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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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begriffen, dass sich Nestor auf die Suche nach seiner Frau Penelope gemacht hatte. Vermutlich hatte er sofort beschlossen, nach ihr zu fahnden, als er erfahren hatte, dass sie noch lebte. Aber er war nicht mehr der Jüngste und auch nicht gut zu Fuß, und es gab keinen Traumort, an dem nicht eine Gefahr lauerte. Deshalb hatten sie noch am selben Abend entschieden, Nestor zu folgen und ihm bei der Suche nach Penelope zu helfen. Doch anscheinend hatte er sich in Luft aufgelöst.
    »Durch die Tür im Keller des Leuchtturms gelangt man in den hinteren Teil einer Höhle …«, erzählte Black gerade.
    »Haaaatschiii!«, unterbrach ihn Julia.
    »… die in der Nähe eines Dorfes liegt, das von Riesen bewohnt wird«, fuhr der ehemalige Stationsvorsteher fort, während er das Mädchen besorgt ansah.
    »Riesen?«, fragte Rick nach, der neugierig geworden war.
    »Hyperboreer: hochgewachsene, sehr dünne Menschen mit blonden Haaren, die in Felle gekleidet sind, Amulette tragen und ihre Waffen aus Knochen anfertigen. Als Haustiere halten sie sich Mammuts …« Black warf Tommaso einen vielsagenden Blick zu. »Mammuts, die es zum Glück vorgezogen haben, uns nicht zu folgen.«
    »Sehr witzig«, murmelte der Junge aus Venedig.
    »Jedenfalls ist Nestor dort nicht vorbeigekommen«, schloss Black. »Und wenn er doch in Thule war, ohne das Dorf aufzusuchen, dann müsste er inzwischen zu einem Eisblock erstarrt sein.«
    Alle schwiegen eine Weile. Tommaso strich auf der Liste zwei weitere Orte durch:
Thule
und
Eldorado.
    »Haaaatschiii!«, machte Julia nochmals. »Und … und ihr?«
    »Wir haben uns fast von Insekten auffressen lassen«, antwortete Rick und kratzte sich reflexartig am Arm. »Und nachdem wir den schier undurchdringlichen tropischen Regenwald durchquert hatten, sind wir in die Goldene Stadt zurückgekehrt. Obwohl wir eigentlich gerade mit Voynich dort gewesen sind, hat uns die Stadt wieder unheimlich beeindruckt …«
    »Ja, stimmt«, sagte Tommaso leise und sah auf einmal diesen verzauberten Ort vor sich. Die Goldene Stadt. Eine glänzende, glitzernde, prachtvolle Stadt, deren Gebäude mit Seilen und anderen Dingen verziert sind, sodass sie wie vornehme, Schmuck tragende Damen aussehen. Und dann die Türme am See und dieses eigenartige Rauschen, das Tausende und Abertausende von goldenen Blättern erzeugten, wenn der Wind durch sie fuhr …
    »Jedenfalls«, berichtete Rick an Black Vulcano gewandt, »sind wir zu dem Konquistador gegangen, von dem du uns erzählt hast.«
    »Lebt er denn noch?«
    »Ja, doch. Er war quicklebendig.«
    Der alte Eisenbahner rieb sich die Hände, bis sie ganz rot waren. »Der gute alte Francisco Bizarro de la Vega. Der faulste Eroberer der Geschichte! Weißt du, was er uns einmal erzählt hat?«, erinnerte Black sich grinsend. »›Warum soll ich noch einmal durch den Dschungel und dann nach Spanien zurück, wenn ich in aller Ruhe hierbleiben und im Goldenen See angeln kann?‹«
    »Ein wahrer Philosoph, dieser Mann.«
    »Genau. Nur leider hat er dann …« Black beendete den Satz nicht.
    »Was dann?«
    »Ach, lassen wir das lieber. Das sind böse Erinnerungen an schlimme Leute. Was hat er euch denn erzählt?«
    »Dass er Ulysses Moore schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat – und auch keinen anderen von euch. Seit mindestens zehn Jahren.«
    »Zwölf«, präzisierte Black.
    Wieder wurde länger geschwiegen und in der Stille hörte man den jungen Puma maunzen. Offenbar beschäftigte er sich mit den Bäumen unten in der Wartehalle.
    »Was sind das für Geräusche?«, fragte Julia überrascht.
    »Tommasos Puma«, erwiderte Rick mit einem amüsierten Blick auf seinen Freund.
    »Er ist uns heimlich gefolgt«, erklärte Tommaso.
    »Ein junger Puma? Aber das ist doch wunderbar!«, rief Julia begeistert. »Warum habt ihr ihn denn nicht hier rauuuu – tschiii?«
    »Das kommt gar nicht infrage!«, schaltete Black Vulcano sich ein. »Und wehe, er zerbricht mir da unten eine Glasscheibe!«, fügte er vorwurfsvoll an Tommaso gewandt hinzu.
    »Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten«, fasste Rick nachdenklich zusammen. »Erstens: Nestor befindet sich an keinem der Plätze, die man mit unseren Schlüsseln erreichen kann, sondern irgendwo, wo man nur mit der
Metis
hinkommt. Zweitens: Er ist zwar an einem der Orte vorbeigekommen, aber die Leute, die wir gefragt haben, haben ihn nicht gesehen …«
    »Und drittens?«, fragte Tommaso.
    »Drittens besteht die Möglichkeit, dass Nestor sie dazu gebracht hat, uns
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