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Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Titel: Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
Autoren: India Grey
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silberne Iris, umgeben von einem dunkleren Rand …
    „Ich muss aussteigen … jetzt!“, stieß sie krächzend hervor.
    Das entsprach nicht unbedingt einem Satz aus ihren romantischen Filmen. Abrupt ließ der Fremde sie los und wandte den Kopf ab.
    „Ist schon okay. Wir sind noch nicht im Bahnhof.“
    Während er das sagte, ruckelte der Zug wieder nach vorne, Sophie drohte, erneut das Gleichgewicht zu verlieren. Als bin ich noch nicht genug aus dem Gleichgewicht geraten, dachte sie, während sie sich bemühte, die vollgestopfte Tasche aus der Gepäckablage zu ziehen. Ängstlich warf sie einen Blick aus dem Fenster und erhaschte gerade noch ein Schild, auf dem, halb unter Schnee verborgen, „Alnburgh“ stand.
    „Lassen Sie mich mal.“
    Der Unbekannte beugte sich über sie und ergriff den Henkel der Tasche.
    „Nein, warten Sie, der Reißverschluss …“, schrie Sophie auf, doch es war bereits zu spät. Ein hässliches Geräusch ertönte, und der Verschluss, der ohnehin schon unter reichlich Druck stand, gab nach. In stummem Entsetzen sah Sophie zu, wie ein buntes Chaos aus Kleidern, Strumpfhosen und Schuhen zu Boden segelte.
    Und natürlich Unterwäsche.
    Es war furchtbar. Schrecklich. Wie der Moment in einem Albtraum unmittelbar vor dem Aufwachen. Außerdem war es ziemlich lustig. Rasch legte sie eine Hand vor den Mund, trotzdem musste sie hell auflachen.
    „Vielleicht möchten Sie die Tasche zurück ins Geschäft bringen“, merkte der Mann spöttisch an und zog einen verirrten Balconnet-BH aus grünem Satin aus dem Gepäckfach. „Ich glaube, Gucci gibt eine lebenslange Garantie auf sein Reisegepäck.“
    Sophie ließ sich auf die Knie sinken, um ihre restlichen Sachen aufzusammeln. Möglicherweise war das so, aber auf gefälschte Designerware traf das wohl nicht zu – was der Unbekannte garantiert wusste.
    „Danke für Ihre Hilfe“, murmelte sie mit so viel Stolz, wie sie mit einem Stapel Höschen im Arm aufbringen konnte. „Bitte, ich möchte Sie nicht länger aufhalten.“
    „Sie blockieren den Ausgang.“
    Sophie wurde rot. Sie presste sich gegen den Tisch, um ihn vorbeizulassen. Doch er rührte sich nicht, stattdessen griff er nach der kaputten Tasche.
    „Nach Ihnen. Haben Sie alles?“
    Der Bahnhof von Alnburgh bestand aus einem einzeln stehenden viktorianischen Gebäude, das schon bessere Zeiten gesehen hatte. Mittlerweile schneite es wieder. Die Luft fühlte sich eisig an. Oje, dachte Sophie bestürzt, ich hätte mich wirklich umziehen sollen. Ihr momentanes Outfit war nicht nur absolut ungeeignet, um Jaspers Familie zu treffen, sondern führte binnen weniger Minuten zu ernsthaften Erfrierungen.
    „Kommen Sie jetzt alleine zurecht?“
    Ihr blieb keine andere Wahl, als sich umzudrehen und den Mann anzusehen. Sie schlug den Kragen ihres Mantels hoch und bemühte sich, dieselben Gefühle wie Julie Christie in Doktor Schiwago auszustrahlen: Entschlossenheit und Würde.
    „J…ja. Vielen Dank.“ Unbeweglich stand er vor ihr, vereinzelte Schneeflocken blieben auf seinen Schultern liegen. Mit den dunklen Haaren wirkte er viel sexyer als Omar Sharif in dem Film. „Und vielen Dank auch für …“
    Herrje, was war denn bloß los mit ihr? Julie Christie hätte ihre Sätze nie so unvollendet gelassen.
    „Für was?“
    „Oh, Sie wissen schon. Dass Sie meine Tasche getragen haben und meine … Sachen aufgesammelt haben.“
    „War mir ein Vergnügen.“
    Ihre Blicke trafen sich. Einen Moment blickten sie einander tief in die Augen. Trotz der klirrenden Kälte, die schon auf ihren Wangen brannte, spürte Sophie, wie eine heiße Woge in ihrem Inneren emporstieg.
    Dann war der Augenblick vorüber, der Mann wandte sich ab. Die Hände in die Taschen geschoben, marschierte er los, gerade als der Schaffner seine Pfeife erklingen ließ und der Zug sich in Bewegung setzte.
    Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie gar keine Fahrkarte gekauft hatte. Ein erstickter Laut entrang sich ihrer Kehle, gefolgt von einem Wort, das Julie Christie nie und nimmer in den Mund genommen hätte. Dann sprintete Sophie auf den Schaffner zu, der gerade in den abfahrenden Zug stieg.
    „Nein … warten Sie. Bitte! Ich habe nicht …“
    Aber es war zu spät. Der Zug nahm an Fahrt auf, ihre Stimme ging im Rumpeln der Räder auf den Gleisen unter. Sie sah dem letzten Waggon nach, sah seine Rücklichter in der Dunkelheit verschmelzen und empfand dumpfen Schmerz über das, was sie unabsichtlich getan hatte.
    Sie hatte gestohlen. Darauf
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