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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes
Autoren: Brandon Sanderson
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erfinden– oder zumindest unser Patent darauf erneuern lassen.
    Ihr solltet schon wissen, wer ich bin, und ihr solltet euch mit okulatorischen Linsen und Smedry-Talenten auskennen. Wenn ihr das alles wüsstet, könntet ihr ohne Probleme die Ereignisse verstehen, die dazu führten, dass ich an einer Strickleiter hing und auf etwas Atemberaubendes starrte, das ich bisher noch nicht beschrieben habe.
    Warum ich es nicht einfach jetzt tue? Nun, allein dadurch, dass ihr diese Frage gestellt habt, habt ihr schon bewiesen, dass ihr den ersten Band nicht gelesen habt. Am besten erkläre ich es euch anhand eines kleinen Beispiels.
    Erinnert ihr euch noch an das erste Kapitel dieses Buches? (Ich will doch mal schwer hoffen, dass es so ist, immerhin ist das erst wenige Seiten her.) Was habe ich euch da versprochen? Ich habe euch versprochen, dass ich in Zukunft keine Cliffhanger und frustrierenden Erzähltechniken mehr anwenden würde. Nun, und was habe ich am Ende eben jenes Kapitels getan? Selbstverständlich habe ich euch mit einem frustrierenden Cliffhanger in der Luft hängen lassen.
    Damit wollte ich euch etwas beibringen, nämlich, dass ich vollkommen vertrauenswürdig bin und es niemals wagen würde, euch anzulügen. Oder zumindest nicht öfter als, sagen wir, ein halbes Dutzend Mal pro Kapitel.
    Ich hing an der Strickleiter, der Wind riss an meiner Jacke, und mein Herz raste noch immer nach dieser Flucht. Über mir schwebte ein gigantischer Glasdrache.
    Vielleicht habt ihr auf Bildern oder im Kino schon einmal einen Drachen gesehen. Ich hatte es jedenfalls. Als ich jetzt aber dieses Ding über mir in der Luft betrachtete, erkannte ich, dass die Darstellungen in Filmen nur vage Schätzungen waren. In Filmen wurden Drachen– sogar die bedrohlichen– meistens rundlich dargestellt, ein bisschen wie Zwiebeln, mit prallen Bäuchen und irgendwie peinlich anmutenden Flügelspannweiten.
    Das Ding da über mir war vollkommen anders. Es hatte eine unglaubliche Gewandtheit an sich, wirkte ganz glatt, wie eine Schlange, aber zugleich kraftvoll. Drei Flügelpaare verteilten sich über die Länge seines Körpers, und sie schlugen im Gleichklang. Außerdem konnte ich sechs Beine erkennen– alle eng an den schlanken Leib gezogen–, und hinter ihm peitschte ein langer Glasschwanz durch die Luft.
    Der dreieckige Kopf drehte sich, wobei das durchsichtige Glas schimmerte, und blickte mich an. Er war kantig, mit ganz klaren Linien, wie eine Pfeilspitze. Und in seinem Augapfel standen Menschen.
    Das ist gar kein Lebewesen, wurde mir klar, während ich mich verzweifelt an die Leiter klammerte. Sondern ein Fahrzeug. Und es ist vollständig aus Glas!
    »A lcatraz!«, hörte ich über mir eine Stimme, die kaum den Wind übertönte.
    Ich warf einen Blick nach oben. Die Leiter führte in eine Öffnung am Bauch des Drachen. Und in dem Loch war ein vertrautes Gesicht erschienen und starrte zu mir herunter. Obwohl sie genauso alt war wie ich, hatte Bastille silbernes Haar, dessen lange Strähnen nun im Wind flatterten. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie mit zwei meiner Cousins in den Untergrund abgetaucht. Grandpa Smedry hatte befürchtet, dass wir zu einfach zu verfolgen sein würden, wenn wir alle zusammenblieben.
    Sie sagte etwas, aber ich konnte es durch den Wind nicht hören.
    »W as?«, schrie ich.
    »I ch sagte«, schrie sie zurück, »w illst du hier raufklettern, oder ziehst du es vor, den Rest der Reise da rumzuhängen und blöd zu schauen?«
    So ist Bastille. Aber irgendwie musste ich ihr recht geben. Also kletterte ich die schwankende Leiter hinauf– was viel schwieriger und vor allem nervenaufreibender war, als man immer meint.
    Mühsam schob ich mich voran. Es wäre ein ziemlich dämliches Ende gewesen, im buchstäblich letzten Moment aus der Gefahrenzone gezogen zu werden, um dann von der Leiter zu fallen und als Mus auf dem Boden zu landen. Als ich nah genug herangekommen war, streckte Bastille mir eine Hand entgegen und half mir, in den Bauch des Drachen zu steigen. Dann betätigte sie einen Glashebel an der Wand, und die Leiter wurde eingezogen.
    Neugierig beobachtete ich das Ganze. Zu dieser Zeit hatte ich noch nicht sehr viel silimatische Technologie zu Gesicht bekommen; für mich war das alles noch »M agie«. Die Leiter bewegte sich vollkommen lautlos– man hörte weder Zahnräder knirschen noch einen Motor summen. Die Sprossen wickelten sich einfach um ein rotierendes Gewinde.
    Schließlich schob sich eine
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