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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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tut mir leid, dass Ihr Haus abgebrannt ist«, hörte er hinter sich jemanden sagen.
    Er drehte sich um. Es war Mrs Covenant.
    Der alte Gärtner stand mühsam auf. Ein stechender Schmerz durchzuckte sein lahmes Bein.
    »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen«, erwiderte er. »Es war nicht mein wirkliches Zuhause.«
    »Wir könnten ein neues bauen lassen«, fuhr Mrs Covenant mit zitternder Stimme fort. »Auch all Ihre Sachen … Ich fürchte, sie sind alle verbrannt.«
    »Ach, eigentlich war da nichts Wichtiges dabei«, log Nestor. Tatsächlich hatte das Feuer zahlreiche Erinnerungsstücke und kostbare, seltene Bücher zerstört, darunter das
Handbuch der erträumten Orte,
den
Kommentierten Katalog der nicht existierenden Bücher,
das
Alphabetische Verzeichnis der unmöglichen Gegenstände, das Wörterbuch der vergessenen Sprachen, das Handbuch der fantastischen Botanik
… »Und überhaupt sind es nur Dinge. Man kann sie jederzeit neu kaufen«, schloss er schulterzuckend.
    »Da stimme ich Ihnen zu, Nestor.«
    »Sie brauchen sich deswegen wirklich keine Sorgen zu machen.«
    Mrs Covenant hörte, dass jemand sie rief. Sie verabschiedete sich eilig und war vielleicht sogar froh, dieses Gespräch beenden zu können.
    Nestor blieb da, wo er war, mit dem Kopf der Fischerin in den Händen. Er versuchte, ihn der Statue wieder aufzusetzen. Schließlich gab er leise fluchend auf und legte den Kopf auf einen Tisch. Hat es wirklich Sinn, ständig zu versuchen, alles wieder so aussehen zu lassen, wie es früher gewesen war?
    Vielleicht nicht.
    Vielleicht war das in Wirklichkeit vollkommen sinnlos.
    Nestor ging zur Treppe hinüber, vor der die Porträts seiner Vorfahren aufgestapelt waren. Bedacht, nicht auf seinen Großvater zu treten, der ihn von seiner schutzlos am Boden liegenden Leinwand aus vorwurfsvoll ansah, stieg er die Stufen hinauf.
    Er öffnete die Spiegeltür des Turmzimmers und schaltete das Licht ein.
    Seine Fenster. Sein Schreibtisch. Seine Schiffsmodelle. Seine Reisetagebücher … Er zog Letztere hastig zu sich heran und suchte eine Tasche heraus, um sie mitzunehmen. Zum Schluss streichelte er das Holz des Schreibtischs und warf einen letzten Blick durch die Fenster des Türmchens auf das Meer hinaus.
    Die Bucht von Kilmore Cove schien wieder ruhig dazuliegen. Die Wellen rollten träge auf dem Strand aus. Am Himmel ging gerade der Mond auf.
    Nestor hinkte ins Erdgeschoss hinunter, nahm seine Kapitänsjacke an sich und fand die Schachtel mit den Schlüsseln dort, wo Julia sie nach ihrer Rückkehr aus Eldorado versteckt hatte. Er zog die Jacke über, die ihm wie angegossen passte, nahm aus der Schachtel vier Schlüssel heraus und legte die Schachtel mit den übrigen in die Tasche.
    Er ging zur Tür zur Zeit. Sie war in die älteste Mauer des Hauses eingelassen und so schwarz, als hätte jemand versucht, sie zu verbrennen. Und zerkratzt, als habe man versucht, sie aus ihren Angeln zu reißen.
    »Dachs«, sagte Ulysses Moore und steckte den ersten Schlüssel in sein Schloss. »Reh, Esel, Hase.«
    Er hielt einen Augenblick lang inne, so als wolle er sich von jemandem verabschieden oder ein paar letzte Worte sagen.
    Dann trat er über die Schwelle und war verschwunden, als ob es ihn niemals gegeben hätte.
    Fortsetzung folgt
.



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    Ein Auszug aus dem nächsten Band von Ulysses Moore:

    Inmitten des Ozeans der Zeit liegt eine einsame und bedrohliche Insel, von der es kaum ein Entkommen gibt und die Ulysses Moore niemals wieder betreten wollte. Doch ihm bleibt keine Wahl, denn ausgerechnet hier sind die Hinweise verborgen, die ihn auf die Spur seiner verschollenen Frau Penelope führen können. Allerdings ahnt Ulysses nicht, dass ihn dabei sein schlimmster Feind verfolgt. Kapitän Spencer ist auf Rache aus, und Ulysses und die Traumreisenden müssen sich einer entscheidenden Herausforderung stellen …

Kapitel 1
Die Tür zur Goldenen Stadt
    Die Tür im Flur der Konditorei Chubber knarzte. Es war eine alte Holztür, die sich auf den ersten Blick in keiner Weise von anderen alten Holztüren zu unterscheiden schien. Ihre einzige Besonderheit, die man aber erst auf den zweiten Blick hin entdeckte, war das kunstvoll gearbeitete Schloss. Es war in Form eines Blattes geschmiedet, und als die Tür erneut knarzte und dabei erbebte, blitzten die ranken- und spiralförmigen Ornamente kurz im schwachen Licht des Flurs auf.
    Das Knarzen hallte in den leeren Räumen der Konditorei wider.
    Es war mitten in der Nacht.
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