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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser
Autoren: Jilliane Hoffman
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VATER UNSER
    RomanDeutsch von Nina Scheweling und Sophie Zeitz
Wunderlich
    Die Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel Plea of Insanity bei Michael Joseph. 1. Auflage September 2007 Copyright © 2007 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
« Plea of Insanity» Copyright © by Jilliane Hoffman Abdruck aus: Lewis Carrol, Alice im Wunderland. Ü: Christian Enzensberger, © Insel Verlag Frankfurt 1973 Abdruck aus: Englische und Amerikanische Dichtung, Bd. 4, Hesse, Eva/Ickstadt, Heinz (Hg.) Ü: Prof. Werner von Koppenfeld, © Prof. Werner von Koppenfeld Alle deutschen Rechte vorbehalten Satz aus der Berthold Bembo PostScript, InDesign, von Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin Druck und Bindung Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany ISBN 978 3 8052 0832 1 VATER UNSER PROLOG G EORGIA ADAMS leerte den letzten Schluck Kaffee aus dem großen Becher mit der Aufschrift
« Some Bunny Loves You». Dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Um Viertel vor fünf Uhr morgens schafften es nicht mal vier dampfende Tassen flüssiges Koffein, sie wach zu halten, und eine Sekunde später war sie wieder in einen verrückten Traum versunken. Seit einer knappen Woche hatte sie Nachtschicht, doch ihr Biorhythmus wollte sich einfach nicht auf die Geisterstunde umstellen. Georgia hasste es, nachts zu arbeiten, aber mit dem Baby hatte sie keine Wahl. Randy war Dachdecker, und Dächer wurden am Tag gedeckt Sie brauchten das Geld, und Kinderbetreuung war keine Option für sie – nie und nimmer. Selbst wenn ihre ehrgeizige, arbeitssüchtige Schwiegermutter sich auf den Kopf stellte. Das Klingeln der Telefonanlage schrillte plötzlich in Georgias Ohr und verpasste ihr den vertrauten Adrenalinstoß. Sie setzte sich auf und drückte die Taste, mit der sie den Anruf entgegennahm.
« Notrufzentrale», sagte sie monoton, mit der unbeteiligten Stimme, die man ihr auf dem Amt beigebracht hatte, während sie sich den Schlaf aus den Augen rieb.
« Um was für einen Notfall handelt es sich?» Bis auf das tote Rauschen blieb es in der Leitung still.
« Hier ist der Notruf, neun-eins-eins», sagte Georgia.
« Haben Sie einen Notfall zu melden?» Wieder Schweigen.
« Hören Sie, Sie haben neun-eins-eins gewählt. Möchten Sie einen Notfall melden?», wiederholte Georgia. Langsam ging der Anrufer ihr auf die Nerven. Sie hätte nicht einschlafen dürfen, das war klar, aber von irgendeinem Scherzkeks oder Betrunkenen geweckt zu werden, machte ihre Laune auch nicht besser.
« Helfen Sie uns», flüsterte auf einmal eine Stimme, dünn und irgendwie weit entfernt. Georgia rollte ihren Stuhl näher an die Konsole mit den drei Monitoren.
« Natürlich helfen wir», sagte sie beruhigend. Ihre Finger glitten über die Tasten. Wenn sie einen bestimmten Code eintippte, verschickte der Computer automatisch eine Nachricht an die Feuerwehr oder die Polizei, je nachdem, um welche Art von Notfall es sich handelte. Doch bis jetzt wusste sie nicht, worum es ging.
« Wie heißen Sie? Können Sie lauter sprechen?», fragte Georgia und drehte die Lautstärke an ihrem Headset auf.
« Ich kann Sie kaum verstehen.» Aus irgendeinem Grund lief ihr plötzlich ein Schauer über den Rücken, und die kleinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Dabei arbeitete sie schon lange in der Notrufzentrale – zu lange vielleicht – und ließ normalerweise nichts an sich ran. Sie hatte mit angehört, wie Frauen von ihren Männern geschlagen wurden, wie bei einem Streit im Straßenverkehr auf einmal Schüsse fielen und wie Frauen auf dem Küchenfußboden ihr Baby zur Welt brachten. Aber diesmal – da war etwas in dieser Stimme. Etwas, das nicht in Ordnung war. Etwas, das ihr aus unerfindlichen Gründen naheging.
« Helfen Sie uns ... bitte.» So dünn, so weit weg, so unsicher. Wie ein Kind. Auf einem der Monitore vor ihr leuchtete die zu der Telefonnummer gehörige Adresse auf, die das System automatisch ermittelt hatte. Ein anderer Monitor zeigte eine Straßenkarte, und in einem Wohngebiet blinkte das Symbol für ein Einfamilienhaus auf. Der Anruf kam über das Festnetz rein.
« Ich helfe dir, Kleines», sagte Georgia voller Wärme.
« Aber du musst mir genau sagen, was passiert ist.»
« Ich glaube, er kommt zurück», flüsterte die Mädchenstimme zwischen kurzen, heftigen Schluchzern.
« Wer kommt zurück? Bist du verletzt? Wie heißt du?» Versetz dich in den Anrufer hinein, Georgia. Halte ihn in der Leitung, egal, was passiert. Wenn möglich,
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