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149 - Piraten der Finsternis

149 - Piraten der Finsternis

Titel: 149 - Piraten der Finsternis
Autoren: Dämonenkiller
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Auf dem gischtenden Kamm der größten Welle ritt das Schiff aus der Vergangenheit.
    Die beiden Dreieckssegel waren prall gefüllt. Der Bugspriet mit den goldenen Beschlägen hob und senkte sich. Auf beiden Seiten des scharfen Bugs kochte die See und schäumte. Das Schiff hinterließ eine breite, leuchtende Kielspur, es schüttelte sich, und der Sturm pfiff und heulte in den Wanten. Ketten klirrten, Tauwerk und Holz ächzte, und weithin war das krachende Klatschen zu hören, wenn der hölzerne Rumpf schwer in die Wellen einsetzte. Die Holzteile waren tiefschwarz, und alles andere schien weiß oder golden zu sein.
    Am Himmel war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Riesengroß und kreidebleich hing der fast volle Mond über dem Meer. Sein Licht brach sich bis zum Horizont in den Wellen. Der heulende Ponente, ein Wind mehr aus West als aus Süd, riß den Schaum von den Brechern und wirbelte ihn als waagrechten Regen davon.
    An der korsischen Westküste, zwischen Barcaggio hoch im Norden, und Gurgazu nahe Bonifacio tief im Süden, wütete seit zwei Tagen der Sturm, der als Scirocco angefangen hatte. Jeder Teil der Küste schien unter der Wucht der anprallenden Brecher zu erzittern.
    Das Schiff aus der Vergangenheit jagte durch den Sturm.
    Sein Ziel war ebenso unbekannt wie das Ziel des mächtigen Windes. An Steuerbord funkelten klar und weithin sichtbar die Lichter der Häuser, die am Golfo de Valinco standen. Voraus drehte sich das Licht des Leuchtturms, der die Klippenreihe der Sanguinaires anzeigte, der Blutinseln.
    Niemand war an Bord des Schwarzen Schiffes mit den strahlend weißen Segeln zu sehen. Aber durch messinggefaßte Bullaugen und durch die Fenster des niedrigen Decksaufbaus funkelte tiefrotes Licht.
    Doch! Es stand ein Mann am riesigen Steuerruder, hoch und geschützt im Heck.
    Ein riesenhafter Mann mit kahlem Schädel und einem wehenden Vollbart. Er war in Hose und Jacke gekleidet und trug eine seltsame Kappe. Das Gewand war naß vom Sprühregen und sah aus wie glänzendes Leder. Goldene Knöpfe und Beschläge funkelten im Mondlicht. Hätte es in dieser Nacht jemanden gegeben, der sich nahe genug an dieses Schiff herangewagt hätte, würde er eine Musik gehört haben, die zu dem seltsamen Schiff paßte.
    Das Schwarze Schiff lief Nordkurs und war weit genug von allen Klippen und Untiefen entfernt. Unerschütterlich behielt es seinen Kurs bei. Weit auf dem kochenden, tobenden Meer sah man die Lichter einer riesigen Fähre, die ebenfalls Schwierigkeiten hatte, sich ihren Weg durch das Mittelmeer zu bahnen.

    Andromachis Psychas lag im Hafen von Porticcio, gegenüber von Ajaccio. Ihn hatte der heftige Sturm an der Schnittlinie dieses weiträumigen Golfes erwischt, und da er wußte, was auf ihn zukam, hatte er den Kurs um hundertvierzig Grad geändert und lag sicher im Fischerhafen.
    Die FORCE DU COTE, sein braver Küstenfrachter, hob und senkte sich langsam. Die ausrangierten kleinen Reifen, die als Fender dienten, rieben knarrend an dem Steg und an den Nachbarbooten.
    Mit dem abgewetzten, aber scharfen Nachtglas suchte Andromachis, den sie Le Grec nannten, den Ausschnitt des Horizonts ab. Er hatte freie Sicht auf den großen Golf. Der riesige Mond, der in drei Tagen astronomisch korrekt Vollmond sein würde, überflutete die Landschaft mit seinem grellen Licht. Stürme, in denen es keine Wolken gab, waren gefürchtet - auch von ihm, gerade von ihm mit seinem langsamen, alten Schiff.
    Einst hatte er ein stolzes Schiff gehabt.
    Die ODYSSEUS…
    Ein herrliches, farbiges Kaiki mit starkem Motor, das die griechischen Inseln befuhr. Aber dann hatte die Herrschaft der Obristen angefangen, und er war ausgewandert. Er hatte keine andere Wahl: zwischen dem zweiten Januar und Heiligabend lief er bei jedem Wetter (nicht bei einem solchen Sturm wie heute nacht!) fast jeden Hafen auf der Westseite der Inseln an. Er kannte die Küste mittlerweile besser als seine durchlöcherte rechte Hosentasche.
    Er ließ verblüfft das Glas sinken.
    Da draußen, in diesem Inferno - dort fuhr jemand unter vollem Zeug. Drei Dreieckssegel in seltsamer Form. Er kannte kein einziges Schiff an der Küste, das solche Segel fuhr.
    „Ein Verrückter. Oder einer von den Porto-Cervo-Regatten!"
    Aber die Eintonner und Maxi-Jachten hatten nicht diese Segel. Es bedurfte zwei Masten und einer besonderen Rahkonstruktion, die an die alten, verschwundenen Lateiner-Segler erinnerte.
    Wieder starrte Le Grec das Schiff an und merkte, daß es seinen Nordkurs
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