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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein
Autoren: D Holt
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sitzen und sich so hilflos zu fühlen. Noch nie war es ihr so schwergefallen, still zu sein, als Alberta ihr mitteilte, dass sie Tony verließ, denn sie hatte gewusst , dass er genau der Richtige für sie war, und sie hatte gewusst, dass Alberta das selbst herausfinden musste. Und jetzt wollten sie heiraten! Als Alberta ihr die Neuigkeit erzählte, hätte sie jubeln können. Sie hatte sich so gefreut! Sie hatte gesagt: »Dann wirst du Alberta Hart sein!«, und sich gerade noch verkniffen: »Und nicht mehr Alberta Granger!«
    Sie hatte immer gewusst, dass Ed Ärger bedeutete. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass ihr Mann ihn liebte, und die Tatsache, dass Alberta sich ebenfalls in ihn verliebte, hatte etwas Unheimliches und Unausweichliches. Philippa hatte geglaubt, dass Eds verderblicher Einfluss sie ihr ganzes Leben lang verfolgen würde. Nun, es war anders gekommen. Sie und Michael hatten ihren Frieden gemacht. Und jetzt hatte sich Alberta endlich auch von ihm befreit. Philippa staunte über Albertas neues Selbstbewusstsein. Sie hatte in London gekündigt und plante, in Bath ein eigenes Unternehmen zu gründen. Ihr Angebot sollte sich anscheinend an Zeit kostende Kunden richten, was sehr merkwürdig klang, aber sie war sicher, dass Alberta wusste, was sie tat. Und in der Zwischenzeit würde der liebe Tony ihr Schwiegersohn werden. Ich bin, dachte Philippa, wirklich ein Glückspilz.
    Schritte draußen auf dem Kies unterbrachen ihre Gedanken. Einen Moment lang dachte sie, es wäre wieder der bunt gemischte, unmusikalische Weihnachtschor, der sie schon vor ein paar Tagen erfreut hatte. Sie hatte ihm zehn Pfund gegeben und für das Konzert gedankt, und es würde ihr gerade recht geschehen, wenn sie wiederkamen.
    Als sie die Tür öffnete, verwandelte sich die anfängliche Erleichterung beim Anblick eines nicht singenden Mannes schnell in einen Schock, als sie erkannte, dass es niemand anders als Maurice Cartwright war.
    Er nahm den Hut ab und sagte: »Philippa, ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.«
    Erst da bemerkte sie, dass er einen Koffer bei sich hatte. »Möchtest du hereinkommen?«, fragte sie.
    Maurice folgte ihr in die Diele und stellte den Koffer ab. »Ich kann nicht lange bleiben«, sagte er. »Mein Zug fährt bald.«
    »Lass uns ins Wohnzimmer gehen«, sagte Philippa. »Da kannst du dich am Kamin aufwärmen.«
    Er zögerte, dann legte er den Hut auf den Koffer. »Danke«, sagte er. »Es ist sehr nett von dir, dass du so … gastfreundlich bist.«
    Im Wohnzimmer wartete er, bis sie sich in ihren Sessel gesetzt hatte, dann hockte er sich auf die äußerste Kante des Sofas. »Ich wollte dich noch einmal sehen, bevor ich fahre«, sagte er schnell. »Ich will nicht gehen, ohne mich zu verabschieden. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich war dir kein guter Freund. Ja, eigentlich habe ich mich sehr schlecht benommen.«
    »Nun, ich muss sagen, da stimme ich dir zu«, sagte Philippa unverblümt. »Ich dachte immer, uns beide verbindet eine ganz besondere Freundschaft, und ich war sehr enttäuscht, als ich merkte, dass dem nicht so ist.«
    »Ich weiß«, sagte Maurice, »und vielleicht ist es dir ein Trost, dass ich seit Michaels Tod jeden Tag herüberkommen wollte.«
    »Das ist überhaupt kein Trost«, sagte Philippa. »Willst du nicht doch einen kleinen Sherry?«
    Maurice warf einen Blick auf seine Uhr. »Ein kleiner wäre vielleicht eine gute Idee.«
    Philippa ging zur Hausbar hinter ihm und schenkte ihm ein Glas ein. Überrascht sah sie zu, wie Maurice es in einem Zug leerte.
    Er stand auf und legte die Hände auf den Rücken, als wolle er eine Rede halten. »Das ist alles sehr schwierig für mich. Würdest du mich bitte nicht unterbrechen, bis ich fertig bin?«
    »Natürlich«, versicherte Philippa ihm. Sie kehrte zu ihrem Sessel zurück. »Möchtest du jetzt anfangen?«
    »Danke«, sagte Maurice. Er räusperte sich. »Als wir das von Michael gehört haben, hat sich Joan schrecklich aufgeregt. Es war beinahe so, als wären die Umstände seines Todes ein persönlicher Affront. Sie reagierte völlig irrational und bestand darauf, dass wir jeden Kontakt zu dir abbrechen. Ich wies darauf hin, dass ein solches Verhalten grausam und unfair sei, aber sie blieb unnachgiebig dabei, dass sie nichts mehr mit dir zu tun haben wollte. Da wurde mir klar, dass ich sie eigentlich schon eine ganze Weile nicht mehr mag. Ich nehme an, bis zu diesem Augenblick wurden meine Gefühle für sie von meinen Schuldgefühlen
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