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Überman

Überman

Titel: Überman
Autoren: Tommy Jaud
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Pfanne und schreie wie am Spieß.
    Meiner Freundin fällt leider nichts Besseres ein, als einen verdammten Lachanfall zu bekommen, bei dem sie in die Hocke geht, so wie Frauen es machen, wenn sie beim Skifahren heimlich Löcher in den Schnee pinkeln. Ich reiße die Batterie aus dem Rauchmelder und pfeffere alles in die Plastikschüssel mit der interessanten Mischung aus Tomaten verschiedener Farbe und Größe.
    »Scheiß-Britenschwuchtel-Nazi-Drecks-Teig-Mist-Rezept!«
    Annabelle reagiert schnell. Noch während ich heruntersteige, reicht sie mir einen dicken schwarzen Filzstift und mein Wutbuch.
    »Schnell, Schatz! Hier!«
    »Vergiss es! Ich schreib da nicht ›Liebe‹ und ›Frieden‹ rein!«
    »Dann ’ne andere Technik!«
    »Nein!«
    Die Liebe-Frieden-Technik ist eine von insgesamt zehn nicht funktionierenden Techniken aus dem Wutseminar, das Annabelle mir geschenkt hat. Und ich Idiot bin sogar hingegangen! Wie das Seminar war? Es war so schlecht, dass ich danach einen Werbeaufsteller vor dem Seminarraum umgetreten habe.
    »Was soll denn der Sekt?«, frage ich und setze mich auf die Arbeitsplatte.
    »Den trinken wir jetzt, gibt was zu feiern nämlich!« Meine Freundin strahlt, und ich hoffe sofort auf eine Beförderung. Allerdings – wie wird man in einem Waxing-Studio befördert? Vom Arschhaar zum Fußhaar? Annabelle schaltet den Herd aus, und ich versuche vorsichtig, mit den Händen an meine verkohlten Beinstümpfe zu kommen.
    »Kannst du vielleicht vor dem Feiern kurz nach meinem Fuß schauen? Bitte?« Mit zugekniffenen Augen strecke ich den Fuß von mir. Ich kann gar nicht hinsehen. Ich konnte noch nie hinsehen, ich falle schon in Ohnmacht, wenn im ZDF -Vorabend-Krimi ein Unbekannter durch ein Altbaufenster schaut. »Es ist alles zu Klump verbrannt, oder?«, jammere ich mit geschlossenen Augen.
    »Ach Schnuppes, doch nicht wegen der einen Sekunde in der Pfanne!«
    »Fühlt sich an wie dreißig Minuten! Und nenn mich nicht Schnuppes, das klingt wie Tuppes …«
    »Gut, Simon. Ich ziehe den Socken jetzt aus, okay?«
    »Ja. Falls ich in Ohnmacht falle und nicht wieder aufwache: Danke für alles, Feechen!«
    »Du bist so ein Weichei! Und nenn mich nicht Feechen, das klingt wie Fähnchen.«
    Es tut höllisch weh, als Annabelle mir den Socken auszieht, und ich bin mir ganz sicher, dass sie gleich noch einen Quadratmeter qualmender Haut mit abzieht …
    »Es ist nur noch ein blutender Stumpf, oder?«
    Annabelle rollt mit den Augen. »Schau halt selbst, da ist gar nichts!«
    Ich greife ihre Hand. »Feechen, hör mir zu. Wenn ich … wenn ich nicht mehr gehen kann, dann will ich auch nicht mehr leben. Ich will nicht auf dem Bauch ins Büro robben, und ich will auch nicht so ein erbärmliches Holzwägelchen wie Eddie Murphy in
Glücksritter

    »Schahaaaatz! Schau hin! Es ist NICHTS !«
    »Gar nichts?«
    »Nein! Nichts. Das ist N.I.C.H.T.S!«
    Vorsichtig öffne ich ein Auge. Annabelle hat recht. Es ist wirklich nichts.
    Während ich von der Arbeitsplatte steige, zieht sie ihren neuen Wintermantel aus und öffnet den Sekt. Ein neuer Wintermantel. Das heißt, sie IST befördert worden. Sehr gut, das nimmt ein wenig Druck aus der Finanzgeschichte.
    »Was ist denn passiert, dass du plötzlich kochst?«
    »Ich koche nicht, ich klage an!«
    »Und wen?«
    Der Sektkorken ploppt heraus. Ich deute auf das Kochbuch. »Jamie Oliver. Ich verklage Jamie Oliver!«
    »Weil du seine Gerichte nicht hinkriegst?«, grinst Annabelle.
    »Nein. Weil man seine 30 -Minuten-Menüs niemals in 30  Minuten schafft. Ich verklage ihn wegen Betrug und Falschaussage. Hier!« Ich schiebe Annabelle mein Kochbuch rüber, auf dessen Cover ein grinsender Berufsjugendlicher in Jeans und weiß-blauer Trainingsjacke posiert. Titel:
Jamies 30 -Minuten-Menüs.
Annabelle blättert es durch.
    »Wie behauptet er das denn mit den dreißig Minuten?«
    »Er behauptet es nicht nur, er schreibt sogar, dass er es beweist. Und er wirbt damit, und dann kauft man das Buch, weil man sich sagt ›Mensch, ein Menü in 30  Minuten, ich hab so wenig Zeit, das kauf ich mir mal‹, und peng hat er unsere sauer verdienten Teutonen-Euros in seinem englischen Geldsack! Das macht der extra, weißt du?«
    »Extra?«
    »Wegen dem Krieg.«
    »Und … bei welcher Minute bist du jetzt?«
    »Bei Minute 157 !«
    »Logisch. Du kannst ja auch nicht kochen.«
    »Schau doch mal auf’s Cover, Annabelle. Steht da irgendwo ›Nur für erfahrene Köche‹?«
    »Da steht: ›Genial
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