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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser
Autoren: Jilliane Hoffman
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Pause sagte der Sergeant:
« Okay, ich komme vorbei.»
« Ich breche die Tür auf.»
« Den Teufel werden Sie tun! Warten Sie, bis ich da bin», befahl der Sergeant streng. Pete schaltete seine Taschenlampe ein und spähte durch ein Gebüsch, hinter dem ein schwarzer Eisenzaun und ein Gartentor verborgen waren. Vergessene Spielsachen trieben langsam über die Wasseroberfläche eines Swimmingpools.
« Hier leben Kinder», sagte er. Petes Frau war schwanger. In ein paar Wochen würde er selbst zwei Kinder haben.
« Warten Sie, bis ich da bin. Gehen Sie nicht allein rein, Colonna. Sonst haben Sie vielleicht plötzlich ‘nen verwirrten Typen mit ‘ner Schrotflinte vor sich, der die Klingel nicht gehört hat. Bleiben Sie auf Empfang. Ich bin in fünf Minuten da.» Pete schaltete sein Funkgerät zurück auf den LeitstellenKanal und ging wieder zur Vorderseite des Hauses. Ihm fiel das handgeschnitzte Schild mit der Aufschrift
« Willkommen» auf, das neben der Haustür angebracht war. In seinem Magen breitete sich langsam ein unbehagliches Gefühl aus. Es schien eine Ewigkeit zu dauern – mit Sicherheit länger als fünf Minuten –, bis der Streifenwagen seines Sergeants die Wohnstraße heraufkroch und auf dem Bordstein parkte. Sergeant Demos stand kurz vor der Pensionierung und hatte sich über die Jahre eine gewisse Gelassenheit angewöhnt. Er brauchte eine ganze Weile, bis er aus dem Auto gestiegen war und den Gehweg hinauftrottete.
« Immer noch nichts, Colonna?», fragte er.
« Nein, Sarge. Kein Lebenszeichen.»
« Der Anrufer war ein Kind, richtig? Könnte ein Streich gewesen sein», sagte Demos und kratzte sich nachdenklich den knubbeligen, kahlen Kopf.
« Großartig. Alle im Bett, außer Junior. Und der hockt hinter seinen Bugs-Bunny-Vorhängen, beobachtet uns und macht sich vor Lachen in die Hose», fügte er hinzu und schaute zu den dunklen Fenstern hinauf. Pete schüttelte den Kopf.
« Die Telefonleitung ist in Ordnung, aber das Telefon klingelt nicht. Und niemand geht an die Tür. Ich hab ein ganz dummes Gefühl bei der Sache.»
« Du und deine Gefühle! Ich habe eher das Gefühl, dass du Überstunden machen wirst, um all die Berichte zu schreiben.» Der Sergeant hämmerte mit seinem Schlagstock gegen die Tür.
« Polizei! Ist jemand zu Hause?» Einen Augenblick später sah er Pete an.
« Haben wir zu der Adresse was in den Akten?»
« Nicht dass ich wüsste. Die Zentrale hat nichts gesagt. Ich bin jedenfalls noch nie hier gewesen», sagte er und ließ den Blick über die herrschaftlichen Anwesen der Nachbarschaft gleiten.
« Schickes Viertel.»
« Lass dich nicht täuschen, Kleiner. O. J. Simpson hat in Beverly Hills gewohnt.»
« Ich glaube, das war Brentwood.»
« Ist doch das Gleiche. Ich meine, häusliche Gewalt kann überall vorkommen. Das musst du dir merken.» Demos seufzte.
« Ein kleines Kind? Na schön. Schlag die Scheibe neben der Tür ein. Die Stadt muss dafür aufkommen, also sei vorsichtig.» Mit der Taschenlampe zerschlug Pete eine der Milchglasscheiben, griff durch das Loch und entriegelte das Türschloss. Als er die Haustür öffnete, ertönte das gellende Heulen einer Alarmanlage.
« Tja, falls die Bewohner geschlafen haben, sind sie spätestens jetzt wach!», rief der Sergeant.
« Warte kurz.» Sie blieben auf der Veranda vor der weitgeöffneten Tür stehen, doch niemand erschien. Die Zentrale meldete sich wieder über das Funkgerät.
« 8362, 998. Seid vorsichtig, wir haben eine Meldung vom Sicherheitsdienst. Es gibt einen Alarm an eurem Einsatzort.»
« Verstanden», sagte Demos, « 998 und 8362 haben sich Zutritt durch die Vordertür verschafft. Hat der Besitzer den Notruf alarmiert?»
« Negativ, 998. Es geht immer noch niemand ans Telefon.» Der Sergeant nickte Pete zu.
« In Ordnung. Gehen wir rein.»
« Hier spricht die Polizei von Coral Gables! Ist alles in Ordnung hier drin?», rief Pete mit lauter Stimme in die Dunkelheit hinein, um die Alarmanlage zu übertönen. Er zog seine Waffe, leuchtete mit der Taschenlampe voran und betrat das Haus. Der Sergeant folgte ihm, schwer atmend. Die Glassplitter der Fensterscheibe knirschten unter ihren Füßen. Sie standen in einer majestätischen Eingangshalle mit einer an die sechs Meter hohen Decke. An einer Seite wand sich eine Treppe nach oben und endete auf einer Galerie, die von einem kunstvollen, schmiedeeisernen Geländer umrahmt wurde. Hinter der Galerie lag ein Flur, und Pete sah, dass dort irgendwo ein Licht brannte.
« Polizei!»,
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