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Überman

Überman

Titel: Überman
Autoren: Tommy Jaud
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hätten einfach so feiern können.
    Doch so leicht lass ich mich nicht unterkriegen. Annabelle wird studieren, und wir werden hier wohnen bleiben mit allen Zähnen und ohne Knast und Drogensucht.
    Die Flasche ›Evangelos Tsantalis‹ wandert trotzdem in den Ausguss. Ich denke mal, ich bin da irgendwie unglücklich drangekommen. Griechischer Wein! Bei allem Respekt vor Udo Jürgens – irgendwann ist Schluss mit lustig.

Ganze Kraft von unendliche Kosmos
    Noch sieben Tage
    Es muss unfassbar schmutzig sein in unserem Schlafzimmer, warum sonst sollte unsere Putzfrau die Bodendüse unseres brandneuen Parkett-Staubsaugers immer und immer wieder gegen unser schönes Kirschholzbett donnern?
    Ich taste nach Annabelle und greife ins Leere. Dass sie nicht da ist, bedeutet, dass es in jedem Fall schon nach sieben Uhr ist. Dass Lala schon da ist, bedeutet wiederum, dass es mindestens drei Stunden später als sieben Uhr ist, und alles zusammen bedeutet, dass ich verdammt nochmal aufstehen muss, um mit dem weiterzumachen, womit ich letzte Nacht aufgehört habe: mit der klammheimlichen Blitzentschuldung eines naiven Vollspackos, der seine kompletten Rücklagen in rumänischen Mischwäldern und geleasten brasilianischen Triebwerken verfeuert hat. Und wieder knallt Lala die Düse gegen mein Bett. Ja, sieht diese hohle Balkanhupe denn nicht, dass da noch jemand drin liegt?
    »Siiiimon!«
    »Jaaaaaaaa, verdammt nochmal!«
    Für wenige Augenblicke bieten mir Bettdecke und Kissen noch Schutz, dann wird es plötzlich hell, und ich liege mit nicht viel mehr als meiner roten Schnellficker-Unterhose auf dem Bett. Eilig spüre ich nach, ob ich eine Morgenlatte habe, was Lala sofort noch höher auf die Palme bringt: »Schämst du dich, an dir rumzuspielen, wenn ich arbeite in gleiche Zimmer!«
    »Du hast die Decke doch weggezogen!«
    »Weil ich nicht kann arbeiten, wenn ganze Haus ist voller Leute!«, empört sich Lala, und leider muss ich sagen, dass das jedes Mal so geht: Lala kommt und wir streiten wie ein altes Ehepaar.
    Hastig ziehe ich mir ein T-Shirt über. »Was denn für Leute?«
    »Bist du Leute genug! Brauch ich keine dicke, faule Kontrolleur.«
    Ich rolle mich zur Bettkante und richte mich auf, was Lala sofort ausnutzt, indem sie mit der Bodendüse gegen meinen linken Fuß fährt.
    »Aua!«, rufe ich.
    »Ist es elf Uhr fast! Warum liegst du Loch in Bett?«
    »Weil ich nachts gearbeitet habe und erst um vier ins Bett bin, verdammt nochmal!«
    Dank einer geschickten Körpertäuschung gelingt es mir, das Bett ohne weitere Blessuren zu verlassen.
    »Was hast du gemacht nachts?«
    »Eine Stellenanzeige aufgegeben für eine neue Raumpflegerin!«
    Der Staubsauger geht aus, und der Hauch eines Lächelns legt sich über Lalas grimmiges Gesicht wie eine dünne Frischhaltefolie.
    »Dann niemand mehr bringt dir Pljeskavica!«
    »Was ist das?«
    »Kroatische Spezialiätät! Hab ich mitgebracht für meine Simon.«
    »Danke. Nehm ich mit ins Büro.«
    »Nein, isst du hier, will ich sehen, dass du nicht wieder wegwirfst. Was hast du denn an Auge, Simon?«
    Grummelnd schleppe ich mich ins Badezimmer, wobei mir die bleischweren Alpträume feist grinsend hinterhertaumeln, als wollten sie sich ebenfalls duschen.
     
    Die Träume handelten im Wesentlichen alle davon, dass ich gescheitert war und in der Gosse landen würde. So sammelte ich träumlings Pfandflaschen in einer Elefantenrüssel-Unterhose, was mir aber nichts brachte, da die Flaschen von der neunköpfigen Pfand-Jury unter Vorsitz von Kosmás Nikifóros Sarantakos nicht anerkannt wurden. Später sollte ich mit meinem Körpergewicht einen großen, weißblauen Zeppelin am Boden halten, doch plötzlich war ich ganz schmächtig und wurde weit hoch in die Luft gezogen. Als ich am Seil zum Zeppelin hochklettern wollte, sah ich, dass es gar kein Zeppelin war, sondern ein grotesk aufgeblähter Sarantakos. Und noch einen Alptraum hatte ich: Als weißer Fahrbahn-Trennstreifen verkleidet, wollte ich mir auf der A 3 das Leben nehmen, doch als ich mich hinlegte, merkte ich, dass der Straßenbelag viel zu weich war für eine Autobahn und außerdem nach Ouzo roch: Das war gar nicht die A 3 , das war schon wieder Sarantakos, der sich als A 3 verkleidet hatte. Schweißgebadet wachte ich auf und musste mich an Annabelle kuscheln, um überhaupt den Mut zu finden, noch mal einzuschlafen.
     
    Die Stunden zwischen Annabelles Kündigungs-Verkündung und kroatischem Bodendüsenangriff, sie waren eine Mischung aus
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