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Überman

Überman

Titel: Überman
Autoren: Tommy Jaud
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braucht, und wenn man keine hat, kann man das Menü nicht kochen. Für mich ist das Betrug!«
    »Für den Richter aber vermutlich nicht. Wir müssen nämlich zuerst mal nachweisen, dass der unbefangene Verbraucher die Gerichte nicht in einer halben Stunde kochen kann. Ohne Einkaufen und ohne eine noch nicht gelieferte Küchenmaschine.«
    »Bevor ich das mache, wäre ja eine Sache ganz interessant: Wie viel Kohle ist da für uns drin in der Klage gegen die Britenschwuchtel? Und wann krieg ich die?«
    »Simon?«
    »Äh … gegen Jamie Oliver?«
    »Also in Deutschland ist das bei so was mit dem Geldverdienen ein bisschen schwierig. Vermutlich bekommst du hier nur eine Minderung für den Buchpreis durch, bestenfalls Mangelfolgeschäden.«
    »Mangel bitte was?«
    »Na ja … ein verpatztes Dinner, dadurch Job verloren und so weiter, aber das ist tricky, weil hier die Kausalkette für die Schäden schnell unterbrochen ist. Lustiger wäre das sicher in den USA .«
    »Lustiger? Ich klag doch nicht, um mich zu bepissen.«
    »Das weiß ich. Trotzdem schwierig in Deutschland.«
    »Verstehe. Aber wenn ich jetzt zum Beispiel einen amerikanischen Geschäftspartner zum Essen eingeladen hätte zu Hause und nicht fertig werde, weil ich gedacht habe, das Menü sei in einer halben Stunde zubereitet, und dann kriegt mein Geschäftspartner so schlechte Laune, dass der Deal über die 20  Milliarden Dollar teure Server-Farm in South Carolina platzt, dann ist doch Jamie Oliver schuld!«
    »Hast du denn einen zwanzig-Milliarden-Dollar-Server-Farm-Deal?«
    »Natürlich nicht«
    »Eben. Noch was?«
    »Ja, ich möchte, dass wir Apple verklagen.«
    »Oh … das ist jetzt wieder was Neues. Wegen was verklagen wir Apple?«
    Ich deute auf mein linkes Auge. »Ich hab im Bett Spiegel Online gelesen auf dem iPhone.«
    »Ja und?«
    »Da isses mir beim Einschlafen aufs Auge gefallen!«
    »Ach Simon …«, stöhnt Ditters.
    »Weißt du, wie scheißenglitschig das Ding ist?«, protestiere ich. »’ne Gefängnisseife ist Schleifpapier gegen das iPhone! Und in der Bedienungsanleitung steht kein Wort von ›nicht im Bett lesen‹.«
    »Wie gesagt – vergiss es.«
    »Weil du dich nicht traust gegen die Anwälte aus Kalifornien?«
    »Nein, weil es knatschbekloppter Unsinn ist!«
    »Knatschbekloppt ist ein unfassbar schwules Wort.«
    »Überhaupt nicht!«
    »Wohl.«
    »Gar nicht!«
    Enttäuscht streiche ich
Apple verklagen
von meiner Liste, und gemeinsam schauen wir durch das beeindruckende Panoramafenster in den von zahllosen Kondensstreifen zerfetzten, knallblauen Winterhimmel über Köln.
    »Die packen da Chemikalien rein, die Amis, um die Erderwärmung aufzuhalten«, sage ich.
    »In unsere Fenster?«
    »Ins Kerosin von den Flugzeugen. Die Streifen stehen viel zu lange am Himmel.«
    »Sagt wer?«
    »Meine Putzfrau.«
    »Na dann …«
    Für einen Augenblick steht ein unangenehmes Schweigen im Raum. Ditters vertreibt es mit einem »Sonst noch was, Simon?«
    Ich rutsche ein wenig hoch, greife nach meiner Liste und suche die Passage mit dem Kopfhörer. »Idee Nummer vierzehn: Der Crime-Safe-Diebstahlkopfhörer.«
    »Du willst allen Ernstes diese Liste durchgehen, oder?«
    »Ja, das würde ich wahnsinnig gerne machen.«
    »Okay, den Kopfhörer hab ich nicht ganz verstanden irgendwie.«
    »Ganz einfach«, erkläre ich, »wenn dir jemand dein Smartphone klaut, geht die Musik aus.«
    Ditters legt die Liste zur Seite und seine klobige Legobrille neben die Plastikschale mit dem Tomatensalat aus einer interessanten Mischung in verschiedenen Farben und Größen.
    »Aber geht die Musik nicht immer aus, wenn man die Kopfhörer ausstöpselt?«
    »Das ist ja das Geniale, weil ich dann einfach irgendwelche Billig-Kopfhörer nehmen kann aus China und als teure Crime-Safe-Edition verkaufen. Geht das rechtlich?«
    »Simon, sorry, aber das ist einfach nur albern.«
    »Weißt du, was wäre, wenn es nach dir ginge? Wir würden alle noch mit der Kutsche fahren und
Dalli Dalli
auf Schwarzweiß-Fernsehern gucken. Autos? Albern! Menschen auf dem Mond? Niemals! Es gäb nicht mal ’ne Schwulenbar, weil ja keiner zugeben würde, dass er schwul ist!«
    »Simon, ich hab noch einen ernsthaften Termin gleich.«
    Sauer schiele ich auf meine Liste. Zwei Ideen hab ich ja noch.
    »Was hältst du denn von wirsaufens.de? Die Leute schicken ihre alten Flaschen ein mit ungetrunkenem Partyfusel, und wir verkaufen den Alkohol an Pharmaunternehmen, oder –«
    »Wie langweilig genau ist dir
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