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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein
Autoren: D Holt
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wagen?«
    Sechs Monate später heirateten sie. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Hannah geboren. Als Ed einen Wahlkreis in den Midlands bekam, mieteten sie eine kleine Wohnung über einem Eisenwarenladen in Peterborough. Wenn Ed nicht in London arbeitete, besuchte er örtliche Krankenhäuser, führte eine Kampagne für Sportplätze in Schulen an und ergriff jede Gelegenheit für Fototermine für die Lokalzeitung. Und dann starb er.
    Alberta betrachtete die vorbeirauschende Landschaft. Straßen, Bürohäuser und Wohngebiete wichen Feldern, kleinen Dörfern und Schafen. Sie lehnte den Kopf an die Sitzlehne. In Wahrheit, dachte sie, war ihre Beziehung zu Ed mit der Zeit von einer dicken Schicht romantischer Nostalgie eingehüllt worden. Sie war sich nicht sicher, ob es möglich war, die Schichten zu durchbrechen und die Wahrheit freizulegen. Vielleicht half die Schuhschachtel.
    Sie brauchte einen Kaffee. Sie hängte ihre Tasche über die Schulter und machte sich auf den Weg in den Bistrowagen. Als sie sich in die Schlange einreihte und einen Blick durch die Glastür warf, sah sie Daniel Driver den Gang entlangkommen. Verstecken war zwecklos. Alberta dachte daran, was sie zu ihm auf der Party gesagt hatte. Und was er zu ihr gesagt hatte. Sie zog ihr Buch aus der Tasche und tat so, als lese sie.
    Sie hörte , wie Daniel hereinkam und sich hinter sie stellte. Sie spürte , wie er sie ansah.
    »Alberta?« Seine Stimme klang beinahe entschuldigend. »Weißt du, dass du dein Buch verkehrt herum liest?«
    Sie wurde rot vor Wut und schlug das Buch zu. Es war sinnlos, sich zu verstellen oder Ausflüchte zu suchen. Sie straffte die Schultern, drehte sich um und sah ihn an. »Ich bin in Panik geraten«, gestand sie. »Ich habe dich durch die Tür kommen sehen und Panik gekriegt. Aber eigentlich bin ich froh, dass du hier bist. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich mich auf der Party so schlecht benommen habe. Mir war heiß, ich habe mich geärgert, und ich habe es an dir ausgelassen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Und dann hast du dir auch noch die Mühe gemacht, mich vor der Entlassung zu bewahren. Ich schäme mich sehr.«
    »Wow«, sagte Daniel. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin es nicht gewohnt, dass du so nett bist.«
    Alberta lächelte widerstrebend. »Ich habe mich schlecht benommen, oder? Lass mich dich dafür auf einen Kaffee einladen. Mit Milch oder schwarz? Oder möchtest du vielleicht lieber einen Tee?«
    »Kaffee, schwarz, wäre wunderbar. Danke. Ich warte am Fenster.«
    Als Alberta sich wieder umdrehte, standen nur noch zwei Menschen vor ihr in der Schlange. Sie holte ihr Portemonnaie heraus, wartete, bis sie an der Reihe war, und schaute die ganze Zeit strikt geradeaus.
    Als sie zu Daniel trat, stand er am Fenster, und ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Was ist so lustig?«, fragte sie und reichte ihm den Kaffee.
    »Als ich dich hier gesehen habe, hast du mich an etwas erinnert, woran ich seit Jahren nicht gedacht habe«, sagte Daniel. »Vor langer Zeit, es war im Urlaub, saß ich an einer Bar, und da fiel mir eine umwerfende Brünette auf. Sie holte ihr Buch heraus – es war Krieg und Frieden , was mich ziemlich beeindruckt hat –, und dann habe ich bemerkt, dass sie es verkehrt herum hält. Also bin ich hingegangen und habe sie gefragt, warum sie das tut, und sie antwortete, sie wollte ihr Gedächtnis trainieren. Ich hatte sie total vergessen, bis ich dich mit deinem Buch da sah.« Er hielt inne und sah sie an. »Du schaust mich an, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    »Es … es tut mir leid«, stammelte Alberta, »aber das könnte stimmen. Das ist wirklich gespenstisch. Vor langer Zeit war ich auch im Urlaub in einer Bar. Ich sah einen rothaarigen Jungen, der mich anstarrte, und das war mir so peinlich, dass ich mein Buch herausholte, ohne zu merken, dass es auf dem Kopf stand, und dann kam er herüber und … Aber das ist unmöglich. Das kannst nicht du gewesen sein. Er hatte rote Haare.«
    Daniel betrachtete sie einen Moment lang, dann lachte er ungläubig. »Als ich dich das erste Mal gesehen habe«, sagte er, »in dem Schwimmbecken, wusste ich, dass du mir bekannt vorkommst, und mir ist einfach nicht eingefallen, woher. Aber deine Haare sind blond.«
    »Ich hatte sie braun gefärbt«, sagte Alberta. »Ich wollte endlich ernst genommen werden. Deswegen habe ich auch Krieg und Frieden gelesen. Ich habe es nie bis zum Ende geschafft. Wo sind deine roten Haare
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