.
    Da verbrachte er so viel Zeit in den gefährlichsten Konfliktgebieten der ganzen Welt, und doch fühlte er sich nirgends so ungeschützt wie hier. Denn bei seiner Arbeit stand ein Team aus Männern hinter ihm, denen er vertrauen konnte.
    In Alnburgh jedoch gab es kein Vertrauen, hier erzählten Menschen Lügen, behielten dunkle Geheimnisse für sich und machten Versprechen, die sie nie hielten.
    Er warf seinen Seitenblick auf die junge Frau neben sich. Jaspers neue Freundin würde sich hier sehr wohl fühlen.
    Sophie wartete nicht darauf, dass der Chauffeur die Wagentür für sie öffnete. Kaum kam das Fahrzeug zum Stehen, streckte sie die Hand nach dem Griff aus, umso schnell wie möglich Abstand
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