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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein
Autoren: Charlotte MacLeod
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zur Schule kam. War ‘s einzige Mal, daß ich meine Mutter hab’ weinen
sehn. Ich hab’ auch geheult, weil ich gewußt hab’, daß ich jetz’ nie mehr mit
der goldnen Uhr spielen konnte.«
    »Hm ja, das sind die Prüfungen, die uns
vom Leben auferlegt werden, Miss Horsefall. Dann wissen Sie also nicht, was aus
Belials, eh, persönlicher Habe geworden ist?«
    »Ach du Schande, sin’ wir jetz’ wieder
bei persönlicher Habe‹ angekommen? Wieso ham Sie das nich’ gleich gesagt?«
    Miss Hilda strich ihre Schürze glatt
und durchforstete ihr Gedächtnis. »Ich nehm’ an, Bedivere hat die Bücher un’ so
was gekriegt, un’ der Rest is’ an diese Mrs. Lomax gegangen, die ihm ‘n
Haushalt geführt hat. Soll auch noch ‘n paar andre Sachen für ihn gemacht
haben, wie ich gehört hab’, aber das is’ ja nun mal egal. Die war so ‘ne Art
angeheiratete Verwandte von Jolenes Vater. Fragen Sie mich nich’, was genau die
war. Ich hab’ bei den Lomax’ nie richtig durchgeblickt, ‘ne Witwe. Ich glaub’,
sie hat Effie geheißen.«
    »Vielen Dank, Miss Horsefall. Über die
Lomax-Familie kann ich leicht alles herausfinden, was ich wissen möchte. Darf
ich eben Ihr Telefon benutzen? Ich, eh, glaube, daß Mrs. Svenson auch noch mit
Ihnen sprechen wollte, wenn es Ihnen, eh, im Moment paßt.«
    »‘s paßt mir jetzt ganz gut, glaub’
ich. Telefon is’ direkt neben Ihrem Ellbogen, da im Regal.«
    Sie raschelte wieder mit der Schürze
und ließ ihn mit dem Telefon allein.
    Während Shandy die vertraute Nummer
wählte, hörte er den freudigen Schrei »Mädssen!«. Mit Sieglinde als
Anstandsdame war Onkel Sven wohl gezwungen, sein feuriges Temperament zu
zügeln. Aber es war unwahrscheinlich, daß sie auf einer langen Verlobungszeit
bestehen würde.
    Die Autorität in Sachen Lomax war zu
Hause und hellwach. Sie hob sofort ab.
    »Guten Abend, Mrs. Lomax. Ich hoffe,
ich habe Sie nicht — oh, waren Sie nicht. Hat er nicht? Vielleicht hatte er nur
keinen Hunger? Dieses warme Wetter, wissen Sie. Das können sie nicht so gut
vertragen. Sind seine Pfötchen feucht? Ah, dann schwitzt er. Nein, völlig
normal. Katzen schwitzen immer durch die Fußsohlen. Das wußten Sie nicht? Ja,
das ist der Vorteil einer akademischen Ausbildung. Fächeln Sie ihm doch ein
wenig frische Luft zu, und lassen Sie ihn ordentlich ausschlafen. Morgen früh
ist er wieder hungrig, da würde ich mir keine Sorgen machen. Weshalb ich
eigentlich anrufe, Mrs. Lomax, ich hätte gerne gewußt, ob Sie mir zufällig
sagen können, was aus einigen Gegenständen geworden ist, die Belial Buggins’
Haushälterin, einer Mrs. Effie Lomax, vermacht worden sind. Das muß so kurz vor
der Jahrhundertwende gewesen sein.«
    Shandy wartete geduldig, denn er wußte,
daß jede Einmischung seinerseits sinnlos war, während Mrs. Lomax die unzähligen
Zweige ihres Familienstammbaumes durchforstete. Schließlich hatte sie die
verstorbene Mrs. Effie ausfindig gemacht.
    »Geborene Effie Fescue, tatsächlich? Da
überraschen Sie mich aber. Ich wußte nicht, daß die Fescues in dieser Gegend
eine so alte Familie sind. Oh, sind sie doch nicht? Erst seit dem Bürgerkrieg?
Nein, das genaue Datum ist nicht so wichtig. Nein, Sie brauchen es nicht
nachzuschlagen. Eigentlich war ich mehr an dem Buggins-Besitz — tatsächlich?
Das war — aha, ich verstehe. Ja, schlechte Angewohnheit, keine — ich kann es
mir vorstellen, daß es — ja, natürlich, eine Versteigerung. Das einzige, was
man in einem solchen Fall — Sie waren tatsächlich? Was für ein interessanter
Zufall. Und was haben Sie? Tatsächlich? Ja, einen zweiten Schirmständer kann
man immer gebrauchen. Und erinnern Sie sich zufällig, wer?«
    Lächerliche Frage. Natürlich erinnerte
sich Mrs. Lomax genau an die Versteigerung, die nach dem Tod der Nichte der
verstorbenen Effie Fescue Lomax, der diese spezielle Buggins-Sammlung vererbt
worden war und die ohne Testament und unverheiratet gestorben war,
stattgefunden hatte. Und sie erinnerte sich ebenfalls genau, wer was gekauft
hatte. Shandy nickte von Zeit zu Zeit, während sie alles aufzählte. Plötzlich
unterbrach er sie.
    »Wie bitte? Sind Sie da ganz sicher?
Ja, natürlich sind Sie das, ich, eh, war mir nur nicht bewußt, daß er, eh,
damals schon hier lebte. Sagen Sie einmal, Mrs. Lomax, hat der verstorbene Jim
Fescue die verstorbene Mrs. Effie Lomax überhaupt gekannt? Sie muß eine ältere
Dame gewesen sein, als er noch ein Kind war, nehme ich an. Oh, haben Sie? Und
sie
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