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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein
Autoren: D Holt
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geblieben?«
    »Ich musste sie nach einem gemeinen Pfänderspiel rot färben. Jetzt fällt mir alles wieder ein. Ich mochte dich wirklich. Ich wollte dich am nächsten Abend wieder treffen, aber dann haben wir Freunde auf der anderen Seite der Insel besucht, ich bin versackt, und wir sind über Nacht dort geblieben.«
    »Ich habe am nächsten Abend auf dich gewartet. Ich war stinksauer, als du nicht aufgetaucht bist.« Alberta musterte Daniels Gesicht. »Ich versuche nur, mich zu erinnern, wie du ausgesehen hast. Die Geschichte ist wirklich so seltsam. Erst stellt sich heraus, dass du Daniel das Ekel bist, und dann entpuppst du dich als der Mann, in den ich mich in den Ferien verliebt habe.«
    »Hast du dich wirklich in mich verliebt?«, fragte Daniel. »Ich wünschte, ich hätte das gewusst.«
    »Ich habe so oft an dich gedacht.« Alberta war beinahe schwindelig. »Und die ganze Zeit hattest du eigentlich gar keine roten Haare.«
    Daniel lächelte leicht. »Weißt du, wenn ich an solche Dinge glauben würde, würde ich denken, das Schicksal versucht, uns etwas zu sagen.«
    »Glaubst du nicht an Schicksal?«, fragte Alberta.
    »Langsam fange ich an, darüber nachzudenken«, antwortete Daniel. »Findest du das nicht alles ziemlich außergewöhnlich? Wir haben uns als Kinder gekannt. Jahre später treffen wir uns in Spanien wieder. Und jetzt hier. Irgendwie seltsam, oder?«
    »Ja«, stimmte Alberta ihm zu. »Irgendwie seltsam.«
    »Erinnerst du dich daran, wie ich dir von Island erzählt habe?«, fragte er. »Weißt du noch, dass du gesagt hast, du würdest es zu gerne sehen?«
    »Ja«, sagte Alberta. »Du hast es so wunderbar beschrieben.«
    »Nun«, sagte Daniel und hielt mit beiden Händen seinen Plastikbecher fest, als der Zug ruckartig hielt. »Wir sind in Reading«, sagte er. »Ich muss hier aussteigen. Alberta, auf die Gefahr hin, dass du mich wieder ohrfeigst oder beleidigst, werde ich jetzt sehr mutig sein. Kurz vor Weihnachten fahre ich für ein paar Tage wieder dorthin. Um diese Jahreszeit hat Island einen ganz eigenen Zauber. Warum kommst du nicht mit?«

24
    ~~
    Zwei glorreiche Halunken
    A ls Alberta den Cleveland Walk entlanglief, warf sie einen Blick auf die Uhr. Evie hatte vorgeschlagen, sie sollte um eins kommen. Bis dahin waren es noch gut eineinhalb Stunden.
    Sie schloss die Haustür auf und sammelte die Post auf, die auf dem Teppich verstreut lag. Sie blätterte die Briefe durch: Ein Umschlag von einer Tierschutzorganisation voller Grußkarten mit schwarzäugigen Robbenbabys, ein paar Rechnungen, ein Weinkatalog und eine Postkarte von einem früheren Nachbarn, der nach Australien gezogen war. Sie war an sie beide adressiert: »Hallo, ihr zwei. Wie geht es euch? Wann kommt ihr uns besuchen? Wie geht es Hannah? Und Jacob? MELDET EUCH !«
    Alberta legte die Post auf den Dielentisch und warf einen Blick auf den Garderobenständer, ob Tonys Jacke dort hing. Er war natürlich noch in London. Sie fragte sich, wie oft er dieser Tage nach Hause kam.
    Sie war hergekommen, um ihre Schuhschachtel zu holen. Sie stellte ihre Tasche unter den Tisch und ging nach oben.
    Irgendwann – nicht jetzt, aber irgendwann – mussten sie und Tony den Speicher aufräumen. Er war eine Müllhalde. Der alte Hochstuhl stand in der Ecke, zusammen mit Kisten voller Spielzeug, einer kaputten Eisenbahn, einer Gitarre ohne Saiten, einer Tüte mit Hannahs brillanten Schulzeugnissen und einer zweiten Tüte mit Jacobs weniger brillanten Zeugnissen. Da war Lionels alte Schultruhe mit Faschingskostümen, ein Chemiebaukasten, den Jacob ganze zwei Wochen geliebt hatte, und ein riesiger Stapel Langspielplatten. Alberta ging zum Hochstuhl und bückte sich, um die Schuhschachtel hervorzuholen. Sie hob sie auf, blies den Staub weg und öffnete sie. Sie fand einige vergilbte Notizen, ein paar Valentinskarten, brüchige Zeitungsausschnitte und ein Büchlein mit ausgewählten Gedichten von T. S. Elliot. Sie schlug das Buch auf. Im Innern hatte Ed geschrieben: »Meiner geliebten Alberta, wenn Geben Nehmen ist, gebe ich dir alles, was ich habe und nehme von dir in Dankbarkeit die Aufrichtigkeit und das Glück, Ed.«
    Alberta seufzte und legte das Buch zurück in die Schachtel. Ed hatte sie glücklich gemacht, aber sie war sich nicht mehr sicher, ob es gehalten hätte, wenn er nicht gestorben wäre. Hier würde sie nichts Neues erfahren. Sie wusste bereits mehr als genug. Sie durfte die nächsten zwanzig Jahre nicht damit verbringen, sich zu fragen,
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