Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
leuchtete vereinzelt das flackernde Licht von Kerzen und Öllampen. Hier waren nach der Flut die zahlreichen Verletzten untergebracht worden. Und weil es im ganzen Ort keinen Strom mehr gab, hatte man auf andere Beleuchtungsmittel zurückgegriffen.
    Obwohl die Konditorei an einer Straßenecke lag, hatte sie die Flut einigermaßen unbeschadet überstanden.
    Tlang!
    Wieder kam aus dem Inneren des Gebäudes dieses Geräusch.
    Die beiden Jungen wechselten einen Blick und kehrten in die Konditorei zurück. Auf der Ladentheke bewegte sich etwas.
    »Ich fasse es nicht!«, rief der Rothaarige aus.
    »Wie kann er uns nur bis hierher gefolgt sein?«, fragte der andere ungläubig.
    Auf einem der Silbertabletts saß ein pelziges Etwas, das so zufrieden aussah, als habe es gerade die köstlichste Puddingfüllung von ganz Großbritannien aufgeleckt.
    Ein kleiner Puma.
    »Er muss, kurz bevor wir die Tür geschlossen haben, noch durchgeschlüpft sein!«
    Das Puma-Junge sprang von der Theke herunter und rieb sich glücklich an den Beinen des in Lumpen gekleideten Jungen.
    »Das glaub ich nicht!«, seufzte dieser und ließ sich gegen den Türrahmen fallen.
    »Tja, erst die Insekten und dann noch der hier …«, sagte der Rothaarige und setzte seinen Helm wieder auf. »Ich beginne mich zu fragen, ob diese Zeitreisen vielleicht doch nicht so dein Ding sind.«
    »Was machen wir jetzt bloß mit dem?«, fragte sein Freund und betrachtete sorgenvoll den kleinen Puma, der vor seinen Füßen auf dem Boden herumrollte.
    »Na ja, hier in der Konditorei kannst du ihn schlecht lassen«, erwiderte der andere. Er hockte sich hin und packte den kleinen Puma blitzschnell an einer Pfote. Dieser zeigte die Krallen, beruhigte sich aber bald wieder. Er schien vor den Jungen keine Angst zu haben.
    »Brav, Kleiner. Jetzt bringe ich dich zu deinem neuen Herrchen.«
    »Ich bin nicht sein Herrchen«, protestierte der in Lumpen gekleidete Junge. Trotzdem hatte er im nächsten Augenblick den Puma im Arm. »Rick, bitte, ich will ihn nicht haben! Ich weiß überhaupt nicht, was ich mit einem Tier anfangen soll.«
    Der Puma schmiegte sich schnurrend an ihn.
    Der Junge mit dem zerbeulten Helm grinste. »Aber offenbar mag er dich, Tommi.«

Kapitel 2
Am Bahnhof
    »Aber nicht einmal im Traum!«, donnerte Black Vulcano, kaum dass Rick Banner und Tommaso Ranieri Strambi über seine Türschwelle getreten waren. Der verlassene Bahnhof von Kilmore Cove bestand aus einer großen verglasten Halle im viktorianischen Stil, in deren Innerem von allein ein kleiner Wald gewachsen war. Black Vulcano, der ehemalige Stationsvorsteher, hatte zwar hier und da etwas gekürzt und beschnitten und nur Efeu und Dornenranken entfernt, aber die Bäume stehen lassen.
    Vor dem Fahrkartenschalter, wo früher ein gefliester Fußboden gewesen war, hatte sich ein weicher Moosteppich gebildet.
    »Hör mal, Black …«, meinte Rick seufzend.
    »Nein, ihr solltet lieber mir zuhören! Ich bin müde und mir ist kalt. Verdammt kalt. Und außerdem habe ich eine Katzenallergie. Wenn ihr hier reinwollt, müsst ihr das Tier draußen lassen.«
    »Aber es ist ein Puma!«
    »Auch wenn es ein Känguru wäre: Es haart und deshalb kommt es mir nicht ins Haus!«
    Als ob er verstanden hätte, dass sie von ihm sprachen, schmiegte sich der junge Puma noch enger an Tommaso. Es schien, als bemühe er sich, niedlich auszusehen.
    »Du machst es dir leicht«, flüsterte Tommaso dem Tier zu.
    Black sah Rick streng an. »Überhaupt frage ich mich, warum ihr diesen verflixten Puma eigentlich mitgenommen habt.«
    »Wir haben ihn nicht mitgenommen. Er ist uns gefolgt. Besser gesagt: Er ist
ihm
gefolgt.«
    Tommaso lächelte verlegen. »Es tut mir leid. Ich weiß wirklich nicht, was ich mit ihm machen soll.«
    Black schnaubte und fluchte. Nach einer Weile trat er aber doch beiseite, um sie hereinzulassen. »Schaut mal, ob er hier unten bei den Pflanzen bleibt. Aber in mein Wohnzimmer kommt er mir auf gar keinen Fall!«
    Sie durchquerten den früheren Bahnhofswartesaal. Im Mondlicht sah das Innere mit seinen Bäumen und Farnen noch unwirklicher aus als tagsüber.
    Black ging voraus. Mit seiner kurzen Hose und den dicken Fellpantoffeln gab er eine seltsame Erscheinung ab. Er öffnete eine Tür, die gegenüber dem Zugang zu den Gleisen lag, und stieg die Treppe ins obere Stockwerk hinauf.
    »Keine Katze!«, erinnerte er Tommaso, ohne sich umzudrehen.
    Der Junge erwiderte nichts. Er brauchte eine Weile, bis er die Krallen des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher