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Wie wollen wir leben

Wie wollen wir leben

Titel: Wie wollen wir leben
Autoren: Sandra Maischenberger
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Vorwort von Sandra Maischberger
    Warum Hans-Jochen Vogel? Warum ein Gesprächsbuch mit einem Politiker, der heute nicht mehr regiert und der in seiner aktiven Zeit nie die höchsten Staatsämter bekleidete, nicht Bundeskanzler oder Bundespräsident war? Warum einen Fünfundachtzigjährigen, der vor fünf Jahren seinen Wohnsitz in ein Altenwohnheim verlegt hat, über die Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft befragen?
    Ich habe mir diese Frage gar nicht gestellt, als der Verlag mit dem entsprechenden Vorschlag an mich herantrat. Weil es gar nicht viele Persönlichkeiten gibt, die dafür in Frage kommen, in unübersichtlichen Zeiten verlässlich Orientierung zu geben.
    Das ist zum einen dem großen Erfahrungsschatz geschuldet, den Hans-Jochen Vogel jahrzehntelang in seinen vielen politischen Ämtern gesammelt hat. Das ist vor allem aber seinem unverwechselbaren Wesen, seinem Charakter zu verdanken, seiner schon sprichwörtlichen Detailversessenheit, der rigiden Unbestechlichkeit und der beständigen Prinzipienfestigkeit, denen er sein Denken und Handeln immer unterworfen hat. Er lässt sich von Werten und Moralvorstellungen leiten, wo anderen die Maßstäbe des Handelns verrutscht oder ganz abhandengekommen sind. Deshalb war sein Ansehen über Parteigrenzen hinweg besonders hoch, hatte sein Wort immer Gewicht. Diese klare Sicht auf die Dinge hat auch die vielen Gesprächsstunden geprägt, die wir zwischen März und Juni 2011 miteinander im Augustinum oder in einem nahe gelegenen Konferenzraum verbracht haben.
    Neben der Grundfrage, was eine Gesellschaft zusammenhält, beschäftigte uns die Atomkatastrophe von Fukushima und die Energiewende; die Wahl des ersten grünen Ministerpräsidenten
und den Abgang des konservativen Hoffnungsträgers zu Guttenberg; die Nachwirkungen der Integrationsdebatte zwischen Sarrazin und Wulff; die Revolution in der arabischen Welt und vor allem und alles bestimmend: die Finanz- und Eurokrise, deren Ausgang auch an unserem letzten Gesprächstag nicht einmal im Ansatz abzusehen war.
    Hans-Jochen Vogel hat das Gewirr unwichtiger und epochaler Nachrichten ruhig sortiert, kenntnisreich und mit Liebe zum Detail alle Fragen beantwortet. Seine Standpunkte hat er mit einer Leidenschaft verteidigt, die selbst auf Papier gedruckt noch spürbar bleibt. Der Gesprächsverlauf wurde im Buch weitgehend beibehalten und damit auch das nicht immer Gradlinige, das Wiederaufnehmen von Themen, das Eingehen auf das, was gerade persönlich interessiert.
    Immer wieder zeigte sich übrigens auch, dass Hans-Jochen Vogel einer Generation angehört, in der Dinge noch gewusst und nicht im Internet nachgelesen wurden. Für mich war bald klar: statt googeln – Vogel fragen.
    Berlin, im Juli 2011
    Sandra Maischberger

Vorwort von Hans-Jochen Vogel
    Dieses Buch bietet keine umfassende Analyse der Verhältnisse, unter denen wir gegenwärtig leben. Und erst recht keinen kompletten Zukunftsentwurf. Und es ist auch keine biografische Schilderung meines politischen Lebens. Vielmehr versuche ich in diesem Buch Fragen, die bedeutsam erscheinen, aus der Sicht eines älteren – nein!, eines alt gewordenen – Zeitzeugen zu beantworten. Eines Zeitzeugen, der sich jahrzehntelang in verschiedenen Funktionen für das Gemeinwesen engagiert und dabei einen beträchtlichen Vorrat an Erfahrungen gesammelt hat. Und der auch auf Eindrücke und Erlebnisse aus Zeiten zurückgreifen kann, die für die große Mehrheit der heute Lebenden unendlich weit zurückzuliegen scheinen.
    Bei den Fragen, die Frau Maischberger sehr klug zusammengestellt, präzise formuliert und mitunter hartnäckig zugespitzt hat, geht es zunächst um die großen aktuellen Probleme. Um den Atomausstieg, um die Finanz- und die Eurokrise. Und um die arabische Revolution zum Beispiel. Auch um die zunehmende Beschleunigung aller Entwicklungen. Die könnte übrigens dazu führen, dass manche Feststellungen und Einschätzungen, die zum Zeitpunkt der Freigabe des Manuskripts – also Ende Juli 2011 – zutrafen, inzwischen auch schon wieder überholt sind.
    Die Fragen betreffen ebenso die generellen Herausforderungen, mit denen wir es zu tun haben. Also beispielsweise die Globalisierung, die Ökonomisierung, die ökologischen Gefahren, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und nicht zuletzt das Bild, das die Politik und ihre Akteure – dazu
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