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Überman

Überman

Titel: Überman
Autoren: Tommy Jaud
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samt Flügelmesser zum Einsetzen
oder, pardon:
eine halbe Küchenmaschine für den Teig und eine halbe Küchenmaschine für die Kräuter
.
    Ich genehmige mir eine weitere Kippe in der Hoffnung, dass diese besser schmeckt als die davor. Dann klappe ich meinen Laptop auf und gebe »Jamie Oliver Küchenmaschine« bei Amazon ein. Die Maschine kostet €  67 , 47 , und wenn ich sie in den nächsten zwölf Minuten bestelle, bekomme ich sie sogar zum Frühstück geliefert. So beachtlich das aus logistischen Gesichtspunkten auch sein mag – diese Lieferzeit muss ich natürlich zur Zubereitungszeit addieren, schließlich ist die Küchenmaschine auf dem Buch nirgendwo erwähnt.
    Zur Sicherheit schaue ich ein weiteres Mal, ob ich sonst noch was Außerplanmäßiges kaufen soll für das Rezept, einen Jamie-Oliver-Backofen vielleicht, ein Jamie-Oliver-Gewächshaus oder ein Jamie-Oliver-Atomkraftwerk. Als ich nichts mehr finde, drücke ich meine Zigarette aus und widme mich den drei Salaten.
    Salat Nummer eins ist ein Tomatensalat. Ein To!ma!ten!sa!lat! Zu einer Pizza mit Tomaten! Ich heiße ja weder Lafer noch Mälzer, aber ist ein Tomatensalat mit Pizza nicht eventuell genauso dämlich wie eine Spaghetti Bolognese mit Nudelsalat? Brot mit Brötchen? Currywurst mit Currywurst?
    Ich lese weiter. Jamie schreibt, ich soll die kleinen Tomaten mit der Hand zerdrücken und die großen in Stücke schneiden. Warum? Steht das in allen Ausgaben oder nur in der deutschen, von wegen:
Euer wahnsinniger Diktator hat die Salatbeete meiner Oma mit V 2 -Raketen beschossen, dafür lasse ich Euch jetzt verdammt noch mal Tomaten in verschiedenen Farben drücken und schneiden, bis ihr umfallt?
Lächerlich! Ich befolge die Anweisung natürlich trotzdem, geht ja alles auf’s Zeitkonto.
    Allein das Sortieren der Tomaten in Groß und Klein kostet mich fünf Minuten. Sollte ich überhaupt sortieren? Kein Wort im Rezept zum Sortiervorgang. Natürlich. Das ganze Buch ist ein kulinarischer Amoklauf. Ich mache mich an die bisher größte Herausforderung: den Pizzateig. Hierzu soll ich eine saubere Arbeitsfläche bemehlen, Mehl in eine Küchenmaschine schütten (die noch im Amazon-Zentrallager steht, ich nehme deswegen einfach unseren Mixer), das lauwarme Wasser dazugeben ( WELCHES verdammte lauwarme Wasser und WIE VIEL davon?) und dann mit Olivenöl und Salz einen homogenen Teig mixen. Was um alles in der Welt ist ein homogener Teig? Ein Teig, in dem sich die einzelnen Zutaten echt gut miteinander verstehen? Ein milde lächelnder Waldorf-Teig, der seinen eigenen Belag tanzt? Also echt, der Typ macht mich fertig.
    »So!«, sage ich laut und klemme den Deckel auf den Mixer. Als ich auf die Expresstaste drücke, heult das Gerät so laut auf, als würde es nicht nur die Zutaten zerkleinern, sondern den eigenen Motor gleich mit. Ich lupfe den Deckel, um mir den Teig anzuschauen: Es ist rein gar nichts passiert mit dem Teig. Vorsichtig drücke ich das Mehl mit der Hand nach unten, und ja, ich habe den Stecker des Mixers gezogen vorher, ich hab genug Splatter-Filme gesehen, rotzbesoffen zwar, aber ich hab sie gesehen. Ich mixe und mixe, hebe den Deckel und zünde mir eine taufrische Gauloise an. »Heterogen, der Teig!«, sage ich, checke die Zeit und bin zufrieden: Minute 127 , also ohne Küchenmaschinen-Lieferzeit.
    Leider steigt jetzt Rauch aus meiner Pfanne, von der Jamie geschrieben hat, dass ich sie erhitzen soll, ohne zu verraten warum. Und dann steht da eine blondgelockte Frau mit offenem Mund und Sektflasche im Qualm und starrt mich an, als hätte ein rauchender Zyklop ihre Küche in Brand gesteckt.
    »Wo ist denn unser Auto?«
    Also ehrlich – unsere Küche sieht aus, als wäre soeben eine amerikanische Drohne durchgedonnert, und die Frau fragt, wo unser Auto ist.
    »Bei Toyota!«, sage ich, was nicht mal gelogen ist.
    »Echt? Und warum?«
    »Rückrufaktion! Die … haben da irgendwie ein Stabilitätsproblem mit dem Dach.«
    DAS war gelogen. Aber in jedem Fall besser als »Muss ich verkaufen, weil ich pleite bin und meine EC -Karte gesperrt.«
    »Unfassbar. Und was kochst du?«
    »Eine scharfe Salamipizza!«, antworte ich hektisch und schubse die heiße Pfanne vom Kochfeld.
    »Im Mixer?«, fragt Annabelle, und dann geht der Rauchmelder los, den ich ihr zum dreißigsten Geburtstag geschenkt habe, und ich muss mit Kippe auf die Arbeitsplatte steigen, um ihn herauszudrehen, was ich sogar schaffe, nur dann trete ich mit meinen Socken in die brüllheiße
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