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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel
Autoren: Robert Silverberg
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Einführung
     
     
     
    Fast jeder Science Fiction-Autor bastelt zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Karriere an einer Tabelle der „zukünftigen Geschichte“ herum. Soweit mir bekannt ist, hat Robert A. Heinlein damit angefangen. Er hat die Entwicklung der nächsten sechs- oder siebenhundert Jahre aufgelistet und die meisten seiner in den vierziger Jahren geschriebenen Geschichten danach ausgerichtet. Heinleins Geschichtsplan ist im Anhang vieler seiner Bücher abgedruckt worden. Poul Anderson hat für seine Zukunftsvision ein ähnliches Schema ausgearbeitet. Und ich glaube, auch Larry Niven hat seinem Werk so etwas zugrunde gelegt, und … nun, ich habe so etwas nie getan; hauptsächlich deshalb nicht, weil ich ein rastloser Mensch bin, dem es rasch zuviel wird, all jenes zu er- und überarbeiten, was nötig ist, um eine lange Serie mit einem Background zu versehen, der in sich schlüssig ist.
    Damals, 1957, habe ich aber doch kurzzeitig an dieser Sache herumgebastelt. Auf einen abgegriffenen linierten Notizblock kritzelte ich ein chronologisches Szenario, das die etliche hundert Jahre andauernde Entwicklung eines pseudowissenschaftlichen Religionskults umfaßte. Ich habe keine Ahnung, was aus diesem Blatt heute geworden ist. Meine Unterlagen aus dieser Zeit sind durch den Brand, der 1968 in meinem Haus ausbrach, fast vollständig vernichtet worden. Und mein Umzug von New York nach Kalifornien, der ein paar Jahre danach stattfand, erwies sich auch nicht als ausgesprochene Pflege für jenes Material, das den Brand überlebt hatte. Ich glaube, irgendwo habe ich dieses Blatt immer noch; und wenn ich es finden könnte, würde ich es gern hier zitieren; als geschichtlichen Rahmen, der die Genesis von Ideen in der Science Fiction vorführt. Aber da das nicht möglich ist, kann ich mich nur noch an einen Satz davon erinnern. Und der lautete so:
    „2150 – Aufstieg des abgefallenen Erzhäretikers.“
    Na, das hört sich vielleicht herrlich geschmacklos knackig an! Der abgefallene Erzhäretiker! Ich denke mir, daß mein ganzer Zeitplan aus solchen Phrasen bestand. Damals hatte ich vor, diese Geschichten als Bündel von Kurzromanen für Infinity zu schreiben, jenes exzellente Science Fiction-Magazin unter der Herausgeberschaft von Larry T. Shaw, das eine Eintagsfliege war. Leider war somit Infinitys Lebensdauer für mich zu kurz. Das Magazin starb 1958, noch bevor ich überhaupt eine Gelegenheit hatte, mich mit dem abgefallenen Erzhäretiker und seinen Kollegen zu befassen. Also legte ich das Blatt in eine Schublade, wo ich alle möglichen Notizen für potentielle Storyprojekte aufbewahre.
    Und dort lag es nun sechs Jahre lang herum. In dieser Zeit gab ich das SF-Schreiben ganz auf; teils, weil ich mich für den Abfall schämte, den ich bislang (meistens) geschrieben hatte, und teils aus Enttäuschung über die Schwierigkeiten, die ich bei der Suche nach einem Herausgeber hatte, der mir nicht nur für Abfallstories Honorar zahlen wollte. 1962 führte mich Frederik Pohl, der damals der Herausgeber des SF-Magazins Galaxy war, in Versuchung, zur SF zurückzukehren; er versprach mir, meinem Material keine aus der „Herausgeberpolitik“ entstehenden Grenzen aufzuerlegen. In den nächsten paar Jahren schrieb ich gelegentlich Kurzgeschichten für ihn. Und sowohl zu meiner wie auch zu seiner großen Befriedigung schrieb ich zum ersten Mal seit Jahren Science Fiction aus Liebe zum Genre und nicht bloß, um Geld zu verdienen. Im Sommer 1964 besuchte ich den Welt-Con in Oakland, Kalifornien. Ich habe mich dort sehr viel mit Frederik Pohl, Philip K. Dick, Jack Vance und anderen Autoren unterhalten, deren Werk ich bewunderte. Wie ich Pohl in einem Brief am 19. September 1964 schrieb, kehrte ich nach Hause zurück „mit irgendeiner geheimnisvollen Alchimie, die in mir arbeitet. Plötzlich spüre ich einen Drang, der SF mehr zu geben, als ich das bisher getan habe – jedenfalls viel mehr als diese unregelmäßigen Kurzgeschichten, die ich für Sie geschrieben habe. Ich möchte jetzt lieber zu den Kurzromanen zurückkehren, die ja auch in Magazinen veröffentlicht werden.“
    Ich hatte meinen aus dem Jahre 1957 stammenden Plan einer zukünftigen Geschichte wieder ausgegraben. „Was mir da im besonderen im Kopf herumspukt“, schrieb ich daher weiter, „ist eine Serie aus fünf Kurzromanen, die jeweils so um die neun- bis zehntausend Worte lang sind. Das Gerüst für diese Serie habe ich schon auf Papier gebannt und die Plots für
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