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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes
Autoren: Brandon Sanderson
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ein.
    Vorsichtig spähte ich über den Reifen der 747 hinweg. Die Bibliothekare waren auf meinen Trick hereingefallen und bewegten sich auf die Tür am Ende des Hangars zu. Aber sie gingen nicht so schnell, wie mir lieb gewesen wäre, und einige von ihnen sahen sich immer wieder misstrauisch um.
    Bevor sie mich entdecken konnten, zog ich mich wieder in mein Versteck zurück. Ich ertastete die Feuerspenderlinse– ich hatte nur noch eine– und holte sie zögernd aus der Tasche. Sie war vollkommen klar, nur in der Mitte befand sich ein kleiner roter Punkt.
    Einmal aktiviert, feuerte sie einen ultra-heißen Energiestrahl ab, so ähnlich wie ein Laser. Ich könnte sie auf die Bibliothekare richten. Schließlich hatten sie schon bei mehreren Gelegenheiten versucht, mich umzubringen. Sie hatten es verdient.
    Einen Moment lang saß ich reglos da, dann ließ ich die Linse wieder in ihre Tasche gleiten und setzte stattdessen meine Botenlinsen auf. Falls ihr den ersten Band dieser Autobiografie gelesen habt, werdet ihr wissen, dass ich immer eine sehr klare Vorstellung von Heldentum hatte. Ein Held war für mich nicht die Art von Mensch, die einen laserartigen Energiestrahl auf einen Haufen Soldaten richtet, die ihm den Rücken zuwenden, schon gar nicht, wenn in diesem Haufen auch einige unschuldige Wachleute sind.
    Vorstellungen wie diese haben mich oft in Schwierigkeiten gebracht. Wahrscheinlich erinnert ihr euch noch daran, wie ich enden werde– ich habe es im ersten Band erwähnt. Letzten Endes werde ich an einen Altar aus veralteten Enzyklopädien gefesselt sein, während die Anhänger des bibliothekarischen Ordens der Geborstenen Linse sich darauf vorbereiten, in einer unheiligen Zeremonie mein Okulatorenblut zu vergießen.
    Heldentum hat mich in diese Lage gebracht. Aber ironischerweise rettete er mir an diesem Tag im Flughafenhangar das Leben. Denn wenn ich nicht die Botenlinsen aufgesetzt hätte, hätte ich nicht mitgekriegt, was als Nächstes geschah.
    Alcatraz?, hörte ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf.
    Diese Stimme ließ mich fast vor Überraschung aufschreien.
    Äh, Alcatraz? Hallo? Hört mich jemand?
    Die Stimme war verzerrt und undeutlich, und es war nicht die Stimme meines Großvaters. Aber sie kam definitiv von den Botenlinsen.
    Mist, verdammter!, sagte sie. Ähm. Ich war noch nie gut mit Botenlinsen.
    Sie brach immer wieder weg, so als spreche jemand in ein Funkgerät, das schlechten Empfang hatte. Es war nicht Grandpa Smedry, aber in diesem Moment wollte ich es mit wer auch immer das war probieren.
    »I ch bin hier!«, flüsterte ich und aktivierte dadurch die Linsen.
    Vor meinen Augen erschien ein verschwommenes Gesicht, das wie ein Hologramm in der Luft schwebte. Es gehörte zu einer jungen Frau mit dunkler Haut und schwarzen Haaren.
    Hallo?, fragte sie wieder. Ist da jemand? Können Sie etwas lauter sprechen?
    »N icht wirklich«, zischte ich, während ich mich nach den Bibliothekaren umsah. Die meisten von ihnen waren durch die Tür nach draußen verschwunden, aber eine kleine Gruppe war offenbar dazu abgestellt worden, den Hangar zu durchsuchen. Es waren vor allem Securitymänner.
    Ähm, okay, fuhr die Stimme fort. Ähm, wer ist da?
    »W as glaubst du denn, wer hier ist?«, fragte ich empört. »I ch bin Alcatraz. Aber wer bist du?«
    Oh, ich … Das Bild und die Stimme verschwammen für einen Moment.
    … geschickt, um dich abzuholen. Tut mir leid! Äh, wo bist du?
    »I n dem Hangar«, erklärte ich. Einer der Wachmänner hob den Kopf, zog seine Waffe und zielte damit in meine Richtung. Er hatte mich gehört.
    »V ersplittert noch mal!«, zischte ich und duckte mich.
    Du solltest nicht so fluchen, weißt du …, mahnte das Mädchen.
    »V ielen Dank«, zischte ich so leise wie möglich. »W er bist du, und wie willst du mich hier rausholen?«
    Es folgte Schweigen. Ein grauenhaftes, schreckliches, langes, empörendes, frustrierendes, tödliches, nervenzerfetzendes, unglaublich aussagekräftiges Schweigen.
    Ich … weiß es nicht so genau, sagte das Mädchen schließlich. Ich – warte mal, eine Sekunde. Bastille sagt, dass du irgendwo nach draußen laufen und uns ein Signal geben sollst. Es ist einfach zu neblig da unten. Wir können hier wirklich kaum etwas sehen.
    Da unten?, wunderte ich mich. Aber wenn Bastille bei dem Mädchen war, war das schon mal ein gutes Zeichen. Auch wenn sie mir wahrscheinlich gehörig die Leviten lesen würde, weil ich mir so viel Ärger eingehandelt hatte, war sie
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