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Überman

Überman

Titel: Überman
Autoren: Tommy Jaud
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wo?«
    »Im Internet!«
    »Aber das kontrollieren doch die Amis. Würden sie dann so eine Info nicht löschen?«
    Strike. Nach einer kurzen Schrecksekunde nimmt Lala hektisch das Putzen wieder auf.
    »Gehst du aus dem Weg, muss ich Tisch saubermachen.«
    Grinsend schlüpfe ich in meinen hellbraunen Mantel und packe die tiefgefrorenen 30 -Minuten-Beweismittel von gestern Abend in eine Kühltüte. Um eine längere Diskussion zu vermeiden, verspreche ich Lala zum Abschied, mich nicht impfen zu lassen. Wir umarmen uns, und Lala küsst mich wie immer auf den Mund (ohne Zunge), was ich aus den bekannten Gründen geschehen lasse. Ich hab den Türgriff schon in der Hand, da lugt Lala noch einmal aus der Küche.
    »Simon, kannst du mir noch Weihnachtsgeld geben vor Weltuntergang?«
    »Alles klar, gerne. Denkst du vorher noch an die Wäsche?«
    »Wirst du Zeichen schon noch sehen. Versuch ich nur, Augen dir zu öffnen!«
    Schweren Herzens gehe ich in Annabelles Zimmer, wo ich ihre Spargiraffe so lange schüttle, bis so viele Münzen und Scheine rausfallen, dass ich den Tag überstehe. Keine Ahnung, warum die EC -Karte gestern im REWE nicht mehr ging, vielleicht sollte ich nach zwei Jahren ja meinen Kontostand doch mal checken?
    Ich verabschiede mich mit einem »Dein Pilawa, der war köstlich!«
    »Pljeskavica!«, krächzt es zurück, doch da kracht schon die Tür ins Schloss.
    Während ich die Treppen nach unten zur Straße stampfe, stelle ich mir vor, wie ein Obama-förmiger Komet auf Lala kracht, und zwar nur auf sie. Ich stecke den Schlüssel ins Schloss der Garage und schaue stumm zu, wie das Tor hochfährt und den Blick auf ein einsames Regal mit Elektroschrott und Farbresten freigibt. Es dauert fast eine Minute, bis sich die beiden Informationen »Garage leer« und »Auto zur Bewertung beim Toyota-Händler« zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammenfügen.

Kausalketten
    Während der Bahnfahrt zu meinem Anwalt google ich »Nano-Roboter« auf meinem iPhone, finde aber nur einen Artikel über eine ostafrikanische Spinne, die auf stinkende Socken steht.
    Bevor ich weitersuchen kann, muss ich aussteigen, und ein paar Minuten später sitze ich auf dem nächsten knallharten Acrylstuhl, nur dass dieser jetzt von der Designerfirma Kartell ist, wie mir Ditters in einem rotweißen Karohemd erklärt, und nicht von den Kölner Verkehrsbetrieben.
    Eigentlich mag ich Lars Ditters ja, weil er so eine Art Anti-Anwalt ist mit seinen fast zwei Metern Größe, den bunten Holzfällerhemden und der rotbraunen Merkel-Topffrisur. Nur heute mag ich ihn irgendwie nicht, wie er so skeptisch in seinem Plastikstuhl klemmt mit seiner neuen, albernen Riesenbrille und die tiefgefrorenen Beweise auf meiner Ideenliste hin- und herschiebt, statt mich begeistert zu fragen, wo um alles in der Welt ich diese genialen Ideen herhabe.
    »Die reine Zubereitungszeit hätte mir gereicht, Simon.«
    Feindselig fixiere ich Ditters’ Brillenparodie. »Dann sag das doch vorher, wir hätten’s gern gegessen nämlich.«
    Ditters lupft amüsiert einen der Tupperdeckel und lugt hinein. »Ich weiß nicht so recht. DAS hättest du gegessen?«
    »Mensch … gestern Abend warst du doch noch begeistert und hast gesagt, wir verklagen die Britenschwuchtel auf Betrug und Falschaussage!«
    »Das war deine Formulierung. Britenschwuchtel hab ich bestimmt nicht gesagt.«
    »Mein Gott, du machst aber auch ein Ding draus, dass du schwul bist!«
    Ein wenig schwerfällig steht Ditters auf, setzt sich auf die Schreibtischkante und kratzt sich an seinem rotbraunen Fünftagebart. »Du bist dir deiner Stimme nicht bewusst, oder?«, flüstert er.
    »Die wissen das immer noch nicht?«
    »Simon!«
    »Natürlich wissen sie’s! Du hast Karohemden mit pinken Quadraten. Du wohnst zwischen DOME -Fetisch und der Phoenix-Sauna. Du hast Blumen auf dem Tisch und schwarze Lederhosen an, manchmal.«
    »Ja, wenn ich mit dem Motorrad hier bin. Und wie gesagt: Man kann dich hören!«
    »Wie du willst – dann nix mehr mit schwul ab sofort.«
    »Danke. Also … wie lange hast du denn jetzt gebraucht für ein Menü?«
    » 1221  Minuten.«
    »Bullshit. Du hast niemals 1221  Minuten an dem Menü gekocht. Das sind ja … über zwanzig Stunden!«
    »Absolut. Weil ich nämlich die Lieferzeit für die Küchenmaschine mit reingerechnet habe.«
    »Das ist unfassbar kreativ, Simon, aber damit kommen wir nicht durch.«
    »Warum nicht?«, wehre ich mich, »auf dem Cover steht nichts davon, dass man eine Maschine
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