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118 - Der Unersättliche

118 - Der Unersättliche

Titel: 118 - Der Unersättliche
Autoren: Dämonenkiller
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Buzios.
    Das
batacuda
genannte Samba-Happening hatte seinen Höhepunkt längst überschritten, so daß sich der Gastgeber Marcos Freyre etwas einfallen lassen mußte, um seine Gäste bei Laune zu halten. „Bringt ein Ferkel", befahl er seinen Dienern.
    Zustimmendes Gemurmel der Männer und verzückte, ängstliche Ausrufe der Damen zeigten an, daß man ahnte, was das kommende Schauspiel bringen würde.
    Marcia da Rochas fröstelte. Sie wollte sich ins Haus zurückziehen, um das blutig-grausame Schauspiel nicht mit ansehen zu müssen.
    Aber das tauchte Lonrival da Silva vor ihr auf und versperrte ihr tänzelnd den Weg. Wollte sie nach links ausweichen, bewegte er sich im Samba-Rhythmus in dieselbe Richtung, machte sie einige Schritte nach rechts, erschien er plötzlich dort.
    Er grinste, schüttelte die silberne Rassel, die Adja, und machte unnachahmliche schlenkernde Bewegungen.
    Unter seinem breiten Strohhut war nur die dunkle Sonnenbrille und der breite grinsende Mund zu sehen. Manchmal gab er seltsame Laute von sich.
    Im Hintergrund quiekte kläglich das Ferkel, das von drei Dienern hinauf zum Teich geschleppt wurde, der das Anwesen von Marcos Freyre abgrenzte. Die Gäste folgten ihnen in einer ausgelassenen Prozession.
    Marcia vergaß ihr Vorhaben und bewegte sich mit Lonrival im Samba-Rhythmus. Sie tänzelte hinter ihm drein. Die
batidinha
schwappte aus ihrem halbvollen Glas, aber Marcia merkte es nicht. Es schien ihr auch gar nicht bewußt zu sein, daß Lonrival da Silva sie zum Teich hinaufführte.
    Sie war wie in Trance - Xango, wie man hier sagte.
    Da war der Teich. Wenn man auf die ruhige, leicht gekräuselte Wasseroberfläche blickte, konnte man nicht ahnen, was für Schrecken darunter lauerten. Aber Freyres Gäste waren Eingeweihte, und wer neu war, wie etwa der deutsche Weltenbummler Hubert Keller, wurde schnell aufgeklärt.
    „Paß gut auf, Hugh, was passiert, wenn das Ferkel ins Wasser geworfen wird. Da ist die Hölle los … Es ist unglaublich, welchen Heißhunger Marcos' Tiere entwickeln. Er verfüttert täglich ein Dutzend Schweine an sie. Ein teurer Spaß, aber er kann sich diesen Luxus leisten."
    Marcia fand wieder zu sich selbst zurück. Sie begegnete kurz dem Blick von Keller.
    Er lächelte sympathisch. Eigentlich paßte er gar nicht in diese versnobte Clique.
    Marcia wollte sich abwenden, aber da versperrte ihr Lonrival da Silva den Weg, adjarasselnd. Seine drei Priesterinnen tanzten und zupften ihre Gitarren. Seinem Bann konnte sich Marcia nicht entziehen. Sie mußte bleiben.
    Jetzt banden die Diener das Ferkel an den Beinen an ein langes Seil, dessen anderes Ende sie über einen Ast eines am Ufer stehenden Baumes warfen. Sie zogen das Ferkel daran hoch - und ließen es dann ins Wasser fallen.
    Im Nu begann die Oberfläche förmlich zu brodeln. Unterarmlange, rötlich schimmernde Körper peitschten das Wasser, und eine Wolke von Blut verfärbte das Wasser.
    „Hochziehen!" befahl Marcos Freyre zwischen zwei Schlucken aus seinem Glas.
    Die Diener hievten das Ferkel hoch. Als es aus dem Wasser kam, hing eine Traube zappelnder Raubfische daran - viel war von dem armen Tier nicht mehr übrig.
    „Piranhas!" entfuhr es Hubert Keller.
    „Und zwar
rote
Piranhas", klärte ihn jemand auf. „Sie sind die größten und gefräßigsten."
    „Ich habe gar nicht gewußt, daß es sie in Buzios gibt", sagte Hubert Keller angewidert.
    „Marcos hat sie vom Amazonas einfliegen lassen und im Teich ausgesetzt. Sie bewachen sein Grundstück. Aber es sind die kostspieligsten Wächter der ganzen Knochen-Bay."
    „Dafür auch die verläßlichsten", meinte Marcos Freyre grinsend.
    Marcia betrachtete ihn. Er war groß und schlank und braungebrannt. Sein hübsches graumeliertes Gesicht hatte einen harten Zug. Es lag etwas Bösartiges, Perverses darin. Wie hatte sie nur auf ihn hereinfallen können! Nun, sie kam aus ärmlichen Verhältnissen. Ihre Wiege stand in einer Senzala in den Favelas, den Slums von Rio. Sie hatte sich von seinem Reichtum blenden lassen.
    Sein von Alkohol getrübter Blick erfaßte sie. Lässig gab er den Dienern ein Zeichen, den Kadaver des Schweins wieder ins Wasser zu lassen. Dann kam er auf unsicheren Beinen zu ihr. Bevor sie sich davonmachen konnte, hatte er sie erreicht und packte sie am Arm.
    „Schäbiger Paulista, laß mich los!" zischte sie.
    Aber er drückte nur noch fester zu und grinste breit. Sein Blick wurde hart. Der brutale Ausdruck seines Gesichts ängstigte sie.
    „Nimm den
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